Zum Inhalt springen

Aargauer Bildungsdirektor «Wir können den Eltern nicht alle Ängste nehmen»

Telefonate wegen Verunsicherung: Die Schule startet am 11. Mai, die Informationen des Bundesrats sind bekannt. Die Kantone haben ihre Vorgaben für den Schulstart nach dem Fernunterricht ausgearbeitet. Trotzdem sind viele Eltern verunsichert und rufen beim Aargauer Bildungsdepartement an. Sollen sie ihr Kind in die Schule schicken? Was, wenn die Informationen des Bundesrats betreffend Kinder und Coronavirus-Übertragung nicht stimmen? Warum setzen andere Kanton auf Halbklassen-Unterricht, der Aargau (so wie 17 andere Kantone) nicht? Der Kanton hat einen Elternbrief vorbereitet, ihn in 13 Sprachen übersetzt und diesen den Schulleitungen zur Verfügung gestellt. Trotzdem hagelt es Anrufe.

Alle sind etwas Experten: «Wir können den Eltern nicht alle Ängste nehmen», sagte Alex Hürzeler, Aargauer Bildungsdirektor, vor den Medien. «Vieles ist eine Glaubensfrage, man liest von diversen Studien, aber wir vertrauen dem Bundesrat», so Hürzeler. Er glaubt dem Bundesamt für Gesundheit, das sagt, dass Kinder nicht die Treiber dieser Epidemie sind. Man müsse einen Weg finden, den Experten zu glauben, die vertrauensvoll wirkten, sagt der Aargauer Bildungsdirektor weiter. Das Departement beantworte gerne alle Fragen, auch jene von Schulleitern und Lehrern. Man versuche Vertrauen zu schaffen. Die wichtigsten 50 Detail-Fragen der Schulen sind allen Schulleitungen zugestellt worden.

«Man muss sich keine Sorgen machen»: «Kinder übertragen das Virus kaum», das sagt auch die Aargauer Kantonsärztin Yvonne Hummel. «Es gibt verschiedene wissenschaftliche Daten und Meinungen. Die Taskforce des Bundes hat die Daten analysiert. Wir vertrauen auf ihre Empfehlungen», sagt sie. Die Erkrankungsrate von Kindern unter 10 Jahren sei in der Schweiz bei 1 Prozent, im Aargau sogar bei 0.08 Prozent, also tiefer als national. Im Aargau sind total nur 27 Kinder unter 18 Jahren erkrankt, 2 Prozent aller erkrankten Personen.

Man muss sich wirklich keine grossen Sorgen machen.
Autor: Yvonne Hummel Kantonsärztin

Keine Virenschleudern: «Wir haben gesehen, dass von den Kindern keine weiteren Ansteckungen ausgegangen sind», so die Kantonsärztin. «Kinder können zwar erkranken – aber sie sind praktisch nie Überträger des Virus. Man muss sich wirklich keine grossen Sorgen machen», beruhigt sie. Momentan seien Kinder nicht die Überträger des Virus und auch Risikogruppen, also zum Beispiel krebskranke Kinder, seien nicht speziell gefährdet, hält die Kantonsärztin fest.

Also alles normal für die Kinder im neuen Schuljahr? Ab August werde die Situation für die Kinder und Schulen kaum viel «normaler» als jetzt, sagt der Aargauer Bildungsdirektor Alex Hürzeler gegenüber SRF. Auch im August könne man nicht von einem normalen Schulbetrieb ausgehen, ohne Sicherheitsabstand oder Plexiglasscheiben. Die Abstandsregeln, die Hygienemassnahmen, alle Vorschriften, das bleibe länger: «Das ändert erst, wenn wir eine Impfung haben. Das wird etwa 2021 der Fall sein», so Hürzeler.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 08.05.2020, 6:31 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel