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«Es muss jetzt etwas passieren»: Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler zur Klimakonferenz
Aus HeuteMorgen vom 03.12.2018. Bild: Reuters
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Klimagipfel der UNO «Es muss jetzt wirklich etwas geschehen»

Diese Woche beginnt in der polnischen Stadt Katowice die Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Fast 200 Länder wollen dort die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 vorantreiben.

Dafür sei es höchste Zeit, warnt ein neuer UNO-Bericht: Es werde immer schwieriger, das Ziel zu erreichen und die Klimaerwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen.

Höchste Zeit zu handeln, sagt auch Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. Aber die Ausgangslage sei ziemlich vertrackt.

Thomas Häusler

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biologie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert.

SRF: Wie wichtig ist die aktuelle Klimakonferenz der Vereinten Nationen?

Es ist die wichtigste Klimakonferenz, seit in Paris das Klimaabkommen beschlossen wurde. Ohne ein Regelwerk für das Pariser Abkommen, das nun in Katowice verabschiedet werden soll, wäre der Fortschritt beim Klimaschutz blockiert. Und eine Blockade ist das Letzte, was es aktuell braucht.

Denn gerade in den letzten Wochen haben verschiedene wichtige Berichte gezeigt, dass der Klimawandel voranschreitet. Alle Länder tun viel zu wenig, um Treibhausgase zu reduzieren. Es muss jetzt wirklich etwas geschehen.

So schätzt die UNO die Lage vor der Konferenz ein

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Bis vor Kurzem herrschte die Hoffnung, der Anfang sei geschafft. Drei Jahre lang, von 2014 bis 2016, blieb der jährliche Ausstoss an Treibhausgasen auf der Welt konstant.

Zu früh gefreut, warnt ein neuer UNO-Bericht: 2017 ist der Ausstoss wieder um 1,1 Prozent gestiegen. Die Trendwende ist nicht in Sicht.

Auch die Hoffnung, dass Treibhausgase in Zukunft wieder aus der Atmosphäre abgesaugt werden können, zerschlägt der Bericht.

Die Länder müssten hingegen ihre Klimaschutzmassnahmen um das Dreifache steigern – nur so liesse sich das 2-Grad-Ziel erreichen.

Wie genau will das Regelwerk den Klimaschutz sicherstellen?

Die einzelnen Staaten des Pariser Abkommens müssen zum Beispiel mitteilen, welche Mengen an Treibhausgasen sie einsparen wollen. Es macht einen grossen Unterschied, ob man hier sehr genau und transparent ist oder eben weniger.

Die Schwellenländer fürchten, ihre Souveränität zu verlieren.

Denn je weniger klar die Ziele angegeben werden, desto unklarer ist auch, wie viel Treibhausgase ein Land tatsächlich reduziert. Wie gut der Klimaschutz also am Ende wirklich ist.

Gibt es bei diesem Vorgehen Meinungsverschiedenheiten?

Ja, es gibt eine Bruchlinie zwischen Industrieländern und Schwellenländern. Die Industrieländer fordern eher strenge Regeln. Die Schwellenländer, allen voran China, lehnen das eher ab.

Sie befürchten einen Verlust an Souveränität, dass andere Länder sich in die nationale Politik einmischen könnten. Gerade China akzeptiert das absolut nicht.

Welche Sanktionen sieht das Pariser Abkommen vor, wenn ein Staat seine Massnahmen nicht einhält?

Keinerlei Sanktionen, das Abkommen baut auf Selbstverpflichtung. Anders wäre es vor drei Jahren gar nicht möglich gewesen, dieses Abkommen zu schliessen.

Ich bin nicht allzu optimistisch.

Darum sind die Transparenzregeln so wichtig. Man sieht so, wenn ein Land sein Angebot nicht einhält und kann immerhin etwas Druck aufbauen, damit sich etwas tut.

Wie optimistisch sind Sie, dass strengere Regeln kommen?

Nicht allzu optimistisch. Die Industrieländer werden den Schwellenländern als Ausgleich für deren Entgegenkommen etwas bieten müssen. Bisher sind die Industrieländer aber in einer schwachen Position – denn sie selbst machen viel zu wenig für den Klimaschutz. Sie können daher nicht allzu fordernd auftreten.

Auch der Finanzhilfe-Hebel ist zu schwach für starke Regeln.

Ein bewährtes «Schmiermittel» in Klimaverhandlungen sind Finanzhilfen an ärmere Länder. Doch die Industrieländer möchten weniger Geld geben als die ärmeren Länder verlangen. Daher ist auch dieser Hebel zu schwach, um starke Regeln durchzusetzen.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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