International - Die Qual der Vorwahl für das Weisse Haus
Im Rennen um die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama hat Hillary Clinton bei den Demokraten die besten Karten. Dies obwohl sie in den letzten Wochen innerhalb der Partei mehr Konkurrenz bekommen hat. Ganz anders sieht es bei den Republikanern aus: kein Favorit, dafür viele Kandidaten.
Ted Cruz, Rand Paul, Marco Rubio, Jeb Bush, Rick Perry, Carly Fiorina, George Pataki, Ben Carson, Bobby Jindal, Chris Christie, Lindsey Graham, Mike Huckabee, Rick Santorum, Donald Trump und wohl auch noch Scott Walker und John Kasich.
Man kann all die Bewerber, die 2016 offizieller Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei werden möchten, kaum in einem Atemzug aufzählen. Und merken kann man sich die vielen Namen sowieso nicht. Das zeigt auch eine kleine Strassenumfrage in Washington – in jener Stadt, die von nichts anderem als der Politik lebt: Mit Namen habe er es nicht so, sagt Steven. «Wie heisst der Milliardär noch mal?» fragt Marcus. «Sorry, das Wetter ist zu heiss», entschuldigt er sich.
Auch Jennifer weiss keine Namen. Aber die Zahlen bekommt sie richtig hin: Alles in allem seien es am Ende wohl 15 Kandidaten und eine Kandidatin. So viel Auswahl gab es bei den Republikanern in einem Vorwahlkampf noch nie.
Angst vor internem Hickhack
Kein Problem, beruhigt Mark Hemingway, Autor beim konservativen Blatt «The Weekly Standard»: Grossartig sei das. «Der Beweis, dass wir eine vielfältige und starke Partei sind, mit verschiedenen Strömungen und Kandidaten, die alle das Zeug zum Präsidenten hätten.»
Andere Experten sehen den Grossandrang der Kandidaten jedoch nicht nur positiv. In Erinnerung ist noch immer, wie es vor vier Jahren zu einem langen, parteiinternen Abnutzungskampf kam, der dem Obama-Team erst noch viel Schmutz lieferte für die Endausscheidung gegen Mitt Romney. Was, wenn das interne Hickhack wieder überhand nimmt?
Die vielen Kandidaten verursachen zudem praktische Probleme, zum Beispiel bei den im August beginnenden Fernsehdebatten. 16 Personen auf einer Bühne – kann da überhaupt eine Diskussion entstehen? Der Sender CNN will die Gruppe in zwei Sendungen aufteilen. Fox News will hingegen nur jene zehn Kandidaten zulassen, die in den Umfragen am besten abschneiden.
Um jeden Preis auffallen
Skandal, rufen Kandidaten, die in Umfragen nur auf ganz wenige Prozente kommen. Die Parteimitglieder, nicht die Fernsehsender sollten den republikanischen Präsidentschaftskandidaten küren, fordert Lindsey Graham. Andere Kandidaten mit weniger Chancen versuchen wiederum, mit allen Mitteln aufzufallen.
Multimilliardär Donald Trump schafft dies mit xenophoben Bemerkungen. Viele Mexikaner seien Vergewaltiger, posaunte er in die Mikrofone. Und an der Grenze zu Mexiko werde er auf Kosten der Mexikaner eine dicke Mauer errichten lassen, damit keine illegalen Immigranten mehr in die USA kommen könnten.
Mit solchen Aussagen hat Trump in den Umfragen zugelegt und seine Chancen erhöht, im Vorwahlkampf eine prominentere Rolle zu spielen. Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere republikanische Kandidaten zu ähnlichen Taten schreiten werden, um aus der Masse herauszustechen.
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