Das zeigte sich auch in der letztwöchigen «dialog»-Debatte mit der Frage « Ist das Glück der Schweiz Realität oder Illusion? ». Der «dialog»-User Martin Zürcher schrieb etwa, dass es in der Schweiz zahlreiche Möglichkeiten gibt, sein Glück und seine individuellen Ausgaben zu optimieren. Als Beispiele nannte er, unter anderem, auch die Wahl zwischen Telemedizin oder Hausarzt-Modell und die Wahl der Franchise. Anders sieht das User Claus-Jürgen Hartmann. Für ihn ist das Glück in der Schweiz eine Illusion, wie er ausführt. Am Ende schreibt er: «Über das hier herrschende Gesundheitssystem will ich mich nicht mehr auslassen. Aber ich habe noch nie so viele kranke und gesundheitlich eingeschränkte Menschen angetroffen wie hier in der Schweiz.» Dies mache ihn traurig, aber nicht glücklich.
Rasanter Anstieg in den letzten Jahren
Beeinflussen die teuren Gesundheitskosten also die Glückseligkeit in der Schweiz? Auf der SRF-Seite der Social-Media-Plattform Linkedin kommentierte die Userin Heidi Kübler, ihres Zeichens diplomierte Pflegefachfrau HF, dass auch sie sich stark mit der Kostenexplosion im Gesundheitssystem beschäftigt. Ihrer Meinung nach sind die Controller und die Administration das eigentliche Problem. Sie würden immer mehr Vorgaben machen. Gleichzeitig baue die angestrebte Qualität in der Pflege immer mehr ab.
Dieser Tage kündigten die Krankenkassen an, dass sie für das kommende Jahr einen «Prämienhammer» von 8 bis 9 Prozent erwarten. Die heutigen Prämien würden die Ausgaben für Medikamente, Spitalbehandlungen und Arztbesuche nicht mehr decken. Eine Entwicklung, die man seit Jahren beobachten kann. Wie das Bundesamt für Statistik schreibt, kostete das Gesundheitswesen 2001 noch 523 Franken monatlich pro Einwohnerin und Einwohner. 2011 waren es bereits 673 Franken und 2021 satte 827 Franken pro Kopf und Monat.
Wichtiges Wahlkampfthema
Auch gemäss der grossen Meinungsumfrage, die das Institut GFS Bern im Auftrag der SRG durchgeführt hat, machen sich die Menschen mit am meisten Sorgen über die steigenden Gesundheitskosten. 84 Prozent der über 50'000 Befragten gaben an, dass sie dieses Thema stark oder ziemlich stark beschäftige.
Die Krankenkassenkosten sind zu einem Hauptthema des Wahlkampfs geworden. Von den Parteien liegen die verschiedensten Lösungsvorschläge auf dem Tisch: von der Abschaffung des Krankenkassen-Obligatoriums bis hin zu einer Bindung an das verfügbare Einkommen. Auch Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss (SP), unter welcher 1996 das Bundesgesetz über die Krankenversicherung in Kraft getreten war, mischte sich in die Debatte ein. Sie sagte zu Le Matin Dimanche: «Es gibt keinen Piloten im Flugzeug. Oder besser gesagt, es gibt zu viele Piloten, die alle in unterschiedliche Richtungen steuern. Das Ergebnis ist, dass das Flugzeug nicht sehr gerade fliegt. Es stürzt zwar nicht ab, aber zu viele Passagiere werden sehr durchgeschüttelt.»
Das zeigt, dass der drohende «Prämienhammer» an allen Fronten für Stirnrunzeln sorgt. An der richtigen Medizin doktert man allerdings noch herum.
Kosten im Gesundheitswesen: Ist das System kaputt? Diskutieren Sie jetzt auf «dialog» mit!