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International «Nicht die Krim ist das Problem, sondern die Ost-Ukraine»

Kiew bangt um die von russischen Kräften besetzte Halbinsel Krim. Doch nicht die Krim sei das eigentliche Problem für die Regierung in Kiew – sondern die Ost-Ukraine. Das sagt der Politikwissenschaftler Dieter Ruloff.

Demonstranten hissen eine russische Fahne bei einem Regierungsgebäude.
Legende: Demonstranten hissen eine russische Fahne bei einem Regierungsgebäude in Donezk in der Ostukraine. Keystone

Die russische Besetzung der ukrainischen Krim schreitet voran. Ist die ukrainische Halbinsel bereits verloren?

«So rasch geht das nicht – aber ich könnte mir ein Szenario vorstellen, wie in Südossetien oder Abchasien», sagt Dieter Ruloff, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Zürich, im «Tagesgespräch» mit Radio SRF.

Entscheid der Krim akzeptieren

Konkret gebe es zwei Möglichkeiten: «Mit russischer Hilfe sagt sich die Provinz von der Ukraine los und deklariert ihre Unabhängigkeit.» Russland könnte dies unterstützen und die Krim als eigenen Staat anerkennen.

Die zweite Möglichkeit: ein Referendum für die Unabhängigkeit oder die Zugehörigkeit zu Russland. Mit knapp 60 Prozent Russen sei der Entscheid vermutlich deutlich – und auch demokratisch untermauert. «Was will man da aus dem Westen noch sagen? Dies müsste man akzeptieren», ist Ruloff überzeugt. Auch bei den Schotten oder Katalanen bliebe den Ländern nichts anderes übrig, als diesen Entscheid zu akzeptieren.

Viele Russen in der Ost-Ukraine

«Würde die Krim an Russland fallen, wäre dies für die Ukraine zu verdauen», sagt der Experte. Schliesslich habe die Krim schon immer einen autonomen Status gehabt.

Das eigentliche Problem sieht der Politikwissenschaftler aber nicht bei der Krim, sondern in der Ost-Ukraine. «Auch ausserhalb der Krim leben in der Ukraine zahlreiche ethnische Russen», so Ruloff. Die Regierung in Kiew müsse mit ihnen zurechtkommen. Vermutlich werde Kiew die mobilisierten Truppen in der Ost-Ukraine stationieren, um dort Präsenz zu markieren.

«Janukowitsch hat versagt»

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Nicht die Besetzung der Krim, sondern das Ende des ukrainischen Ex-Präsidenten Janukowitsch hat Ruloff überrascht: Zu wenig Kompromisse, zu spät, das brutale Vorgehen der Heckenschützen – die Entwicklung hätte vermieden werden können, ist Ruloff überzeugt.

«Kein taktisches Manöver Putins»

An ein strategisches Manöver des russischen Präsidenten Wladimir Putin glaubt Ruloff nicht. «Ich könnte mir vorstellen, dass auch Putin komplett überrascht worden ist vom Lauf der Dinge.»

Mit den Olympischen Spielen in Sotschi und nun den Paralympics hätte er seinen guten Willen und Russland als modernes und weltoffenes Land zeigen wollen. Zudem seien handfeste wirtschaftliche Interessen vorhanden. Die Abnehmer von russischem Erdöl und Erdgas seien ja die Europäer. «Da ist es schon ungemütlich, wenn man als Kriegstreiber dasteht.» Man habe sehr enge wirtschaftliche Beziehungen miteinander. «Ich nehme an, dass das am Ende die Überlegungen stark dominieren wird.»

«Kein Rückfall in den Kalten Krieg»

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«Man sitzt in einem Boot. Putin schaukelt das Boot etwas, aber er hat kein Interesse daran, das Boot zum Kentern zu bringen», ist der Akademiker überzeugt.

Es sei sicher kein Rückfall in den Kalten Krieg, hält Ruloff fest. «Denken Sie an die Nuklearwaffen, Interkontinentalraketen und grossen Bomber auf beiden Seiten.»

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