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Mit 60 km/h in Gebäude gerast Kabel löste sich von der Unglücks-Standseilbahn in Lissabon

  • Drei Tage nach dem schweren Standseilbahn-Unglück in Lissabon hat eine staatliche Untersuchungskommission einen ersten und vorläufigen Bericht zur Ursache vorgelegt.
  • Nach ersten Erkenntnissen einer Untersuchungskommission ist das Unglück, bei dem 16 Menschen starben, durch einen Schaden an der Verbindung des Seils mit dem Wagen verursacht worden.
  • Weitere Fragen konnten noch nicht geklärt werden.

Das Seil habe sich von dem gelben Wagen gelöst, stand in einem Bericht des Amtes für die Verhütung und Untersuchung von Flug- und Eisenbahnunfällen (GPIAAF). Warum die Bremsen das Gefährt nicht stoppen konnten, bleibt vorerst aber unklar.

Entgleister Zug mit Trümmern auf schmaler Stadtstrasse.
Legende: Das Unglück vom letzten Donnerstag forderte 16 Tote. REUTERS/Pedro Nunes

Bei der Untersuchung des Wracks vor Ort sei sofort festgestellt worden, dass das Kabel, das die beiden Wagen verbindet, an seinem Befestigungspunkt im oberen Teil des Unglückswagens nachgegeben habe, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Lusa aus dem Bericht.

Kabel sollte erst in knapp neun Monaten ausgetauscht werden

Das verwendete Kabel bestehe aus sechs Strängen mit je 36 Stahldrähten und einem Faserkern mit einem Gesamtdurchmesser von 32 Millimetern. Die Bruchlast beträgt etwa 68 Tonnen. Der Kabeltyp werde in dieser Standseilbahn seit etwa sechs Jahren verwendet.

Die veranschlagte Lebensdauer eines solchen Kabels liege bei 600 Tagen. Das zum Unfallzeitpunkt vorhandene Kabel sei erst seit 337 Tagen im Einsatz gewesen, ging aus dem GPIAAF-Bericht hervor.

Standseilbahn raste mit 60 km/h in Gebäude

Wie es dazu kommen konnte, dass sich das Kabel von dem Wagen löste, müsse jedoch bei weiteren Untersuchungen geklärt werden. Einen ausführlicheren Bericht beabsichtigt die Behörde nach Angaben ihres Direktors Nelson Oliveira in etwa 45 Tagen vorzulegen, einen umfassenden Abschlussbericht in einem Jahr.

Historische Strassenbahn bei Nachttransport.
Legende: In der Nacht zum Freitag wurde die am anderen Ende des gerissenen Seiles befestigte Standseilbahn geborgen. REUTERS/Pedro Nunes

Der «Elevador da Glória» ist eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons, aber auch Einheimischen nutzen ihn täglich. Jährlich befördert die im 19. Jahrhundert in Deutschland gebaute Standseilbahn rund drei Millionen Passagiere. Am Mittwochabend aber löste sich ein Wagen. Der die steile Strasse bergab fahrende Wagen beschleunigte unkontrolliert, entgleiste, stürzte auf die Seite und krachte in einer Kurve mit einer Geschwindigkeit von rund 60 Kilometern pro Stunde gegen ein Gebäude. Von dem Gefährt blieben nur Trümmer übrig.

Elf Ausländer unter den Toten

Ausser den 16 Todesopfern des Unglücks wurden auch 21 Menschen zum Teil schwer verletzt.

Blumen und Kerzen als Gedenkstätte auf Kopfsteinpflaster.
Legende: Alte Fotos der Gloria Standseilbahn, begleitet von einem Text «Lissabon weint und wir weinen mit ihm», sind zwischen Blumen und Kerzen an einer provisorischen Gedenkstätte für die Opfer des Unfalls aufgestellt. REUTERS/Pedro Nunes

Bei den Todesopfern handelt es sich um fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Kanadier, zwei Südkoreaner und je ein Todesopfer aus der Schweiz, der Ukraine, Frankreich und den USA, wie die portugiesische Kriminalpolizei mitteilte.

Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.

SRF 4 News, 06.09.2025, 23:00 Uhr ; 

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