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Jeremy Killick im Kükenkostüm.
Legende: Wenn's um «Real Magic» geht, wird's knallig: Schauspieler Jeremy Killick im Hühnerkostüm. Bildmontage/Getty Images/1on1on1

Webprojekt «One on One on One» Wenn Schauspieler das Netz zur Bühne machen

In Berlin trifft sich gerade die deutschsprachige Theaterszene. Dank einem Videoprojekt findet das Theatertreffen auch online statt.

Worum geht's?

Eine Rolle, eine Kamera, eine Minute Zeit: «One on One on One» heisst ein Webprojekt, welches das Berliner Theatertreffen begleitet. Aus jeder der zehn grossen Produktionen des Theatertreffen wurde eine Schauspielerin oder ein Schauspieler eingeladen, einen Kurzfilm zum Stück zu drehen. Die Videos sind nun auf einer Webseite abrufbar.

So verschieden die Stücke, auf die sie sich beziehen, so unterschiedlich sind die kurzen Filme. Eine Frau in Abendrobe kämpft etwa mit dem Baseballschläger gegen sich selbst. Der Schweizer Roland Koch turnt durch das leere Bühnenbild von «Drei Schwestern» , der Simon-Stone-Inszenierung am Theater Basel. Die Kinder aus Milo Raus «Five Easy Pieces» sinnieren vor der Kamera über das Spielen von Rollen.

Mal wird ganz theatralisch Theatertext gesprochen, mal gesungen – wie bei Thom Luz – andere Beiträge kommen fast ohne Ton aus. Einziger roter Faden: das Theater, das immer wieder selbst Thema ist.

Screenshot

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Wir sprechen über aktuelle Geschichten und Debatten im Internet. Von Montag bis Donnerstag um 17.40 Uhr in der Rubrik «Screenshot» bei Radio SRF 2 Kultur .

Warum ist's interessant?

Die kurzen Filme von «One on One on One» haben gemeinsam, dass sie versuchen, die Atmosphäre eines Theaterstücks herauszudestillieren.

Überall tauchen Verweise auf die Welt vor und hinter der Bühne auf: Masken, Bühnenschminke, pantomimische Gesten. Ausgeknipste Scheinwerfer, leere Zuschauerstühle. Knallige Kostüme, die auf der Strasse für Irritationen sorgen. Aber es wird auch mit Schnitten, Soundeffekten und Zooms gearbeitet – also den Mitteln des Kinos.

Theaterinhalte treffen auf die Erzählformen des Films: Manchmal funktioniert das, manchmal eher nicht. In einigen Beiträgen wirkt das Geschehen durch die Kamera sehr intim, man ist scheinbar viel näher an den Schauspielern, als man ihnen im Theatersaal jemals kommt. Anderenorts erscheint das Theatrale ziemlich plakativ.

Doch die Ästhetik des Webprojekts könnte auch diejenigen erreichen, die sonst dem Theater eher fern bleiben. Durch die filmischen Schnipsel findet der Theaterevent des Jahres nicht nur auf der Bühne, nicht nur in Berlin und nicht nur diese Tage statt.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Screenshot, 09.05.17, 17:40 Uhr

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