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Trump verändert die USA «Trump hat eine alternative Realität geschaffen»

Die Rechtsextremen in den USA haben durch Donald Trump an Selbstbewusstsein gewonnen. Sie wollen sich wieder treffen.

Vor einem Jahr steuerte ein Mann sein Auto in eine Gruppe von Menschen, die gegen den Aufmarsch von Rechtsextremisten in der US-Stadt Charlottesville demonstrierten. Eine Frau kam dabei ums Leben. Am Sonntag wollen die Rechtsextremisten nun wieder aufmarschieren. Diesmal aber in Washington. Was zu erwarten ist, fasst USA-Mitarbeiter Arndt Peltner zusammen.

Arndt Peltner

Freier USA-Korrespondent

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Der freischaffende USA-Korrespondent ist für mehrere deutschsprachige Zeitungen und Radiostationen tätig, unter anderem auch für SRF. Der gebürtige Nürnberger lebt seit 1998 in der Nähe von San Francisco.

SRF News: So stark fühlen sich die Rechten in den USA, dass sie demonstrativ in Washington demonstrieren?

Arndt Peltner: Diese Frage muss ich mit Ja und mit Nein beantworten. Auf der einen Seite ja, denn sie haben für die Demonstration einen Park direkt gegenüber vom Weissen Haus gewählt. Auf der anderen Seite nein, denn das war die zweite Wahl. Eigentlich wollten sie wieder in Charlottesville auftreten und das hat nicht geklappt. Aber klar, ein Auftritt in der Nähe des Weissen Hauses ist auch ein Zeichen, dass sie sich stark fühlen.

Donald Trump hat sicherlich den Boden dafür bereitet, dass rechtsradikale Gruppen wieder offen auftreten

Inwieweit sie sich nach der Demonstration noch stark fühlen werden, ist eine andere Frage. Denn die Demonstration ist mit weitaus weniger Teilnehmern geplant, nur 400 Personen sind angemeldet. Das zeigt, dass die Rechten die Stärke, die sie im letzten Jahr gehabt haben, nicht mehr erreichen werden.

Auch Charlottesville bereitet sich für einen erneuten Aufmarsch der Rechtsextremen vor. Was macht die Stadt konkret?

Die Polizei hat sich positioniert und will die Stadt absichern. Nicht nur die lokale Polizei wird vor Ort sein, sondern auch die Bundesstaatspolizei. Man kann damit rechnen, dass Charlottesville am kommenden Wochenende abgesichert sein wird. Die gleichen Bilder wie im letzten Jahr will man auf keinen Fall wieder sehen.

Trump hat wirklich eine alternative Realität geschaffen und in der leben diese rechtsextremen Gruppen. Sie glauben nichts mehr, was im normalen traditionellen Medien veröffentlicht wird.

Gewisse Exponenten der rechtsextremen Szene sagen, sie fühlten sich an oberster Stelle gut verstanden, nämlich von US-Präsident Trump. Ist das tatsächlich so?

Trump hat sich zwar mehrfach von diesen Gruppen distanziert, wie auch von Leuten wie David Duke und vom Ku-Klux-Klan. Doch letztes Jahr hat der US-Präsident allerdings auch gesagt, auf beiden Seiten seien feine Leute gewesen, sowohl bei den Rechten als auch bei den Linken. Man kann daher nicht beurteilen, wo er wirklich steht.

Allerdings hat Trump sicherlich den Boden dafür bereitet, dass rechtsradikale Gruppen wieder offen auftreten und dass sich der Ton in den USA deutlich verschlimmert hat, dass antisemitische und rassistische Übergriffe und Gewalt in den USA zugenommen haben. Trump hat eine grosse Fangemeinde in der rechten Szene in den USA.

Liegt das an einer Verrohung der Sprache und daran, dass Präsident Trump und auch andere, Tabus ansprechen, ja gar mit Tabus spielen?

Meine Antwort ist ganz klar ja. Man muss sich nur Demonstrationen oder Veranstaltungen von Trump ansehen. Wenn er vor 10’000 und oder mehr Leuten auftritt und Mexikaner als Vergewaltiger und Kriminelle darstellt, wenn er gegen politisch Andersdenkende hetzt, wenn er Stellung bezieht und im Endeffekt sogar Schimpfwörter austeilt und dazu auffordert, dass Leute, die bei seinen Veranstaltungen protestieren, niedergeprügelt werden, dann sind da Grenzen verschoben worden.

Es ist die Verrohung der Sprache, die dazu geführt hat, dass die Rechte deutlich aggressiver, offener und selbstbewusster auftritt. Dazu kommt, dass Trump schon weit über 4000 Lügen und falsche Wahrheiten in seiner bisherigen Amtszeit verbreitet hat. Er hat wirklich eine alternative Realität geschaffen und in der leben diese rechtsextremen Gruppen. Sie glauben nichts mehr, was im normalen traditionellen Medien veröffentlicht wird, sie glauben nur noch das, was Donald Trump twittert. Und auch das wird von Rechten unterstützt, von rechtsnationalen und rechtsextremen Webseiten, von Online-Magazinen, darunter Breitbart.

In Washington ist eine Gegendemonstration angekündigt. Wie umfangreich wird die sein?

Aufgrund der Teilnehmerzahlen geht die Polizei jetzt schon davon aus, dass die Zahl der Teilnehmer deutlich grösser sein wird als die eigentliche «Unite the Right»-Veranstaltung. Das Ziel der Gegendemonstranten ist, die rechte Demonstration zu blockieren, damit die Leute nicht zu dem Veranstaltungsort gegenüber vom Weissen Haus gelangen. Auch da ist die Polizei alarmiert und wird aufmarschieren.

Kann man festhalten: Die Rechtsextremen verkörpern nicht die Mehrheit der US-amerikanischen Gesellschaft?

Ja, denn das tun sie ganz sicher nicht. Trumps Wählerbasis liegt nach wie vor bei 28 Prozent der Wählerstimmen. Das war das Wählerpotenzial, das er 2016 bei seinem Wahlkampf gehabt hat und diese Wählerschaft hat er nach wie vor, Aber das ist nicht die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung. Die Mehrheit sieht das, was Donald Trump macht, als bedenklich an, auch gerade die Verrohung der Sprache. Diese wird als Gefahr der Demokratie gesehen, nicht nur auf der demokratischen Seite im Parteienspektrum, sondern auch bei den Republikanern. Denn er unterminiert mit seiner Sprache die Grundfeste der Demokratie wie die freien Medien, oder wie bestimmte Abläufe in Washington. Das ist eine Gefahr für die Demokratie und das sehen viele in den USA so.

Das Gespräch führte Barbara Büttner.

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