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International «Man muss der Auto-Lobby Gegensteuer geben»

Die EU-Kommission macht mobil gegen Tricksereien bei Abgaswerten. Doch wie griffig sind die avisierten Massnahmen – und lassen sich die einflussreichen Konzerne überhaupt wirksam kontrollieren? Antworten von Michael Föhn, Chefredaktor der «Automobil Revue».

Das Display einer Abgas-Testanlage in Warschau.
Legende: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Die EU will Manipulationen der Autohersteller einen Riegel schieben. Reuters

SRF News: Stimmt die Stossrichtung der EU-Kommission?

Michael Föhn: Insgesamt ist man gut unterwegs. Sowohl die Konsumenten wie auch die Fahrzeughersteller wussten, dass es künftig härter zu und her gehen wird. Dadurch, dass die Vorsitzende dieser EU-Kommission eine Polin – und nicht etwa eine Deutsche oder eine Französin ist – ist auch für mehr Unabhängigkeit gesorgt. Denn Polen ist zwar wichtig im Zulieferbereich. Es hat aber keinen Automobilhersteller, der direkt aus dem Land stammt.

Sie sprechen die Problematik an: Die neuen Prüfverfahren müssen unter anderem durch das Europa-Parlament und dann durch die EU-Mitgliedstaaten. Einige davon haben grosse Autohersteller zuhause, die Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen. Wie stark ist die Auto-Lobby in der EU?

Soweit man das weiss, war sie zumindest in der Vergangenheit sehr stark. Man hat sicher gemerkt, dass man hier Gegensteuer geben muss. Mit den neuen Vorschriften ist die Kommission auch recht gut unterwegs.

Prüfgesellschaften sind abhängig von Aufträgen. Da können Berichte auch einmal optimistischer ausfallen.

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Unter anderem soll das Bussensystem verschärft werden – bis zu 30‘000 Euro pro Auto, bei dem getrickst wurde. Schmerzen solche Beträge die Autohersteller überhaupt?

Ich denke schon, vor allem, wenn es um grosse Zahlen geht. Insgesamt wäre es aber besser, wenn die Prüfverfahren künftig so feststehen, dass man schlichtweg nicht mehr rauskommt. Das wäre die Stossrichtung, die gegangen werden müsste.

Ein weiteres Anliegen der EU-Kommission ist, dass Prüfdienste – wie etwa der TÜV in Deutschland – unabhängiger werden. Warum sind die denn bisher nicht unabhängig genug?

Es ist so: Ein Auto wird vom Staat selbst nicht mehr in Sachen Emission und dergleichen geprüft. Das übernehmen unabhängige Prüfgesellschaften, nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern wie Frankreich oder Spanien. Man kann dem jeweiligen Prüfer nicht vorwerfen, er habe unsauber gearbeitet. Aber: Wenn eine Prüfgesellschaft davon abhängig ist, dass sie auch künftig Aufträge bekommt – dann kann ihr Bericht immer etwas optimiert werden oder zu optimistisch ausfallen.

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

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