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Recep Tayyip Erdogan ballt die Fäuste.
Legende: Im Prozess gegen Geschäftsleute, die der Gülen-Bewegung nahestehen sollen, tritt Präsident Erdogan als Nebenkläger auf. Reuters

International «In der Türkei traut sich keiner mehr, aufzumucken»

In der türkischen Stadt Kayseri beginnt heute ein Massenprozess gegen Geschäftsleute. Ihnen wird vorgeworfen, sie stünden dem Erzfeind von Präsident Recep Tayyip Erdogan, dem Prediger Fethullah Gülen, nahe, und sie seien am gescheiterten Putsch beteiligt gewesen.

SRF News: Warum sind die Geschäftsleute ins Visier Erdogans geraten?

Susanne Güsten

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Susanne Güsten arbeitet seit 1997 als freie Korrespondentin in Istanbul. Zuvor war sie für die Nachrichtenagentur AFP in Deutschland tätig.

Susanne Güsten: Die Geschäftsleute aus Kayseri waren schon immer Unterstützer der Regierung und von Fethullah Gülen, der ja lange mit der Regierung Erdogan verbündet war. Sie haben für Gülens Schulen gespendet und haben Universitäten gegründet, die seiner Bewegung nahestehen. Nun geht es zum einen darum, den früheren Bündnispartner Gülen und all seine Anhänger auch wirtschaftlich zu ruinieren, um die politische Macht zu festigen. Zum anderen geht es um eine handfeste Umverteilung von Eigentum in der Türkei. Der Staat hat bis jetzt mehr als 300 Grossunternehmen im Wert von zwölf Milliarden Euro beschlagnahmt. Das Vermögen wird, genauso wie die politische Macht, auf die Regierungspartei AKP umverteilt.

Präsident Erdogan tritt in diesem Prozess selbst als Nebenkläger auf. Welche Strategie steckt dahinter?

Damit will Erdogan sicherstellen, dass das Urteil so ausfällt, wie er sich das vorstellt. Und das wird auch der Fall sein. Erdogan hat gesagt, wer Mitleid mit den Anhängern Gülens zeige, werde dies bereuten. Dafür werde er sorgen. Erdogan will erreichen, dass die Angeklagten tatsächlich verurteilt werden.

In der Türkei sind Tausende von Richtern, Lehrerinnen oder eben Geschäftsleuten inhaftiert. Wie funktioniert der Alltag unter diesen Umständen?

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Er funktioniert. Aber bei Lehrern und Beamten wird das Niveau dramatisch gesenkt, weil jetzt schnell Leute ohne Qualifikationen eingestellt werden, um die Lücken zu stopfen. Keiner traut sich mehr, dagegen aufzumucken. Wir haben eben erst die Verhaftung der Redaktoren der letzten grossen Oppositionszeitung «Cumhuriyet» erlebt. Am Wochenende sind zudem Dutzende kleinere Lokalzeitungen geschlossen worden. Hier entsteht tatsächlich ein gleichgeschalteter Alltag.

Das Gespräch führte Daniel Eisner.

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