An der Fussball-WM spielt die Schweiz heute Abend im russischen Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, gegen Serbien. Es ist der westlichste Austragungsort dieser WM: Die russische Exklave ist über 1000 Kilometer von Moskau entfernt und eine Art russische Insel, umgeben von Ländern der EU.
Diese exponierte Lage macht Kaliningrad stark abhängig von den Beziehungen zum Westen – und im Spezifischen zur Europäischen Union.
Vor Ort ist die künftige Russland-Korrespondentin von SRF, Luzia Tschirky. Ihr hätten in den letzten Tagen junge Menschen wiederholt gesagt, dass sie ein besseres Verhältnis zum Westen wollten. «Das sind Worte, die man in Russland nicht unbedingt jederzeit hört.» Denn der Ton habe sich insbesondere seit der Annexion der Krim durch Russland verschärft.
«Man spürt auch hier, dass diese Annexion zu einer schwierigen Situation mit der Europäischen Union geführt hat.» So können russische Bürger aus Kaliningrad derzeit nur mit einem Visum ins benachbarte Ausland. «Wer also nach Russland reisen möchte, muss fliegen», erklärt Tschirky.
Löcher im Stadion des FK Baltika
Kaliningrad blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Das sei auch heute noch sichtbar, sagt Tschirky. «Ich war erst gestern im ältesten Stadion Russlands. Dieses Stadion ist noch zu Königsberger Zeiten eröffnet worden.»
Im ältesten Stadion Russlands findet man noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg.
Ursprünglich hat dort eine deutsche Mannschaft gespielt. Heute ist es die Heimat des FK Baltika. «Man findet dort noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg.» Das zeige, wie sehr die Geschichte Kaliningrads dieses Stadion gezeichnet habe, und wie gezeichnet diese Stadt immer noch ist.
Auf sumpfigem Gelände gebaut
Das Stadion, in dem das Weltmeisterschaftsspiel Schweiz-Serbien heute Abend ausgetragen wird, ist hingegen ganz neu gebaut worden. «Es ist ein interessanter Kontrast, denn das Stadion ist wunderschön», sagt Tschirky: «Es blitzt und glänzt in der Sonne.» Allerdings sei das Stadion auf sumpfigem Gelände gebaut worden. «Dort war davor einfach Niemandsland.»
Damit man das Stadion überhaupt habe bauen können, sei das ganze Gebiet darum herum mit Sand zugeschüttet worden, erklärt sie. «Man hat meterhoch Sand hingekarrt, damit man die Pfeiler für das Stadion stabil in den Boden rammen konnte.» Die Bevölkerung frage sich deshalb: «Wird dieses Stadion eines Tages, wenn die WM zu Ende ist, nicht einfach davonschwimmen, weil der ganze Sand das Stadiongebäude vielleicht doch nicht tragen kann?»
Aus Schweizer Sicht dürfte hingegen vor allem wichtig sein, dass das Stadion das Gruppenspiel gegen Serbien am heutigen Abend übersteht.