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Code vs Covid 19 am Hackathon Gemeinsam gegen das Virus anprogrammieren

Tausende kreative Köpfe aus der ganzen Welt schaffen an einem Wochenende Software, die aktuelle Probleme lösen soll.

Was passiert, wenn in einem Pflegeheim plötzlich drei Köche gleichzeitig krank werden? Was, wenn ein Grossteil der Putzequippe zu Hause bleiben muss?

An einem Wochenende zu einer Lösung

Mit solchen Fragen beschäftigte sich der Pflegespezialist André Müller, als ihn der Unternehmer Silvan Leibacher auf den Hackathon aufmerksam machte, der vom 27. bis 30. März stattfand. Kreative Köpfe und Softwareentwickler aus der ganzen Welt koordinierten sich 72 Stunden lang übers Internet und fanden zusammen mit Experten wie Biologinnen, Ärzten oder Epidemiologen Lösungen für Probleme der Corona Krise.

Silvan Leibacher half bei der Organisation des Hackathons « Code vs Covid 19 » mit und nahm auch aktiv in einem siebenköpfigen Team teil. «Uns war wichtig, eine Software zu entwickeln, die ein Problem lösen kann», so der Unternehmer.

Sein Team programmierte übers Wochenende eine Webseite, die Personal an Pflegeeinrichtungen vermittelt – freiwillige Helfer etwa, aber auch Köche, die einen befristeten Job suchen.

Teamgeist statt Wettbewerb

Hackathons in normalen Zeiten sind kompetitive Veranstaltungen. Die Entwickler wollen zeigen, was sie können und versuchen, mit anspruchsvollen technischen Lösungen zu brillieren. Für die besten Teams locken Preisgelder.

In der Krise läuft es anders. Um möglichst schnell eine Lösung auf die Beine zu stellen, wählte das Team von Leibacher als technische Basis eine Vermittlungs-Software, die während des deutschen Hackathons «Wir gegen das Virus» entwickelt wurde. Als die deutschen Entwickler am Samstag davon Wind bekamen, kontaktieren sie um Mitternacht das Schweizer Team und boten ihre Hilfe an.

André Müller ist beeindruckt von der Haltung seines Teams und von der Zusammenarbeit: «Ich bin total überwältigt von der Power, die darin steckte, wie unkompliziert und erfolgreich das alles ablief.»

Weltumspannendes Netzwerk

Einer der Initiatoren des virtuellen Grossevents ist Jonathan Isenring, Mitbegründer des «HackZurich», dem grössten Hackathon in Europa, der jeweils im Herbst in Zürich stattfindet.

In den letzten Jahren hat Isenring über den «HackZurich» ein internationales Netzwerk aufgebaut, das 10'000 Entwicklerinnen und Entwickler umfasst. So konnte er innerhalb weniger Tage 3'000 Hacker aus 85 Ländern und 22 Zeitzonen für die Teilnahme am «Code vs Covid 19» begeistern; dazu kamen 300 Mentoren aus der ganzen Welt, darunter namhafte Wissenschaftler, die den Entwicklern am Wochenende mit Rat zur Seite standen.

Es sei erstaunlich, welche Türen in einer Krise plötzlich aufgehen, meint Jonathan Isenring. So sagten die Departements von Guy Parmelin und Alain Berset ihre Unterstützung zu und auch die ETH half mit so wie zahlreiche Partner aus der Wirtschaft.

Das Resultat zählt

Rund 100 Jahre Arbeit wurden über das Wochenende geleistet. Entstanden sind ganz unterschiedliche Lösungen : Vom Türöffner, den man mit dem Fuss bedienen kann, damit man seine Hände an der Falle nicht kontaminiert, über Apps, die anzeigen, wie lange die Warteschlange vor den Supermärkten in der Nachbarschaft ist bis zu einer Anwendung, die angeblich unterscheiden kann zwischen harmlosem Husten und einem Husten verursacht durch das Virus.

Die besten Lösungen sollen nun weiterentwickelt werden. Dafür haben zahlreiche Firmen ihre Unterstützung zugesagt. Die Job-Vermittlung match4care von Silvan Leibachers Team ist bereit in Betrieb.

SRF 4 News vom 1. April 2020

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