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Warum der Wolf für Stadtmenschen keine Gefahr darstellt
Aus Echo der Zeit vom 11.02.2017.
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Wolfsichtung in der Stadt «Der Wolf meidet den Menschen»

Ein Jungtier ist im Kanton Fribourg zweimal in städtischen Gebiet gesichtet worden. Der Wolf-Experte David Gerke sieht in der Verhaltensweise des Jägers aber keinen Grund zur Sorge – im Gegenteil.

Was ist passiert? Im Kanton Fribourg ist ein junger Wolf zweimal in städtisches Gebiet eingedrungen: Am vergangenen Sonntag in Bulle und letzten Dienstag in Broc. Den zuständigen Behörden zufolge ist das Tier mindestens ein Jahr alt. Gleichzeitig heisst es, dass der Wolf für den Mensch keine Gefahr sei.

David Gerke teilt diese Einschätzung im Interview mit dem «Echo der Zeit» und erklärt zugleich, weshalb der Wolf vor dem Mensch mehr Angst habe als umgekehrt. Ausserdem sagt der Hirte und Präsident der Gruppe Wolf, warum das Jungtier die Städte durchwanderte.

SRF: Was sucht ein junger Wolf in der Westschweizer Stadt Bulle?

David Gerke: In Bulle selbst nichts. Allerdings befinden sich Bulle und Broce am Rande der Voralpen. Aus diesem Grund ziehen sehr wahrscheinlich seit zehn Jahren Wölfe durch dieses Gebiet in Richtung Berge. In diesem Fall handelt es sich wohl um ein Jungtier, das nach einem eigenen Revier sucht. Dass der Wolf dabei in Gebiete vordringt, die er nicht kennt, liegt auf der Hand. Vermutlich ist es denn auch nicht das erste Mal, dass so etwas vorgekommen ist – aber jetzt wurde es offiziell festgestellt und mit einem Video festgehalten.

Der Wolf weiss mit Menschen umzugehen.

Aber bemerken Wölfe nicht, wenn sie in ein dicht besiedeltes

Gebiet eindringen?

Doch, aber der Wolf weiss mit Menschen umzugehen. Er weiss, in welchen Situationen der Mensch eine Gefahr darstellt und in welchen der Mensch keine Gefahr ist. Der Wolf ist ein scheues Tier und meidet die Menschen. Daher weiss der Wolf, dass er in der Nacht kaum Menschen auf seinem Streifzug antreffen wird.

Könnte der Wolf den Menschen dennoch angreifen?

Es gab solche Vorfälle. Allerdings stellte sich danach heraus. dass die Wölfe an Tollwut erkrankt waren. Diese Krankheit ist bei uns ausgerottet. Andere Angriffe geschahen, nachdem die Wölfe angefüttert wurden und die Tiere somit ihre Scheu verloren und den Menschen daraufhin mit Futter in Verbindung brachten.

Zu Angriffe kam es, nachdem die Wölfe angefüttert wurden

Rechnen Sie damit, dass wir Wölfe vermehrt in den Städten antreffen werden?

Je mehr Wölfe wir in der Schweiz haben, desto mehr Jungtiere gibt es. Diese müssen eines Tages ihr Rudel verlassen. Deshalb kann es sein, dass Wölfe in Zukunft häufiger Siedlungen und Städten durchqueren. Deshalb besteht aber noch kein Grund zur Sorge. Wir bekommen erst dann ein Problem, wenn die Wölfe lernen würden, dass es in den Siedlungen Futter gibt.

Wir können nicht einfach Hirsch und Reh willkommen heissen, den Wolf hingegen verbannen.

Die Bevölkerung in den Städten mag den Wolf. Könnte sich das ändern, wenn der Wolf durch die Städte zieht?

In den Städten ist die Akzeptanz für den Wolf sehr hoch und ich glaube nicht, dass diese Beliebtheit zuletzt rückläufig war – und auch auf dem Land stösst der Wolf nicht überall auf Abneigung. Selbstverständlich kommt es vor, dass die Stimmung umschlägt, wenn der Wolf ein gewisses Dorf erreicht. Andererseits ist im Kanton Graubünden der Wolf im Calanda-Gebiet gut akzeptiert.

Warum verteidigen Sie den Wolf so vehement?

Weil der Wolf eine einheimische Tierart ist. Zudem hat er eine Bedeutung für unsere Ökosysteme. Wir können nicht einfach Hirsch, Reh und Gämse bei uns willkommen heissen, den Wolf hingegen verbannen. Wir verzeichnen Überbestände von Wildtieren. Deshalb ist es nötig, dass wir in der Schweiz auch deren Jäger haben.

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