International - Tiananmen – das gewaltsame Ende eines Volksaufstandes
Vor 25 Jahren, in der Nacht zum 4. Juni 1989, starb in China die Hoffnung auf mehr Demokratie. Mit Gewalt liess die chinesische Führung die wochenlangen Proteste von Arbeitern und Studenten zerschlagen. Peking glich einem Schlachtfeld.
Am 4. Juni 1989 glich die Millionenmetropole Peking einem Kriegsschauplatz: Panzer, brennende Busse und zehntausende Soldaten, die durch die mit Toten übersäten Strassen der chinesischen Hauptstadt patrouillierten. Nach wochenlangen Massenprotesten hatte die Regierung das Volk mit aller Gewalt zum Schweigen gebracht. Der Ruf nach mehr Demokratie – an diesem Sonntag verstummte er.
Geburtsort der Volksrepublik
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Der Tiananmen ist nicht irgendein Platz in Peking. An der Nordseite dieses Platzes befindet sich der Haupteingang zur Verbotenen Stadt, dem Kaiserpalast. Es ist der Ort, von dem aus Mao Zedong, der damalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei, am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China proklamierte.
Der Tag ging als Tiananmen-Massaker in die Geschichtsbücher ein. In diesem Jahr jährt er sich zum 25. Mal.
Tausende Tote
Trotz der Bezeichnung «Tiananmen-Massaker» kam es auf dem Tiananmen, dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens, zu keinem Blutvergiessen. Das eigentliche Massaker fand in der Nacht zum 4. Juni in den Strassen Pekings und anderswo statt. China spricht von 241 Toten. Das Rote Kreuz meldete 2600 Tote, Menschenrechtsgruppen gehen von mindestens 3000 Toten aus.
Bis heute bleibt das Massaker für die chinesische Regierung ein Tabu. Statt darüber zu reden, geht sie vor jedem Jahrestag verstärkt gegen Oppositionelle vor. Blogger werden verhaftet, Journalisten erhalten ein Berufsverbot und Dissidenten werden unter Arrest gestellt.
Wie kam es zum Massaker von Tiananmen?
Entstanden war der Ruf nach demokratischen Reformen aus spontanen Versammlungen von Studenten anlässlich des Todes von Parteichef Hu Yaobang im April 1989. Der reformwillige Hu war zwei Jahre zuvor von Chinas Führung abgesetzt worden. Er hatte sich nach Ansicht der Kommunistischen Partei zu nachsichtig bei den Studentendemonstrationen von 1986 verhalten.
Im Lauf der Zeit beteiligten sich die Menschen im ganzen Land an den Kundgebungen. Arbeiter, Gewerkschafter, Lehrer, Journalisten und Funktionäre schlossen sich den Studenten an.
«Tiananmen-Mütter»
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Die «Tiananmen-Mütter» sind ein Netzwerk, in dem sich die Familien der Opfer der blutigen Niederschlagung zusammengeschlossen haben. Jedes Jahr fordert die Gruppe eine unabhängige Untersuchung des Militäreinsatzes. Eine Antwort haben sie bis heute nicht bekommen. Stattdessen stehen die Angehörigen unter massivem Druck der chinesischen Behörden.
Die Protestierenden forderten die Rehabilitierung von Hu Yaobang, die Bekämpfung der Korruption und die Pressefreiheit. Zu den Forderungen gehörte auch die Offenlegung der Vermögen der Führer und ihrer Familien.
Anfangs stand die kommunistische Führung den Protesten hilfslos gegenüber. Zwar sympathisierte Parteichef Zhao Ziyang mit den Studenten und plädierte für Zugeständnisse. Doch die Hardliner um den mächtigsten Politiker und Vorsitzenden der Militärkommission, Deng Xiaoping, setzten sich durch. Zhao Ziyang musste gehen.
Ausnahmezustand in Peking
Am 20. Mai 1989 verhängte die Regierung – zum ersten Mal seit Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 – den Ausnahmezustand über Peking. 200'000 Soldaten wurden in die Hauptstadt geschickt.
Zwei Wochen später, in der Nacht zum 4. Juni, rückten die Truppen und Panzer vor, um den Tiananmen zu räumen. Auf ihrem Weg eröffneten sie das Feuer auf unbewaffnete, friedliche Demonstranten. Es war das Ende der Massenproteste.
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