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International Verdächtiger des Boston-Attentats plädiert auf unschuldig

Einsatz von Massenvernichtungswaffen, vierfacher Mord, vielfache Körperverletzung, Verschwörung – bei allen Anklagepunkten antwortete Dschochar Zarnajew mit «nicht schuldig».

Unter den Augen von zahlreichen Opfern und deren Angehörigen war der mutmassliche Attentäter des Boston-Marathons, Dschochar Zarnajew, zum ersten Mal vor Gericht erschienen. Hier wurden ihm die 30 Anklagepunkte vorgetragen. Zarnajew hat sich für nicht schuldig erklärt. Es war sein erster öffentlicher Auftritt seit seiner Festnahme.

Der 19-Jährige trug orangefarbene Häftlingskleidung, ein schwarzes T-Shirt sowie Handschellen und Fussfesseln. Sein linker Arm war in einem Gips. Nach sieben Minuten war die Anhörung vorbei.

30 Anklagepunkte gegen Zarnajew

Der Angeklagte soll gemeinsam mit seinem älteren Bruder Tamerlan am 15. April zwei Bomben im Zieleinlauf des Bostoner Marathons gelegt haben. Ihm wird deshalb der Einsatz von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen. Laut der Anklage koordinierten die Täter die Detonationen per Handy.

Bei dem Anschlag wurden drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt. Auf ihrer Flucht sollen die aus einer tschetschenischen Familie stammenden Brüder einen Polizisten erschossen haben.

Tamerlan Zarnajew wurde vier Tage nach dem Anschlag bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet, Dschochar wurde schwer verletzt gefasst. Dem jungen Mann werden insgesamt 30 Anklagepunkte zur Last gelegt, darunter vierfacher Mord und der Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe.

Nächste Anhörung am 23. September

Auf 17 der Anklagepunkte stehen die Todesstrafe oder lebenslange Haft. Zwar ist die Todesstrafe im US-Staat Massachusetts nicht erlaubt – jedoch wurde Zarnajew nach Bundesrecht angeklagt. Experten vermuten aber, dass sich Ankläger und Verteidiger im Vorfeld auf eine lebenslange Strafe geeinigt haben – im Gegenzug zu einer umfassenden Aussage.

Die Staatsanwaltschaft kündigte an, rund 80 bis 100 Zeugen während aufrufen zu wollen. Der Prozess wird ihrer Schätzung nach rund drei bis vier Monate dauern. Die nächste Anhörung ist für den 23. September geplant. Weitere Punkte der Anklage sind Verschwörung, die Nutzung von Feuerwaffen, Fahrzeugentführung, Sachbeschädigung und vielfache Körperverletzung.

Bruderpaar planten Anschlag allein

Die Ermittler waren Tamerlan und Dschochar Zarnajew durch Videoaufnahmen auf die Spur gekommen, die Überwachungskameras am Anschlagsort gemacht hatten. Bei der Suche nach einem Motiv hatte das FBI vor allem eine sechsmonatige Kaukasus-Reise von Tamerlan Zarnajew im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen.

Dort könnte der ältere Bruder mit radikalen Islamisten in Kontakt gestanden haben. Die US-Behörden gehen aber davon aus, dass die Brüder den Anschlag allein geplant und ausgeführt haben.

Bombenpläne aus dem Internet

Dschochar Zarnajew soll vor seiner Festnahme ein Bekennerschreiben an die Innenwand des Bootes gekritzelt haben, in dem er sich vor der Polizei versteckt hatte. Dort soll er den Anschlag laut Anklageschrift als Vergeltung für die US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan bezeichnet haben.

«Wer einen Muslim angreift, greift alle Muslime an», habe der 19-Jährige geschrieben. Die Anleitung für den Bombenbau sollen sich die Brüder aus einem Magazin des Terrornetzwerks Al-Kaida besorgt haben.

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