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Panorama Erster Mensch mit DNA-Schere behandelt

Zum ersten Mal probieren chinesische Forscher die CRISPR-Gentherapie an einem Menschen aus. Damit werden Gene gezielt entfernt und ausgetauscht. Die Medizin hofft, bald Krebs und andere Krankheiten heilen zu können. Doch bei der Methode stellen sich auch ethische Fragen.

  • Mit der sogenannten CRISPR-Methode kann DNA gezielt biochemisch geschnitten werden.
  • Das Verfahren wurde 2012 erstmals wissenschaftlich beschrieben, 2015 erklärte «Science» die CRISPR-Methode zum «Durchbruch des Jahres».
  • Nun wird CRISPR erstmals an Menschen getestet, um Krebs zu heilen – und zwar in China.

SRF News: Was genau haben die chinesischen Wissenschaftler bei dem betroffenen Krebspatienten gemacht?

Daniel Theis, SRF-Wissenschaftsredaktor: Sie haben dem Patienten Blut entnommen und im Reagenzglas T-Abwehrzellen verändert. Die T-Zellen sollen danach aggressiver sein als vorher und später, nachdem das veränderte Blut dem Patienten wieder zugeführt wurde, Krebszellen angreifen und zerstören.

An Gentherapien wird seit Jahrzehnten geforscht, mit viel Hoffnung und wenig Erfolg. Warum soll das jetzt anders sein?

Das Ersetzen von gewissen Genen im Körper, die etwas «falsch» machen, wäre eine einfache und präzise Methode, um gewisse Krankheiten zu heilen. Bislang fehlten aber die Methoden, solche Veränderungen am Erbgut einfach und gezielt vornehmen zu können. Zuweilen endeten die Versuche auch tödlich. Mit der neuen CRISPR-Methode – sie funktioniert wie eine Art Schere – gibt es nun aber ein Werkzeug, mit dem die Forscher und Mediziner viel präziser arbeiten können.

Bei welchen Krankheiten könnte die «CRISPR»-Methode künftig eingesetzt werden?

Das hängt stark davon ab, die CRISPR-Schere an den richtigen Ort zu bringen. Wenn man dem Körper Zellen entnehmen und sie im Reagenzglas verändern kann, geht es viel einfacher. So könnte CRISPR auch bei HIV oder bei Erbkrankheiten funktionieren, bei denen nur wenige Gene beteiligt sind und man den Mechanismus ihrer Funktion gut kennt. Dies beträfe etwa bestimmte Formen von angeborener Blindheit oder die oft zitierte Erbkrankheit Chorea Huntington.

Das klingt alles vielversprechend. Gibt es dabei keine ethischen Probleme?

Doch. Es ist mit CRISPR möglich, bereits bei Embryonen einzugreifen, etwa, um Erbkrankheiten auszuschalten. Entsprechende Versuche sind bereits durchgeführt worden. Damit könnten einem Embryo gewünschte Eigenschaften mitgegeben werden, sogenannte Designerbabys würden eine Realität. Besonders heikel ist dabei, dass diese Eigenschaften später an die Nachkommen vererbt werden, weil in die sogenannte Keimbahn eingegriffen wird. Das ist nicht nur ethisch problematisch, sondern ebenfalls evolutionsbiologisch, weil auch neue Krankheiten eingeschleust oder erschaffen werden könnten.

Die CRISPR-Methode wurde nun erstmals an einem Menschen angewendet. Werden Patienten bald in grösserer Zahl mit einer solchen Gentherapie behandelt?

Das wird noch etwas dauern. Die chinesischen Forscher behandeln zunächst einmal zehn Krebs-Patienten. Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob die Methode überhaupt verträglich ist. Doch es könnte schon bald rasch vorwärts gehen. So startet Ende Jahr eine andere Studie in den USA mit 18 Patienten, die an verschiedenen Krebsarten erkrankt sind. Zudem warten in China diverse weitere Studien auf eine Bewilligung der Behörden. Die CRISPR-Methode steht bei der Anwendung am Menschen also noch ganz am Anfang, doch es besteht grosse Hoffnung, dass sie rasch zu Erfolgen führen wird.

Das Gespräch führte Brigitte Kramer.

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