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Ein E-Sportler der Fifa 17 spielt.
Legende: Fifa setzt sich durch im E-Sport Fifa Turniere schiessen wie Pilze aus dem Boden, doch eine einheitliche Struktur fehlt. Keystone

E-Sport Schweiz Fussball: Wo bleibt die Schweizer E-Sport-Liga?

Das neue «Fifa 18» ist da und mit ihm eine neue Saison für die Fussball-E-Sportler. Diese trainieren deshalb gerade besonders intensiv. Parallel dazu werden gerade die letzten Details einer einheitlichen Schweizer Fifa-E-Sport-Liga ausgehandelt.

Am Freitag erscheint wie jedes Jahr die neuste Version des Videospielklassikers «Fifa 18». Ein Spiel, dass sich mehr evolutionär als revolutionär entwickelt. Doch die vielen kleinen Änderungen machen auf hohem Spielniveau einen grossen Unterschied.

Darum ist für Luca Boller gerade Hochsaison. Der amtierende Schweizer Fifa-Meister hat im Mai einen Vertrag beim FC Basel unterschrieben, als erster Blau-Roter E-Sportler. Allerdings arbeitet er nach wie vor 80% in seinem Beruf als Banker. Dort hat er sich gerade zwei Wochen Ferien geben lassen, um sich entsprechend auf die neue Saison vorzubereiten.

Wer Videospiele als Sport betreibt, ist weit entfernt vom Klischée der Nerds. Gesunde Ernährung und viel Schlaf gehört für die Profis ebenso dazu wie eine professionelle Ausrüstung. Kein herumgammeln auf irgendwelchen Sofas, sondern ernsthaftes Training an einem Arbeitsplatz, der von einem Büro kaum zu unterscheiden ist.

Neues Spiel ─ neue Ausgangslage

Konkret auf das neue «Fifa 18» angewandt heisst das: Defensivarbeit trainieren. Denn gerade die soll im Vergleich zu «Fifa 17» anspruchsvoller geworden sein. Der Computer hilft nicht mehr so sehr nach wie noch in der Vorgängerversion, dafür ist eigenes Antizipieren gefragt.

Die Offensive hingegen sei einfacher geworden. Beispielsweise, da die Goalies mehr Bälle durchlassen. Kombiniert mit der erschwerten Defensivarbeit für den Gegner, darf man sich für die neue Fifa Saison also auf viele schöne Tore und hohe Resultate einstellen.

Ausserdem ist das Gesamttempo der neuen Ausgabe eher wieder langsamer geworden. Einfacher zum Zuschauen, spektakuläre Tore und davon so viel wie möglich ─ alles deutet darauf hin, dass die Entwickler von EA das neue Fifa extra auf den E-Sport ausgelegt haben.

Wer wie gut mit den Neuerungen zurechtkommt, werden die ersten Turniere zeigen, so Boller. Doch nicht alle Sportler sind zuversichtlich, wie wir auf Nachfrage beispielsweise von der E-Sport-Abteilung des FC Lausanne hören. Dort wünscht man sich schon jetzt, dass das Spiel nachgebessert wird.

Immer mehr Clubs engagieren E-Sportler

Mehr als nur Marketing

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Fifa hat sich im E-Sport erst kürzlich durchgesetzt. Die Königsdisziplinen heissen «League of Legends» oder «Dota 2». Der FC Lausanne beschäftigt darum neben seinen drei Fifa E-Sportlern auch noch 18 weitere E-Sportler in anderen Disziplinen. Und der FC Servette hat zwar 10 E-Sportler unter Vertrag, von denen allerdings keiner Fifa spielt.

Überall auf der Welt engagieren Fussballclubs in diesen Tagen eigene E-Sport-Teams, und die Schweiz ist keine Ausnahme. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Gerade die junge Generation lässt sich nicht mehr so einfach ins Stadion locken. Darum versucht man die Jungen dort abzuholen, wo sie sich zu Hause fühlen: in der digitalen Welt.

Den Anfang machte hierzulande bereits vor einem Jahr der Drittligist FC United Zürich. Doch auch die Super-League-Clubs liessen sich nicht lange bitten: Auf den FC St. Gallen folgten der FC Luzern , FC Lausanne und der FC Basel .

Es herrscht viel Euphorie. So hat letzte Woche auch der FC Aarau Frauen eine E-Sportlerin gefunden: Mit dem Engagement von Estefania Barreiro hat die Schweiz auch weltweit einen der ersten Frauen-Fussball-Clubs, die eine E-Sportlerin unterstützt.

Chaotische Zustände ohne einheitliche Liga

Beim FC Luzern ist die anfängliche Euphorie aber schon etwas gedämpft. Dort hat man sein Engagement im E-Sport letzte Woche auf Eis gelegt . Man habe festgestellt, dass es nicht gut sei, wenn jeder an einem eigenen Konzept arbeite. Aktuell gibt es in der virtuellen Fussballwelt keine einheitlichen Veranstaltungen, dafür viele Titel und Turniere, bei denen man schnell den Überblick verliert.

Darum wolle man beim FC Luzern warten, bis die Swiss Football League einen Entscheid bezüglich einer nationalen Liga getroffen habe. Mit dieser Forderung steht der FC Luzern nicht alleine da. Auch die übrigen Clubs würden eine solche Liga begrüssen.

Unrealistisch ist das keineswegs. In den Niederlanden hat man bereits im Februar mit einer eigenen Liga, der E-Divisie gestartet. Dort werden die realen Fussballspiele der Clubs jeweils nachgespielt, was zur Folge hat, dass jeder Erstliga-Club seine eigene E-Sport-Mannschaft unter Vertrag haben muss.

Auch in Frankreich ist die e-Ligue 1 bereits in vollem Gange. Österreich wird ab Oktober zwei Fussball-Bundesligen austragen. Dort wird im Turniermodus gespielt, nicht analog zum echten Fussball.

In der Schweiz ist man allerdings noch nicht so weit. Die Swiss Football League hat zwar grosses Interesse, eine solche Liga auszutragen. Die Verhandlungen seien allerdings noch in vollem Gange. Welches Konzept man verfolge und ab wann ein Start einer Schweizer E-Sport Liga geplant ist, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Die Verhandlungen sind komplex: Nicht nur der Fussballverband und die Clubs reden mit – auch die echte Fifa und der Hersteller des Spiels, Electronic Arts. Ebenso spielen bisherige Veranstalter von Fifa-Turnieren wie die Agentur Level05 eine Rolle.

Die bereits bestehende Schweizer E-Sport-Liga Prefire konzentriert sich dagegen bis jetzt auf andere Disziplinen («Hearthstone», «Counter Strike», «Overwatch», «Rocket League», «League of Legends»). Doch man schliesst dort nicht aus, auch Fifa aufzunehmen, sollte die Liga des Fussballverbandes nicht gelingen. Lionsky , die in der Schweiz eine «Dota»-Liga betreiben, verzichten auf Fifa.

Sendebezug: Mehr zum Thema am Freitag 29.9.2017 im Radio. Ab 9.00 auf SRF 3; ab 14.00 auf SRF 2.

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