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Eine Frau und ein Kind auf einem Weg.
Legende: Diese Aufnahme hat Jacqui Kenny in Mongolien gefunden. Getty Images / Bildmontage

Vom Sofa aus ans Ende der Welt So schön kann Google Street View sein – wenn man genau hinsieht

Weil sie Platzangst hat, kann eine junge Londonerin nicht reisen. Trotzdem hat sie schon mehr Orte auf der Welt gesehen als mancher Globetrotter.

Worum gehts's?

Eine Frau im knallroten Mantel wartet in Kirgistan auf den Bus, im Hintergrund eine riesige Friedenstaube aus Stein. Saudische Bauarbeiter in hellgrünen Westen stehen wie Marsmenschen in einer kargen Landschaft. Eine mexikanische Familie winkt der Kamera zu. Dahinter eine Reihe Häuser, die wie rote, gelbe und weisse Spielwürfel aussehen.

Der Instagram-Account «Streetview Portraits» ist ein Reise-Tagebuch der etwas anderen Art. Nicht nur, weil die surrealen Bilder daherkommen wie Szenen aus einem Arthouse-Film, aufgenommen irgendwo im Nirgendwo. Sondern auch, weil diese Schnappschüsse sich beim zweiten Hinsehen als Screenshots entpuppen, aufgenommen über Google Street View.

Das Instagram-Profil gehört der Londonerin Jacqui Kenny. Von ihrer Wohnung aus bereist sie die abgelegensten Orte. Bis dahin, wo die Aufnahmen der Google-Autos enden. Manchmal sucht sie tagelang nach dem perfekten Bild: Je verlassener, desto besser.

Warum ist's interessant?

Im realen Leben in die Ferne zu streifen ist für Jacqui Kenny unmöglich. Sie hat Platzangst. Deswegen kann sie sich kaum an Orten aufhalten, wo sich viele Menschen tummeln. Bereits der alltägliche Gang zum Supermarkt ist für sie eine Herausforderung. An Reisen nicht zu denken, in Flugzeugen oder Zügen kriegt sie Panik.

Screenshot

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Wir sprechen über aktuelle Geschichten und Debatten im Internet. Von Montag bis Donnerstag um 17.40 Uhr in der Rubrik «Screenshot» bei Radio SRF 2 Kultur .

Als sie mit dem Projekt «Streetview Portraits» begann, interessierte sie sich vor allem für die Ästhetik von Google Street View, erzählt Kenny: «Die Bilder erschienen mir spannend, gerade weil sie automatisiert durch Autos entstanden.»

Ihre Angststörung wollte sie zuerst nicht thematisieren. Nach wenigen Wochen nahm sie all ihren Mut zusammen, nannte sich «Agoraphobic Traveller». «Heute kriege ich täglich Zuschriften von Leuten, die mit den selben Hürden hadern», sagt Kenny. «Mit ihnen tausche ich mich über Erfahrungen aus.»

Ihre rund 200 Bilder auf Instagram überraschen: Gerade weil sie abseits der belebten und bekannten Sehenswürdigkeiten dieser Welt entstehen.

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