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Hitzewelle über der Schweiz
Aus Die Wetterwoche vom 19.06.2022.
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Fast 37 Grad Nationaler Hitzerekord egalisiert

Am Sonntagnachmittag wurden im untersten Aaretal 36,9 Grad gemessen. Damit wurde der nationale Juni-Rekord vom 27. Juni 1947 in Basel egalisiert. Bereits seit Mittwoch sorgt eine Hitzewelle fast täglich für Temperaturen weit über 30 Grad. Schon am Donnerstag gab es in Biasca 36,6 Grad.

Also doch: Der Juni-Rekord wurde zwar nicht übertroffen, aber doch egalisiert. Im untersten Aaretal wurden am späten Sonntagnachmittag 36,9 Grad gemessen. Damit wurde der alte Rekord aus dem Jahre 1947 exakt erreicht, als in Basel am 27. Juni ebenfalls 36,9 Grad gemessen wurden. Allerdings war damals die Messtechnik ganz anders und lässt sich nicht mit der heutigen Instrumentierung vergleichen. Mit der früheren Messtechnik lagen Höchsttemperaturen automatisch höher. Während der letzten Juni-Hitzewelle im Jahre 2019 wurden am 28. Juni in Sitten ebenfalls 36,9 Grad und am 30. Juni sogar 37,0 Grad gemessen. Diese Werte wurden aber nachträglich nach unten korrigiert, da die Station am Flughafen Sitten nicht mehr der internationalen Referenz entsprach.

Badende im Rhein unterhalb des Münsters.
Legende: Basel Am Samstag gab es in Basel 35,5 Grad. Nur ein Bad im Rhein brachte Kühlung. Peter Wehrli

Lokale Rekorde

Nicht nur im untersten Aaretal war es heiss. Auch in Sitten und Neuenburg wurden am Sonntag mehr als 36 Grad gemessen. In Neuenburg bedeutete dies eine lokaler neuer Juni-Rekord. Ebenfalls neue lokale Junirekord gab es unter anderen in Ebnat-Kappel/SG (33,0 Grad), in Fahy/JU (34,1 Grad) oder in Payerne/VD (34,9 Grad).

Die Nacht der Nächte

Schon am frühen Morgen sah es nach Rekord aus, war doch die Nacht auf Sonntag sehr mild. An zahlreichen Orten gab es eine sogenannte Tropennacht. Das heisst, die Temperatur sank die ganzen Nacht nicht unter 20 Grad. In den Föhngebieten und in leicht erhöhten Lagen fiel die Temperatur zum Teil nicht unter 22 Grad, so in Bad Ragaz/SG und in Sevelen/SG oder auch in Evionnaz/VS. Auch am Genfersee und am Neuenburgersee gab es eine Tropennacht oder auch auf den Jurahöhen, so in Rünenberg/BL. Noch spektakulärer als die Minimumtemperatur war aber die Situation am Morgen um 4 Uhr. In Gersau wurden zu jenem Zeitpunkt 28,5 Grad gemessen, in Sevelen 27,3 Grad.

Blick auf den Lago Maggiore.
Legende: Monte S. Bernardo Im Tessin wurden schon am Freitag mit Nordföhn bis 36,6 Grad erreicht. Irene Eichhorn

Tag 5 der Hitzewelle

Der Sonntag war bereits der fünfte Tag der aktuellen Hitzewelle. Seit Mittwoch liegen die Nachmittagstemperaturen in der Schweiz meist über 30 Grad. Einen ersten Vorgeschmack auf die Hitzewelle gab es schon am Mittwochnachmittag in Sitten mit 34,4 Grad. Am Freitag wurde es mit Nordföhn vor allem im Süden extrem heiss. Mit 36,6 Grad in Biasca, dies dank Nordföhnunterstützung, wurde die höchste Juni-Temperatur im Süden seit Messbeginn aufgezeichnet. Allerdings wird erst seit September 2017 in Biasca gemessen. Am Samstag wurde es vor allem im Norden heiss. In Basel zeigte das Thermometer 35,5 Grad. Teilweise wurden auch noch höhere Werte gemeldet, diese wurden aber nicht auf einer offiziellen Station mit Referenz gemessen.

Blick auf den Märjelensee.
Legende: Fiescheralp/Märjelensee. Die Alpen sind weitgehend ausgeapert. Kein Wunder, die Nullgradgrenze lag am Samstag bei 4300 Metern. Klaus Minnig

Die heisseste Zeit des Jahres folgt noch

Absolute Höchsttemperaturen im Juni sind eher selten. Die heisseste Phase des Jahres wird in der Regel erst während der Hundstage zwischen dem 23. Juli und dem 23. August erreicht. Analysiert man die Jahreshöchstwerte in der Schweiz im 21. Jahrhundert noch etwas genauer, dann ist zu sehen, dass neun Mal der Jahreshöchstwert im Juli auftrat, acht Mal im August und nur 5 Mal im Juni und auch die absoluten Höchstwerte waren im Juli und August deutlich höher als im Juni. Für August liegt der absolute Höchstwert bei 41,5 Grad (2003) und im Juli waren es 39,7 Grad (2015). Da nehmen sich die aktuellen Temperaturen eher bescheiden aus.

Woher stammt die Hitze?

Über Tage befand sich ein Tiefdruckgebiet vor der portugiesischen Atlantiküste, dort wo sich eigentlich das klassische Azorenhoch zu diesem Zeitpunkt befinden sollte. Die Folge davon war, dass sich von Spanien bis zu den Alpen in den letzten Wochen immer wieder Südströmungen einstellen konnten. Diese brachten schon vor rund einem Monat die ersten Hitzetage in der Schweiz. Spanien leidet seit Tagen unter Dauerhitze. Im Raum Sevilla – Cordoba wurden während einer Woche fast konstant Temperaturen um 40 Grad gemessen mit Höchstwerten bis 43 Grad. Da sich das Tiefdruckgebiet am Wochenende Richtung Biskaya verschob, kam diese Hitze nun Richtung Alpenraum voran. Da die Sonne bei uns aber nicht ganz so steil steht wie in Spanien, wurden nicht ganz so hohe Maximaltemperaturen erreicht. Am Samstag verschob sich das Zentrum der Hitze von Südspanien nach Südwestfrankreich. In Biarritz wurden 43 Grad gemessen. Aber auch nahe der Schweizer Grenze gab es 37 Grad, so beispielsweise in Colmar im Elsass. Am Sonntag verschob sich die Hitze noch weiter in den Nordosten. Während es in Südwestfrankreich bereits wieder kühler wurde, gab es in Strassburg im Elsass 38 Grad. Auch im Osten Deutschlands wurde es sehr heiss. In Dresden wurden 38,5 Grad gemessen.

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