Worum geht's?
Die «New York Times» berichtet in einem viel beachteten Artikel über eine neue Zensur-Software, die Facebook für den chinesischen Markt entwickelt. Die Zeitung beruft sich auf ehemalige Mitarbeiter, die anonym bleiben möchten.
Facebook bestätigt die Meldung nicht. Das Unternehmen sei zwar an China interessiert, sagte eine Sprecherin gegenüber der «New York Times», Facebook habe aber noch nicht über das konkrete Vorgehen entschieden.
China blockiert Facebook seit 2009 nach Unruhen im Westen des Landes. Aktivsten nutzten das Netzwerk damals zur Kommunikation. In China leben 1,4 Milliarden potenzielle Nutzer. Das macht das Land für Facebook sehr attraktiv.
Warum ist's interessant?
Facebook hat in der Vergangenheit schon mehrmals auf Anfragen von Regierungen Inhalte gelöscht. Zum Beispiel in der Türkei, in Pakistan oder Russland. Mit der Zensur-Software würde das Unternehmen jedoch einen Schritt weiter gehen.
Regierungsbehörden oder Partnerfirmen könnten damit Inhalte selbst prüfen und blockieren, bevor diese den Nutzern überhaupt angezeigt werden. Facebook würde inhaltliche Entscheidungen endgültig Dritten überlassen.
Da liegt das grundsätzliche Problem. Facebook-CEO Marc Zuckerberg betonte nach dem Angriff auch «Charlie Hebdo», wie wichtig Meinungsfreiheit sei. Gleichzeitig besteht Facebook nach wie vor darauf, nur ein Technologieunternehmen zu sein. Kein Medienunternehmen.
Die Technologie von Facebook stellt jedoch für User weltweit Informationen zusammen. Da muss das Unternehmen auch Verantwortung für inhaltliche Entscheidungen übernehmen.
Artikel über Zensur-Software auf «The New York Times»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 23.11.2016, 17:40 Uhr.