Zum Inhalt springen

Monat für Monat In 12 Schritten durch das Meteojahr 2020

Auch 2020 wurden wir mit vielen Wetterphänomenen verwöhnt – oder geplagt. Im Februar gab es immer wieder Winterstürme mit Spitzen von mehr als 200 Kilometern pro Stunde. Der Frühling war sonnig und warm, und im Herbst gab es vor allem im Süden Starkregen.

Januar: Superhoch

Im Januar ging das Jahr mit Hochdruckwetter los. Hoch «Ekart» sorgte für einen aussergewöhnlichen Wert von 1046,9 Hektopascal in Chur. Allgemein war es sehr sonnig. Vor allem die Waadtländer Station Payerne erlebte den sonnigsten Januar seit Messbeginn, aber beispielsweise auch in Luzern und Genf war der Januar so sonnig wie noch nie zuvor. Dazu war es sehr warm. Die Temperaturen lagen rund 2,5 Grad über dem langjährigen Schnitt, im Hochgebirge sogar 4 Grad. Grächen erlebte den wärmsten Januar seit Messbeginn. Ende Monat setzten die Winterstürme ein. Im Norden der Stadt Zürich wurde mit 123 Kilometern pro Stunde der zweithöchste Wert überhaupt an dieser Station gemessen.

Skilift im Grünen.
Legende: Frühling im Mittelland Januar: Der Januar war in tiefen Lagen weitgehend ohne Schnee, so auch in Langenbruck Franz Schweizer

Februar: Sturmkaskade

Mit Sturm und Wärme ging es im Februar weiter. Ein Sturmtief reihte sich an das nächste. Auf dem Gütsch ob Andermatt wurde ein Spitzenwert von 202 Kilometern pro Stunde gemessen. Nach 1990 war es der zweitwärmste Februar in der Schweiz überhaupt, im Mittelland war es sogar der wärmste. Im Süden setzte sich die grosse Trockenheit seit Jahresbeginn fort.

Wellen schlagen in Zug über den Uferweg.
Legende: Orkanböen Februar: Immer wieder wurde die Schweiz im Februar von schweren Stürmen mit Orkanböen heimgesucht. Ernst Rohrer

März: Doch noch eisig

Am 2. März ging im Süden eine 70-tägige Trockenheitsphase zu Ende. Allgemein war der März etwa 2 Grad zu warm. Das Monatsende war dann aber grimmig kalt.

März: Lauerzersee bei wolkenlosem Märzwetter.
Legende: Schon warm März: Zur Monatsmitte begann eine 45-tägige Trockenphase im Norden Irene Eichhorn

April: Trockenheit

Am Morgen des 1. April wurden in Ebnat-Kappel -7,6 Grad gemessen. Danach waren aber Wärme und erneut Trockenheit angesagt. Insgesamt war es etwa 4,5 Grad zu warm. Nur die Jahre 2007 und 2011 waren in der Regel noch sonniger und wärmer. Im Oberaargau war es sogar der sonnigste April seit Messbeginn. Erst am 26. April ging eine rund 45-tägige Trockenheit auf der Alpennordseite zu Ende. Verbreitet bestand zu dem Zeitpunkt Waldbrandgefahr der Stufe 4. Von typischem Aprilwetter war keine Rede.

Felder in Urtenen-Schönbühl unter blauem Himmel mit Wolken am fernen Jura.
Legende: Sonnig und warm April: Keine Spur von wechselhaftem Aprilwetter. Es war sonnig und warm und entsprechend stand schon alles in Blüte. Ueli Klossner

Mai: Eisheilige mehr als nur Scheinheilige

Wenn es schon mit dem Aprilwetter nicht klappen wollte, waren auf jeden Fall die Eisheiligen ein Volltreffer. Pankratius (12. Mai) brachte auf dem St. Galler Notkersegg 2 Zentimeter Neuschnee. In der letzten Maidekade gab es aber auch schon den ersten Hitzetag mit 30,2 Grad in Sitten.

Gefrorene Tannenzweige am 12. Mai am Passwang.
Legende: Eisheilige Mai: Ein Hoch auf Pankratius: Pünktlich zu den Eisheiligen wurde es frostig. Stephan Erny

Juni: Schafskälte

Der Juni war eine eher kühle Angelegenheit. Am 7. Juni sank die Schneefallgrenze in Mittelbünden zum Teil sogar unter 1000 Meter, und die Schafskälte stellte sich pünktlich wie selten ein. Dagegen hatte der Juni optisch etwas zu bieten. Immer wieder waren leuchtende Nachtwolken zu beobachten, dazu gesellte sich Ende Monat und anfangs Juli auch noch Komet Neowise.

Ein unmotiviertes Schaf während der Schafskälte in der Region Winterthur.
Legende: Schafskälte Juni: Die Schafskälte war 2020 extrem pünktlich und sehr markant. FB

Juli: Späte Hitze

Lange Zeit dümpelte im Juli der Sommer 2020 vor sich hin. Erst am 9. Juli gab es im Norden verbreitet den ersten Hitzetag. Schon am 12. Juli ging es wieder bergab mit Frost. In La Brévine waren es -0,7 und in Samedan -0,1 Grad. In der zweiten Monatshälfte kam der Sommer doch noch zurück, und es wurde heiss mit einem Höchstwert von 36,5 Grad am 31. Juli in Basel. Hitze gab es primär im Westen und Süden. In Genf wurden 12 Tage mit Sommerhitze, also mehr als 30 Grad verzeichnet, im Tessin gab es 10 bis 11 Hitzetage. Im Westen und Süden war es auch sehr sonnig. In Sitten war es sogar der viertsonnigste Juli seit Messbeginn, in Locarno war es der fünftsonnigste.

Nachtaufnahme von Neowise über der St. Urseren Kathedrale in Solothurn
Legende: Neowise Juli: Komet Neowise war an schönen Julinächten von blossem Auge zu sehen. Trix Pulfer

August: Starkregen im Süden

Lange Zeit war es im August heiss. Stellenweise war es sogar der drittwärmste August seit Messbeginn. Zum Jahrhundert-August im Jahre 2003 fehlte aber doch ein ganzes Stück. Lange Zeit war der August sehr trocken. Das änderte sich erst zum Monatsende, als sehr viel Feuchtigkeit aus Süden an die Alpen gestaut wurde. Im Maggiatal gingen innerhalb von drei Tagen 300 Millimeter Regen nieder. Zum Teil griff der Niederschlag auch über die Alpen nach Norden. Die Folge: Aus einem extrem trockenen Monat wurde fast in der ganzen Schweiz ein zu feuchter Monat. Einzig im französischsprachigen Jura blieb es deutlich zu trocken.

Am 16. August schlug am Abend der Blitz in den Sendeturm des Bantigers
Legende: Hitze und Gewitter August: Es war der drittwärmste August mit Hitze, aber auch mit Gewittern. Ueli Litscher

September: Altweibersommer war inexistent

Bis am 24. September jagten sich wieder Wärme- und Hitzerekorde. An einigen Orten in der Schweiz gab es noch Hitzetage, in Basel waren es gleich drei. Der Monatshöchstwerte wurde mit 31 Grad in Visp gemessen. Die 29,9 Grad in Fahy/JU am 9. September stellten dort einen absoluten Rekord für den Monat September dar. Zum Monatsende folgte die dramatische Abkühlung: Am 26. September wurden in Crans Montana 25 Zentimeter Neuschnee gemessen.

Blick vom Jungfraujoch auf den Aletschgletscher
Legende: Gletscherschmelze September: Sehr hohe Temperaturen auf den Bergen aperten die Gletscher wieder bedenklich aus. Jürg Rohrbach

Oktober: Dusche Camedo

Nicht jeden Tag landet das kleine Dorf im Centovalli, direkt an der Grenze zu Italien, in den Schlagzeilen. Wenn es um Starkregen geht, kann das aber immer wieder passieren. Im August 1935 regnete es an einem Tag im der kleinen Tessiner Gemeinde 455 Millimeter. Das gilt nach wie vor als Schweizerrekord. Im Oktober 2020 kam jetzt der zweithöchste Wert dazu. 422 Millimeter kamen an einem Tag herunter. Auch im Südwallis, in Graubünden und in der Ostschweiz kam es am ersten Oktoberwochenende zu Starkregen mit lokalen Überschwemmungen. Auf der Vorderseite des Tiefs erlebte die Glarner Gemeinde Elm mit 159 Kilometer pro Stunde einen neuen lokalen Föhnrekord. Der Oktober war der einzige Monat in diesem Jahr, der nicht eindeutig zu warm war.

Reissender Fluss quer durch die Gemeinde Vals.
Legende: Hochwasser Oktober: Anfangs Oktober gab es nicht nur im Süden Hochwasser, sondern auch in Vals. Urs Berni

November: Martinisommer

So ausgeprägt war der Martinisommer noch selten. Am 2. November erlebt die Schweiz ihren wärmsten Novembertag überhaupt. In Delsberg stieg die Temperatur bis auf 22,8 Grad. Schon die Nacht davor war rekordwarm, und in Fahy ging die Temperatur nicht unter 15 Grad zurück. Am 18. November setzte die Nullgradgrenze zu einem für November ungewohnten Höhenflug an. Am frühen Nachmittag stieg die Nullgradgrenze auf mehr als 4200 Meter an. Auch das ein neuer Novemberrekord. Und noch ein Rekord: Auf dem Corvatsch, in Poschiavo und in Zermatt war es der sonnigste November seit Messbeginn.

Blick von der Alpe Neggia auf das Maggia Delta.
Legende: 2. November November: Der 2. November war der wärmste Novembertag seit Messbeginn. Hanspeter Reist

Dezember: Schnee

Das dritte grosse Niederschlagsereignis in der zweiten Jahreshälfte im Süden brachte am ersten Dezemberwochenende reichlich Schnee. Am 4. Dezember schneite es ergiebig bis ins Südtessin. Dort lief auf Strasse und Schiene fast gar nichts mehr. Der Schnee giff aber auch nach Norden über die Alpen. 72 Zentimeter Neuschnee in Guttannen bedeuteten einen Dezemberrekord für die Station. In Samedan fielen immerhalb von 48 Stunden 81 Zentimeter Neuschnee. Eine so hohe 48 Stundensumme gab es dort ebenfalls noch nie.

Verschneite Landschaft in Ftan mit Schneewolken und etwas blauem Himmel.
Legende: Richtig Schnee Dezember: Im Engadin gab es am zweiten Advent zum Teil Rekord-Neuschneemengen. Herbert Staubli

Meistgelesene Artikel