Beim bisher schwersten Unglück eines französischen Hochgeschwindigkeitszugs TGV sind am Samstag nahe Strassburg mindestens elf Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden. Entgegen den Bestimmungen waren bei der Testfahrt möglicherweise mehrere Kinder von Bahnmitarbeitern an Bord.
Unter einem der umgestürzten Wagen habe sich eine Kinderleiche befunden, sagten Rettungskräfte. Mit dem Unglückszug waren nach offiziellen Angaben rund 50 Techniker und Bahnmitarbeiter auf einer Testfahrt unterwegs.
Zu schnell gefahren
Der Zug war am Samstag gegen 15 Uhr im Elsass auf einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke unweit der Gemeinde Eckwersheim entgleist. Zwei Triebwagen und sechs Waggons stürzten von einer Brücke in den Rhein-Marne-Kanal.
Die Lokomotive lag auf der Böschung. An den Rettungsarbeiten, die am Sonntag fortgesetzt wurden, beteiligten sich rund hundert Einsatzkräfte der Gendarmerie, des Zivilschutzes und Taucher.
Die genaue Ursache des Unglücks blieb zunächst unklar. Die Behörden gingen aber von überhöhter Geschwindigkeit aus. Aus Ermittlerkreisen hiess es, das Tempo habe zum Unglückszeitpunkt bei 350 Kilometern pro Stunde gelegen. Die Gewerkschaft Sud Rail sagte, der TGV sei für «Tests bei zu hohem Tempo» eingesetzt worden.
Die SNCF leitete eine Untersuchung und betonte gleichzeitig, es gebe keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris vom Freitagabend.
Schneller von Paris nach Strassburg
Der Unfall ereignete sich auf dem letzten Abschnitt einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Paris mit Strassburg verbindet. Auf der Strecke werden derzeit Testfahrten abgehalten.
Ein grosser Teil der Strecke wird schon von Passagierzügen befahren, in Teilen Lothringens und im Elsass müssen die TGVs aber noch auf älteren Gleisen fahren und das Tempo drosseln. Das betrifft auch die TGV-Schnellzüge, die von Paris über Strassburg im internationalen Zugverkehr nach Deutschland fahren.
Das letzte, rund 100 Kilometer lange Teilstück soll im April 2016 für den Personenverkehr freigegeben werden. Die Fahrzeit zwischen Paris und Strassburg verringert sich dann um eine halbe Stunde auf rund eine Stunde und 50 Minuten.
Das TGV-Unglück erinnert an den schweren Unfall eines Transrapid am 22. September 2006. Auf der Teststrecke für die Magnetschwebebahn im deutschen Lathen war der Zug mit Tempo 170 auf einen Werkstattwagen geprallt. 23 Menschen starben, 11 wurden zum Teil schwer verletzt.