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Sonntagsstory Der Takt des Wetters

Das Wetter macht, was es will, aber nur fast. Es gibt ein paar Regelmässigkeiten im System.

Die Unregelmässigkeit ist beim Wetter das Regelmässige - Wetter ist Chaos. Wir merken es immer wieder, wenn Prognosen von Stunde zu Stunde, von Berechnung zu Berechnung wechseln. Dennoch gibt es Regelmässigkeiten. Man nennt es Oszillationen oder Schaukeln oder Schwankungen. Die offensichtlichsten Schwankungen sind die Jahreszeiten, gesteuert von der Erdbahn um die Sonne und der Schiefen Erdachse. Es gibt aber auch weniger offensichtliche Schwankungen wie die Nordatlantische Oszillation, die NAO. Kennen Sie Stykkisholmur?

Stykkisholmur ist ein Tausendseelendorf im Westen Islands. Man glaubt nicht, dass in diesem beschaulichen Ort eine der wichtigsten Messstellen für Luftdruck liegt. Eine andere Messstelle für den Luftdruck liegt in Lissabon, das kennen Sie. Und Sie kennen sicher auch die Islandtiefs und das Azorenhoch. Für den NAO-Index rechnet man den Druckunterschied zwischen Stykkisholmur und Lissabon aus, oder eben zwischen Islandtief und Azorenhoch. Was macht das nun aber mit unserem Wetter?

Je grösser der Druckunterschied zwischen einem Hoch und einem Tief ist, desto stärker der Wind dazwischen. Wenn also der Druckunterschied zwischen Islandtief und Azorenhoch gross ist, haben wir bei uns im Winter mildes Westwindwetter. Man spricht dann von positivem NAO-Index. Ist der Druckunterschied hingegen geringer als im Schnitt, ist der NAO-Index negativ und wir haben in der Schweiz eher Luft aus Norden oder Osten, es ist also kühler. Oftmals gibt es dann sogar ein blockierendes Hoch in unserer Region.

Zeitreihen
Legende: NAO-Index Die NAO-Statistik zeigt markante Wetterphasen, z.B. die kalte Phase im Winter 1962/63. NOAA

Die NAO ist für 31% der Temperaturschwankung im Winter bei uns verantwortlich und sie macht 40% der Lufdruckschwankungen der Nordhemisphäre aus.

Blaue Kurve 1950 bis 2015
Legende: NAO-Index im Winter Blau: Mittelwerte jeweils Januar bis März. Schwarz: 5-Jahresmittel. In den 1960ern war der NAO im Winter negative, in den 1990ern oft positiv mit milden Wintern. NOAA

In neuerer Zeit waren die Winter der 1960er Jahre geprägt von negativem NAO-Index. Es ist kein Zufall, dass auch die grosse Seegfrörni von 1963 in diese Zeit fällt. Anders dann die 1990er Jahre mit vielen milden Wintern mit positivem NAO-Index. Anfang des neuen Jahrhunderts drehte es wieder, es gab wieder kühlere Winter mit negativem NAO-Index.

Kann man die NAO auch für Prognosen brauchen?

Ja. Allerdings macht eine NAO-Prognose nichts anderes als eine Wetterprognose. Er macht eine Aussage zur vorherrschenden Wetterlage. Die Prognose sieht für die kommende Woche knapp negative Werte voraus, ab dem 16. Februar wieder eher positive Werte. Heisst: Hochdruckwetter durch die Woche, danach wieder Westwindwetter.

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