Worum geht’s?
«Heute bist Du ein Astronaut», verspricht die Website astronaut.io . Allerdings besteigt man keine Rakete. Die Website zeigt YouTube-Videos, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat.
Im Hintergrund sieht man den Erdball aus der Perspektive der Raumstation ISS. In einem Videofenster läuft ein Endlos-Stream kurzer Sequenzen aus YouTube-Videos.
Die Videos zeigen Aufnahmen aus aller Welt mit allen erdenklichen Situationen: jemand spielt Bowling , ein Kind spielt mit seinem Vater Klavier und schneidet Grimassen in die Kamera oder jemand filmt von einem Sightseeing-Boot das Ufer der Themse.
Warum ist’s interessant?
Die Videos sind ein Kontrastprogramm zu jenen, die uns YouTube auf der Startseite vorschlägt. Sie sind nicht spektakulär, professionell inszeniert oder geschickt editiert.
Diese Videos sind YouTubes Pendant zur dunklen Seite des Mondes. Pro Minute werden 300 bis 400 Stunden Videomaterial auf die Plattform gestellt. Vieles davon findet keine Zuschauer.
Die Videos heissen «IMG 0179» oder «DSC 0502» – das sind die Dateinamen, die die Kamera oder das Handy dem Clip automatisch zugewiesen hat. Die User haben sich nicht die Mühe gemacht, Titel zu texten oder die Videos mit Schlagworten zu versehen. Kein Wunder, findet man sie nicht.
Als Zuschauer kann man trotzdem den Blick nicht so leicht abwenden. Man will wissen, was als nächstes kommt. Mit astronaut.io blickt man wie ein Astronaut mit einer virtuellen Distanz auf die Videos. Es sind kleine, flüchtige Alltagsmomente: ohne Namen oder Ambitionen.