Suchmaschinen sind für die meisten von uns das Einstiegsportal ins Internet. Und wer Suchmaschine sagt, meint zu 95 Prozent Google. So gross ist nämlich der Anteil des US-amerikanischen Unternehmens bei Suchanfragen in Europa. Ein Quasi-Monopol.
Allerdings gibt es auch Kritik: Kaum ein anderes Unternehmen weiss so viel über seine Kunden wie Google. Wer ein Konto hat, bei dem wird jede einzelne Suchanfrage gespeichert und diese Daten werden für personalisierte Werbung ausgewertet – ein Milliardengeschäft für Google, der Datenschutz bleibt Nebensache.
Schlechte Erfolgsaussichten
Das wäre eigentlich ein schlagendes Argument für alternative Suchmaschinen wie Qwant, oder auch Duck-Duck-Go, die mehr Privatsphäre versprechen. Dennoch glaubt IT-Sicherheitsexperte Peter Heinzmann von der Hochschule für Technik in Rapperswil nicht an ihren Erfolg: «Der Markt ist nicht da, weil der Einstieg extrem teuer ist. Diese alternativen Suchmaschinen müssen vorinvestieren können, um auch nur halbwegs vergleichbar zu Google zu werden.»
Hinsichtlich eines kommerziellen Erfolgs sieht Heinzmann schlechte Chancen für die Anbieter, und auch für Marktanteile sehe es in Europa «sehr schlecht» aus. An Google führt in Europa also kein Weg vorbei. Dazu kommt, dass das Thema Datenschutz zwar oft diskutiert wird, der Einzelne jedoch keinen direkt bemerkbaren Nachteil hat durch eine Suche bei Google.
Der Markt ist nicht da, weil der Einstieg extrem teuer ist. Diese alternativen Suchmaschinen müssen vorinvestieren können, um auch nur halbwegs vergleichbar zu Google zu werden.
Doch als Gesellschaft kümmern wir uns zu wenig um den Datenschutz, findet Heinzmann, der bis vor wenigen Jahren noch im Vorstand des schweizerischen Datenschutz-Forums war. Er gibt allerdings zu, dass der Begriff schwierig zu definieren ist.
Wann werden unsere Daten missbraucht?
Im Datenschutzgesetz steht, dass jede Person Anspruch darauf hat, dass ihre persönlichen Daten nicht missbraucht werden: «Aber was heisst eigentlich ‹missbraucht›? Ist es ein Missbrauch, wenn jemand Werbung einblendet, oder wenn ich aufgrund bekannt gewordener Personendaten plötzlich mehr für Angebote bezahle? Oder ist es Missbrauch, wenn ich plötzlich in einer Versicherung nicht mehr aufgenommen werde?»
Fragen, die man sich als Kunde von alternativen Suchmaschinen wie Qwant oder anderen nicht stellen müsste. Die Suchmaschine verspricht keine persönlichen Daten der Nutzer zu erheben, verwendet nach eigenen Angaben keine Cookies und verschleiert die IP-Adressen der Nutzer.
Google reagiert auf politischen Druck
Aber auch Google hat in jüngster Zeit, unter dem zunehmenden Druck der Politik, seine Datenschutz-Einstellungen verbessert. Nutzer können einsehen, was Google über sie gespeichert hat und sie können einschränken, welche Informationen gesammelt werden dürfen. Doch Hand aufs Herz, wie viele von uns kümmern sich tatsächlich um diese Einstellungen? Manch einer dürfte sich die Frage stellen, was das überhaupt bringen soll.
Heinzmann erzählt dazu eine eindrückliche Erfahrung aus seinen Kursen zum Thema Datenschutz: Gefragt ob sie sich daran stören, dass Google so viele Daten sammelt, findet eine Mehrheit der Studenten das meist nicht weiter schlimm, man habe sich daran gewöhnt.
Wir sollten uns mehr um unsere Spuren im Netz kümmern.
Anders sehe es aber aus, wenn Heinzmann anschliessend fragt, ob sich also jemand zur Verfügung stelle, seine Suchabfragen der letzten Monate der Klasse zu zeigen: «Da sagt niemand Ja. Wir alle erachten unsere Suchanfragen als etwas Persönliches, wenn auch nicht jede davon persönlich ist. Die Gesamtheit aller Suchanfragen vermittelt aber ein recht gutes Bild über mich als Person.»
Als IT-Experte, der sich mit Fragen rund um Datenschutz beschäftigt, wünscht sich Heinzmann mehr Eigenverantwortung jedes Einzelnen. «Wir sollten uns mehr um unsere Spuren im Netz kümmern», sagt er. Letztlich gehe es beim Datenschutz vor allem um Transparenz: Nicht nur zu wissen, dass Daten gesammelt werden, sondern welche Daten über uns alle gesammelt werden.