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Wie ökologisch sind Elektroautos?
Aus Kultur Webvideos vom 07.05.2021.
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Elektroautos in der Schweiz Mit Elektroautos auf dem Weg in die Zukunft

Boomende Verkäufe, neue Batterieproduktionszentren, massiver Ausbau des Ladenetzes. Die Elektromobilität gewinnt an Schub. Zeit, die wichtigsten Fragen zum Elektroauto auf ihre Aktualität hin zu überprüfen.

Rund 50'000 reine Elektroautos sind heute auf Schweizer Strassen zugelassen. Gemessen an allen 4.5 Millionen Personenwagen machen sie nur einen Anteil von etwa einem Prozent aus. Aber: Die Tendenz ist stark steigend.

Wie umweltfreundlich sind Elektroautos?

Reine Elektrofahrzeuge bringen eine Hypothek mit, noch bevor sie losgefahren sind: die Batterie. Ihre Herstellung braucht heute noch Rohstoffe wie Kobalt oder Lithium und deren Abbau ist mit Problemen behaftet. In der Herstellung fällt auch mehr CO2 an als bei konventionellen Autos.

Dennoch sagt Umweltingenieur Christian Bauer vom Paul Scherrer Institut (PSI): «Bezüglich Klimafreundlichkeit schneidet das Elektroauto heute in der Schweiz klar am besten ab – trotz der Batterie.»

Das PSI hat erstmals eine umfassende Vergleichsstudie gemacht, um die Gesamtbilanz eines Fahrzeugs zu berechnen – von der Förderung der Rohstoffe, über den Betrieb bis zur Entsorgung des Autos. Insgesamt erzeugen Elektrofahrzeuge, verglichen mit Benzinautos, nur etwa die Hälfte an CO2.

Carculator

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Der Carculator ist das wissenschaftliche Projekt des Paul Scherrer Instituts zur Berechnung von Gesamtbilanzen eines Fahrzeugs: Als Online-Tool können hier detailliert alle Automodelle und Antriebssysteme miteinander verglichen werden.
Die Studie listet Faktoren auf, die sich sehr genau berechnen lassen, wie die Klimabilanz oder die Smogbildung. Solche, die schwieriger zu berechnen sind, wie etwa die Bildung von Feinstaub und jede, die noch kaum berechenbar sind, wie ionisierende Strahlung oder die Erschöpfung von Metallressourcen.

Welche Rolle spielt das Batterie-Recycling?

Mehr Batterien, das bedeutet auch mehr Abfall. Hoffnung steckt im Recycling. Weltweit entstehen industrielle Recyclinganlagen, um die Rohstoffe aus alten Batterien herauszulösen und für neue Akkus wiederzuverwenden.

Es ist wichtig, einen industriellen Zyklus wichtiger Rohstoffe aufzubauen. Das könnte die Abbauproblematik merklich entschärfen. Doch die industriellen Verfahren sind heute noch sehr energieintensiv.

Wie steht es ums Laden?

Wer keine eigene Ladestation hat, ist allein auf öffentliche Schnellladestationen angewiesen. Schnellladen an einer der schweizweit 5'300 Ladestationen dauert zwischen 20 und 50 Minuten. Intransparent ist heute noch die Preispolitik nach Anbieter.

«Jede Ladesäule wird zu 100 Prozent mit Ökostrom gespiesen. Eine Station hat ungefähr die Energieleistung von 20-30 Einfamilienhäusern», so Domenic Lanz von der Firma «GoFast», einem Schweizer Ausrüster von Schnellladestationen.

Innenstädte werden dabei immer wichtiger: «Überall dort, wo man rund eine halbe Stunde bleibt, zum Einkaufen oder für Besorgungen, und in dieser Zeit das Elektroauto laden kann.»

Haben wir genug Energie?

Nein. Würden heute alle 4.5 Millionen Personenwagen in der Schweiz elektrisch fahren, müsste man mit einem jährlichen Mehrbedarf von 15-20 Prozent an der heutigen Gesamtenergie rechnen.

Das sind ungefähr zehn Terawattstunden jährlich, die es aus erneuerbaren Quellen zu decken gilt, sonst ist ein Wechsel auf die Elektromobilität für den Klimaschutz nicht sinnvoll.

Sind Elektroautos der richtige Weg für die Zukunft?

«Es ist der Weg, den die Industrie jetzt geht», sagt Martin Bolliger vom TCS. Ein wichtiger Treiber. Zudem werden die Umweltauflagen im Rahmen des «European Green Deal» immer strenger und so der Markt für Treibstoffverbrennung unattraktiver.

Die Einführung der sogenannten «Euro 7-Norm» steht vor der Tür, und damit weiter verschärfte Grenzwerte für Schadstoffemissionen. Für viele Autohersteller ist dies der erklärte Zeitpunkt, spätestens dann auf Elektroautos zu setzen.

«Roadmap Elektromobilität 2022»

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Das Portal liefert einen Überblick über die Strategie des Bundes zur Einführung der Elektromobilität in der Schweiz. Man spricht von sogenannten «Steckerfahrzeugen» – damit sind reine Elektroautos, aber auch Plugin-Hybrid-Modelle gemeint.

Ein Plugin-Hybrid hat einen kleineren Elektromotor und ein Verbrennermotor – sie sind deshalb oft schwerer. Mit Plugin-Modellen kann man bis ca. 60 Kilometer rein elektrisch laden. Nur wenn regelmässig elektrisch gefahren und wieder aufgeladen wird, lohnt sich ein Plugin-Hybrid auch ökologisch.

Aber beide Modelle profitieren gleichwertig von den Fördermassnahmen. Die Elektromobilität wird in der Schweiz kantonal gefördert: In 19 Kantonen sind Elektroautos von der Fahrzeugsteuer befreit, in einigen gibt es sogar zusätzlich Prämien beim Autokauf oder Beiträge an die private oder öffentliche Ladeinfrastruktur.

SRF 1, Einstein, 6.05.2021, 21:05 Uhr

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