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Blackout Stromausfall auf dem Sessellift oder im Gotthardtunnel – was nun?

Im Skigebiet auf dem Sessellift, mitten im Gotthard-Strassentunnel oder im Krematorium: Was passiert wo, wenn wir von einem Blackout überrascht werden? Und wie ist man an diesen Orten darauf vorbereitet?

Wenn ein Blackout eintrifft, dann geschieht dies voraussichtlich vollkommen unerwartet. Was passiert, wenn man zu diesem Zeitpunkt auf dem Sessellift in einem Skigebiet festsitzt? Wenn man gerade im Auto den Gotthardtunnel durchquert? Wie wären Supermärkte oder sogar Krematorien von einem längeren Blackout betroffen? Wir haben an verschiedenen Orten in der Schweiz nachgefragt.

Thementag Blackout

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Was geschieht, wenn in der Schweiz der Strom tagelang ausfällt? Hintergründe, Videos, ergänzende Informationen und Experten-Chats zum Thema:

www.srf.ch/blackout

Im Skigebiet

Oben blau, unten grau! In den Skigebieten tummeln sich tausende Menschen – und mitten am Tag fallen plötzlich alle Anlagen aus: Blackout! Natürlich ahnt zu Beginn niemand, dass es sich um einen lang andauernden Ausfall handelt.

Deshalb reagieren die Bergbahnen vermutlich zunächst nicht und lassen die Wintersportler auf dem Sessellift ausharren. Erst wenn sich abzeichnet, dass das Blackout länger dauert, werden die Bergbahnen entscheiden, die Passagiere von den Sesseln herunter zu holen.

Das Seilbahngesetz schreibt vor, dass alle Bergbahnen ein Konzept haben müssen, gemäss dem die Passagiere innert zwei Stunden von den Liften geholt werden können. Egal ob bei Sonnenschein, Nebel oder Regen! Solche Rettungsaktionen müssen regelmässig vor der Wintersaison geprobt werden.

Im Falle eines Blackouts können die meisten Sessel- und Gondelbahnen in der Schweiz auf ein Notstromaggregat zurückgreifen, um die Passagiere innert nützlicher Frist zurück auf den Boden zu holen – allerdings nur, wenn die Notstromaggregate im Falle eines Falles auch funktionieren.

Video
Spektakuläre Rettung blockierter Berggondel
Aus Schweiz aktuell vom 04.12.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 48 Sekunden.

In der Kehrichtverbrennungsanlage Horgen

Die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) verfügt über eine eigene Stromversorgung und wäre deshalb wenig betroffen von einem flächendeckenden Blackout. Mit der Verbrennung von Abfall wird Wasser erhitzt, was wiederum der Stromproduktion dient. Die KVA versorgt damit nicht nur seine eigenen Anlagen, sondern kann auch Strom ins allgemeine Netz einspeisen.

Wenn die Lager voll mit verbrennbarem Material sind, kann die Anlage mehr als drei Tage Kehricht verbrennen und somit Strom produzieren. Das zur Stromproduktion gebrauchte Wasser befindet sich in einem Kreislauf mit nur wenigen Verlusten. Sollte sich allerdings einmal zu wenig Wasser im System befinden oder die Anlage aus einem anderen Grund abgeschaltet werden müssen, kann ohne externe Stromzufuhr nicht wieder gestartet werden.

Im Krematorium Nordheim in Zürich

Im Falle eines Stromausfalles funktionieren auch die Elektroöfen des Krematoriums nicht mehr. Es können keine Leichname kremiert werden. Bei einem Blackout müssten die Leichname solange aufbewahrt werden, bis der Strom wieder da ist. Führt dies zu Platzproblemen?

Vermutlich nicht, denn die Kapazitäten des Krematoriums Nordheim sind auch auf Krisensituationen ausgelegt: Zwar befinden sich im Normalfall rund 40-60 Verstorbene in den Kühlräumen des Krematorium. In Katastrophenlagen bietet es jedoch Platz für bis zu 300 Leichname, und in den Kühlräumen bleibt die Temperatur auch ohne Stromzufuhr relativ lange tief.

Im Gotthard-Strassentunnel

Bei einem Stromausfall im Gotthard-Strassentunnel fallen Lüftungen und Licht aus. Dennoch ist es im Tunnel nicht sofort komplett dunkel. Jede zehnte Lampe ist an ein Notstromnetz angeschlossen, so dass die im Tunnel befindlichen Autos noch ausfahren können. Innerhalb von rund 20 Minuten ist der Strassentunnel frei von Autos.

Während dieser Zeitdauer sind auch die Notausgänge und die entsprechenden Fluchtwege noch in Betrieb und mit Notlicht gekennzeichnet. Die Gotthardröhre wird unmittelbar nach dem Stromausfall für den einfahrenden Verkehr geschlossen. Als direkte Auswirkung bildet sich ein langer Stau vor beiden Tunnelportalen.

Im energie-autarken Haus in Brütten

Die Familien, welche im bisher einzigen, komplett energie-autarken Mehrfamilienhaus der Schweiz leben, haben Glück. Ihr Haus ist komplett mit Solarzellen überzogen, und Wärmepumpen bringen Erdwärme aus 360 Metern unter der Erde an die Oberfläche.

Wasser fliesst zwar auch bei ihnen nicht, aber immerhin bleibt die Wohnung die ganze Zeit über warm. Auch Elektronik und Technik funktionieren weiter. Somit können auch die Herdplatten weiter genutzt werden. Einer warmen Portion Teigwaren oder Reis steht nichts im Weg – zumindest wenn ein Wasservorrat vorhanden ist.

Im Supermarkt

Wer in der Reihe steht, um seinen Einkauf zu bezahlen, hat Pech gehabt. Sobald der Strom ausfällt, laufen die Bänder nicht mehr, die Kassen lassen sich nicht mehr öffnen und auch die EC- oder Kreditkarte funktioniert nicht mehr. Da niemand weiss, wie lange der Stromausfall noch dauern wird, verlassen die Kunden vermutlich den Laden allmählich und dürften ihr Glück – im Glauben, dass an anderen Orten noch Strom vorhanden ist – in einer anderen Filiale versuchen.

Auf den Strassen

Sobald die Nacht über Europa hereinbricht, wird es dunkel: so dunkel, wie es bisher noch nie war. Keine Strassenlampen, keine Schaufenster und keine Reklametafeln spenden Licht. Manchmal passiert ein Auto die Strasse, und einige wenige Menschen sind mit Taschenlampen unterwegs. Grundsätzlich dürften die Menschen sich in ihr Zuhause zurückziehen und die Zeit bei Kerzenlicht verbringen. Von einem Moment auf den anderen sind wir mit einer ganz neuen Welt konfrontiert: einer Welt ohne jegliche Elektrizität – eine dunkle Welt!

In Yaoundée, der Hauptstadt Kameruns

Stromausfälle gehören in vielen Drittwelt-Ländern wie beispielsweise Kamerun zur Tagesordnung. Die Menschen dort können sich auf das schlecht ausgebaute, unzuverlässige Stromnetz nicht verlassen. Gerade deshalb sind sie auf ein Blackout besser vorbereitet als wir. Gekocht wird vielerorts ohnehin mit Gas.

Jede Woche wird in der Millionenmetropole Yaoundée an einem Tag das Wasser abgestellt, da sonst die Wasserversorgung überlastet wäre. Einen Wasser-Notvorrat haben daher praktisch alle Bewohner ohnehin angelegt. Wenn der Strom aus ist, wird auf Kerzen oder Taschenlampen umgestiegen – auch sie gehören zur Pflichtausstattung der Haushalte. Die Bewohner Yaoundées würde auch ein mehrtägiger Stromausfall nicht aus der Ruhe bringen – anders als bei uns!

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