Simon Zerwas Tage sahen bis vor kurzem so aus: Sechs Uhr aufstehen, im Stall rund 80 Tiere füttern, ausmisten und frisch einstreuen. Dasselbe am Abend. Seit Mai steht er zwar immer noch früh auf, legt aber nicht mehr selber Hand an im Stall: Jetzt erledigen Roboter die Arbeit – für fast viermal mehr Tiere. Dem jungen Landwirt (27) bringt das mehr Zeit für sein Lohnunternehmen, das er auch noch betreibt – und er kann auch mal spontan einen Tag abwesend sein.
Rund 300 Rinder und Zuchtstiere mästet er in seinem Stall in Mauren (LI), der zu den modernsten der Region und auch der Schweiz zählt.
Solche Betriebe, die durchgehend «roboterisiert» sind, dürfte es weniger als ein Dutzend geben, schätzt der Schweizer Bauernverband.
Ein Grund: Die Automatisierung geht in die Millionen.
Aber auch Angestellte kosten. Deshalb war es für Simon Zerwas klar, dass er auf Technologie setzt, um seinen Betrieb fit für die Zukunft zu machen, ohne Personalkosten, dafür mit Robotern, die füttern, einstreuen und den Mist entfernen.
Emsige Heinzelmännchen
Der Fütterungsroboter ist eine Art grosser Trichter auf Rädern, gefüllt mit Silage. Die besorgt er sich selber bei einer Misch- und Abfülleinrichtung, die über Förderbändern aus riesigen Silos im Freien gespiesen wird. Nun fährt der Roboter in der Mitte des Stalls hin- und her und deponiert seinen Inhalt an der richtigen Stelle. Jüngere Rinder erhalten eine andere Mischung als ältere, Munis einen energiereicheren Mix als Rinder. Sie sind jeweils in Gruppen von 25 Tieren zusammengefasst, zusammengefasst in abgetrennten Bereichen, sogenannten «Buchten».
Innerhalb dieser Buchten können sie sich frei bewegen – und immer fressen, denn der Roboter misst regelmässig, wie viel Futter noch vorhanden ist. Bei Bedarf legt er nach – aber nie zu viel. So bleibt das «Buffet» frisch. Über sein Smartphone kann Simon Zerwas auf die Futterdaten zugreifen und zum Beispiel sehen, welche Gruppe wie viel gefressen hat während einer bestimmten Periode.
Strohdusche für Wellness
Auch der Einstreuroboter besorgt sich seinen Inhalt selber: Bei einem kleinen Container befüllt er sich mit zerkleinertem Stroh. An Schienen, die am Dach befestigt sind, fährt er anschliessend über die Buchten und wirft das Stroh ab ohne Rücksicht auf die Tiere, die dort liegen – und liegen bleiben. Sie geniessen den Regen von oben und lassen das Stroh oft noch lange auf sich liegen.
Wenn das Stroh verbraucht ist, rutscht es von alleine immer weiter in den Bereich mit Betonboden. Dort fährt in regelmässigen Abständen ein Querbalken durch, der Mistroboter. Er schiebt den Mist bis ans Ende des Stalls in ein Mistlager. Dass man in einem Stall ist mit so vielen Tieren, riecht man kaum. «Man kann gut vor dem Ausgang noch schnell durchlaufen – es ist nicht so, dass man dann sofort wieder duschen muss», sagt Simon Zerwas.
Neben der regelmässigen Reinigung gibt es dafür einen weiteren Grund: Er kann beide Seiten des Stalls auf ihrer ganzen Länge öffnen. Dann wird der Stall natürlich durchlüftet. Noch muss er das manuell machen mit einem Knopfdruck in einer App. «Wenn ich die Morgensonne hineinlasse. legen sich alle schön hin und geniessen es». Bald wird er den Stall an ein Wettermess-System anschliessen – dann öffnen und schliessen sich auch die Wände selbständig, abhängig von Tageszeit, Sonne und der Witterung.
Sendebezug: Radio SRF 3, 09:15 / 10:45 Uhr, 14.08.19