Am Wochenende gab es an einigen Orten einen Sommertag, also Höchstwerte von mehr als 25 Grad. Jetzt ist aber fertig lustig! Am Montag setzt von Westen Regen ein, es bleibt aber zunächst noch einigermassen mild mit Nachmittagstemperaturen meist zwischen 15 und 20 Grad. Am Montagabend erreicht uns aber flach-einsickernde Kaltluft. Damit sinkt die Temperatur sprunghaft ab und liegt am späten Montagabend im östlichen Mittelland nur noch bei etwa 5 Grad. In der Nacht zum Dienstag sinkt die Schneefallgrenze gegen 1000 Meter, bei kräftigen Niederschlägen gegen 700 Meter. Der Spuk beschränkt sich aber auf den Norden. Inneralpin und im Süden bleibt die Schneefallgrenze meist zwischen 1700 und 2200 Metern.
Frost: ja oder nein?
Nicht Schnee, sondern Frost ist Namensgeber für die Eisheiligen. Am Dienstagmorgen könnte es vor allem am Nordrand der Schweiz Bodenfrost, allenfalls sogar Luftfrost geben. Bis Freitag geht es generell kühl weiter. Die Nachmittagstemperaturen liegen meist zwischen 12 und 16 Grad und damit 4 bis 8 Grad unter den üblichen Nachmittagstemperaturen im Mai. Am Morgen ist bis Freitag punktuell Bodenfrost möglich. Dichtere Wolken und Bise stehen aber in der Regel einer allzu starken Abkühlung im Wege.
Eisheilige: Realität oder Fake-News?
In diesem Jahr werden die Eisheiligen ihrem schlechten Image voll gerecht, und auch im letzten Jahr war es kalt, und es gab verbreitetet Bodenfrost. Das Ganze ist aber doch eher ein «Lucky Punch». Ein Blick in die Statistik zeigt, dass dies reiner Zufall ist. Seit der Jahrhundertwende lagen in Basel die Nachmittagstemperaturen 9 Mal über dem Schnitt und 9 Mal unter dem Schnitt für den Monat Mai. Seit 1960 lag die durchschnittliche Nachmittagstemperaturen in Basel bei 19,3 Grad, und damit nur knapp unter dem Mai-Durchschnittswert der Periode 1981 bis 2010 (19,7 Grad). Im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 (18,4 Grad) war es während der Eisheiligen sogar deutlich zu warm. Ähnlich sieht es auch südlich der Alpen aus. Mit 20,2 Grad entspricht in Lugano die Nachmittagstemperatur exakt der Durchschnittstemperatur im Mai. Kurz um: Von signifikanter Abkühlung während der Eisheiligen ist statistisch keine Spur zu sehen.
Früher war alles noch viel besser
1972 zeigte uns die «Kalte Sophie» noch die kalte Schulter. In Basel wurde ein Maximalwert von 8,1 Grad verzeichnet, und im Durchschnitt der vier Tage lag der Nachmittagswert bei 11,9 Grad. Da ist es in diesen Tagen mit Nachmittagstemperaturen um 15 Grad doch deutlich milder. Auch in diesem Bereich sind die Eisheiligen definitiv nicht das Mass der Dinge. So richtig gruselig war es am Rheinknie am 25. Mai 1983 mit einem Tageshöchstwert von 7,3 Grad. In Zürich gab es im Übrigen einen Tag später sogar nur 6,0 Grad als Tagesmaximum.
Servatius mit Schweissausbruch
Schon in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts floppten die Eisheiligen immer wieder. Ganz extrem waren die Eisheiligen im Jahre 1969. Am Servatiustag gab es in Basel einen Höchstwert von 31,6 Grad, und auch am Tag danach verzeichnete Basel mit 31,0 Grad einen offiziellen Hitzetag. Vor drei Jahren war es in Basel während der Eisheiligen ebenfalls ausserordentlich warm. Am 12. Mai wurden am Rheinknie 29,8 Grad gemessen.
Südlich der Alpen ausgeglichener
1980 wurden in Lugano am Sophientag nur 10,9 Grad gemessen, und auch am 13. Mai 1978 war es nur minim milder. Seit 1960 gab es aber nie einstellige Höchstwerte. Auf der anderen Seite gab es in Lugano währender der Eisheiligen auch noch nie einen Hitzetag. 1960 wurde in Lugano ein Höchstwert von 28,4 Grad gemessen. Damals lag die durchschnittliche Nachmittagstemperatur bei 26,4 Grad. Kurz um: Die Eisheiligen leben meist von ihrem Mythos und von den Boulevardmedien, 2020 machen sie eine nicht nur lobenswerte Ausnahme.