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Die guten Hacker Auf der Suche nach der verblüffend einfachen Lösung

589 Programmierer hackten in Zürich um die Wette. Peter Buchmann von SRF Digital war einer davon.

16 Firmen und Organisationen haben ein Problem aus ihrem Alltag definiert, das kleine Teams im Rahmen dieses Wettbewerbes lösen sollen – oder auf Neudeutsch: Einer Tschäläntsch.

Rund 6'000 Begeisterte aus der ganzen Welt haben sich beworben, 600 dürfen mitmachen. Ich rechnete mir keine grossen Chancen aus.

Hacker sind nicht böse

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Viele denken bei Hacker oder hacken sofort an Kriminelle mit bösen Absichten. Mit einem Hack , wie er im Begriff Hackathon gemeint ist, hat das aber nichts zu tun.

Die Wikipedia umschreibt Hack treffend als «einerseits [eine] rasch erstellte und verblüffend einfache, (manchmal) elegante und pfiffige Lösung eines nichttrivialen Problems. [Ein Hack] kann sich andererseits auch auf eine effektive aber ineffiziente, unschöne und ungeschliffene Lösung (quick-and-dirty hack) beziehen, die eher einer temporären Problemlösung [...] gleicht.»

Wau Holland, Journalist und Mitgründer des deutschen Chaos Computer Clubs , beschreibt einen Hacker als «jemand, der versucht einen Weg zu finden, wie man mit einer Kaffeemaschine Toast zubereiten kann».

Freitag

Doch nun stehe ich an diesem sonnigen Freitagnachmittag vor dem Technopark in Zürich, ausgerüstet mit Computer, Schlafsack und Zahnbürste. Für die nächsten 40 Stunden ist Tüfteln angesagt – vorausgesetzt, ich finde ein Team. Das bereitet mir gerade am meisten Bauchschmerzen.

16:45 In einer riesigen Halle sind Arbeitsplätze für 600 Teilnehmer eingerichtet. Ich suche mir einen Tisch, links von mir diskutiert ein Team aus Polen, rechts zwei indische Studenten. Noch bin ich alleine.

17:15 Um Anschluss zu finden, publiziere ich in einem Forum mein Profil, meine technischen Erfahrungen als professioneller Software-Entwickler und welches Problem mich interessiert – die Challenge der SBB: Wie bringt man am Wochenende neue Kunden vom Auto auf den Zug.

19:00 Deniel aus Berlin und Tobias aus Zürich melden sich bei mir. Nach einem kurzen Gespräch vor dem Ping-Pong-Tisch ist klar: Wir wollen zusammen am SBB-Wettbewerb teilnehmen. Wir beginnen zu diskutieren, tauschen Ideen aus, inspirieren uns gegenseitig.

Ein Tisch von oben gesehen, darauf Computer, Kabel, Essenresten und Getränke.
Legende: Unser Arbeitsplatz nach der ersten Nacht. SRF

Samstag

01:00 Unsere Lösung steht fest: Die Idee der SBB, mit günstigen Überraschungsreisen Leute zum Umsteigen zu bewegen, wollen wir mit einem digitalen Abenteuer verbinden. Ein Teilnehmer soll erst im Zug erfahren, wohin die Reise geht. Per App bekommt man Rätsel zugeschickt, die Hinweise auf die Destination geben, Vorschläge zu Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen.

01:30 Deniel will noch ausprobieren, wie man an die Daten zu den Ticket-Preisen gelangt, die die SBB zur Verfügung stellen.

Tobias und ich sind müde. Er übernachtet zu Hause. Ich ziehe mich in einen Schlafsaal zurück, blase meine Luftmatratze auf und lege mich hin.

6:30 Nach einer unruhigen Nacht und dem ersten Kaffee programmiere ich eine Lösung, wie man Texte und Bilder auf unsere App schicken kann. Tobias ist auch schon wach und kümmert sich ebenfalls um dieses Problem. Ich setze auf das Internet, er auf SMS.

9:45 Deniel kommt dazu. Wir arbeiten unabhängig voneinander.

12:30 Wir beschliessen, die Rätsel per SMS zu verschicken, für die Schlusspräsentation unserer App wollen wir eine Überraschungsreise vorbereiten.

Ich recherchiere: Ein berühmter deutscher Komponist lebte im 19. Jahrhundert in dieser Stadt. Wer war der Mann und wie heisst die Stadt? (Auflösung ganz unten).

21:00 Unsere App funktioniert: Man kann eine Reise buchen und bekommt Rätsel zugeschickt. Bis zum Abgabetermin bleiben uns noch 12 Stunden. Wir nutzen die Zeit, um das Design zu verbessern und bereiten die Schlusspräsentation vor.

Sonntag

8:30 Alle sind entspannt, ich korrigiere noch unsere Dokumentation.

9:00 Wir geben unser Projekt ab und gehen nochmals die Präsentation durch.

11:30 Wir zeigen unsere App den Verantwortlichen der SBB, gleich darauf auch noch der Jury des HackZurich.

12:30 Wir werden informiert, dass wir unser Projekt am Schluss der Veranstaltung vor allen Teilnehmern präsentieren dürfen. Wir freuen uns sehr darüber, rechnen uns aber keine Chancen auf einen Preis aus.

16:00 Wir gehen nach Hause – ohne Preis, aber um viele Erfahrungen reicher.

Auflösung: Richard Wagner lebte von 1866 bis 1872 in Luzern.

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