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Fremdsprachen lernen per App Die Sprachschule in der Hosentasche

Apps zum Sprachen lernen gibt es wie Sand am Meer. Was bringen sie? Die kurze Antwort: Erstaunlich viel.

Die meisten Sprachlern-Apps lassen sich grob in zwei Kategorien aufteilen: Auf der einen Seite das klassische Lernen mit Erklärungen und vielen Übungen, ein Vorgehen, das stark an den Sprachunterricht in der Schule erinnert. Ein prominenter Vertreter dieses Genres ist die App «Babbel».

Einen anderen Weg gehen digitale Kurse, die auf impliziertes Lernen setzen. Sie verzichten auf Erklärungen, Übersetzungen oder Vokabellisten. Erwachsene sollen sich eine Fremdsprache spielerisch und aus dem Kontext heraus aneignen – so wie Kinder das vermeintlich tun. Diesen Ansatz verfolgen Apps wie «Duolingo» und «Rosetta Stone», der Methusalem unter den digitalen Sprachkursen.

Impliziertes Lernen funktioniere durchaus auch bei Erwachsenen, meint Raphael Berthele, Professor am Departement für Mehrsprachigkeit und Sprachdidaktik der Universität Freiburg. Studien zeigten allerdings, dass das Lernen mit Erklärungen effizienter sei. Und der Wissenschaftler gibt zu bedenken: Auch für Kinder sei Sprache zu erlernen kein Kinderspiel. Sie wendeten dafür sehr viel Zeit auf und hätten die Unterstützung ihres Umfeldes.

Das Ziel: Was will ich erreichen?

Bevor man sich für eine App entscheidet, sollte man sich überlegen, was man erreichen will: Ist man mit einfacher Kommunikation zufrieden oder stellt man höher Ansprüche und möchte später einmal literarische Texte lesen?

Wer nicht so hoch hinaus will und mit dem klassischen Sprachunterricht an der Schule nicht viel anfangen konnte, fährt mit dem Ansatz des impliziten Lernen besser. Für die anderen empfiehlt sich ein digitaler Kurs mit Erklärungen.

Von der Theorie zur Praxis

Eine Sprache lernt man weder ausschliesslich mit einer App noch an einer Schule. «Man muss in die Sprache eintauchen», meint Raphael Berthele. Zum Beispiel indem man sich regelmässig Podcasts in der Zielsprache anhört oder versucht, Texte zu lesen.

Auch für diese Phase gibt es wertvolle digitale Hilfsmittel. So hat man bei E-Books meist bequemen Zugriff auf ein Wörterbuch – bloss das unbekannte Wort antippen und schon wird die Übersetzung oder eine Erklärung angezeigt. Auf gewissen Geräten wird der neue Ausdruck auch gleich noch in einen Zettelkasten kopiert, so dass man neue Vokabeln gezielt lernen kann.

Das ist äusserst hilfreich, denn die Aneignung des Wortschatzes sei eines der ganz grossem Probleme beim Erlernen einer Fremdsprache, meint Raphael Berthele – ein eher langweiliger und mühsamer Prozess. Doch ohne diese Anstrengung geht es nicht, das nimmt einem keine App ab.

App oder Sprachschule?

Sprachen lernen am Computer oder Handy hat viele Vorteile, aber nicht nur:

  • Der Preis: Für ein Monatsabo bezahlt man in der Regel zwischen 5 und 15 Franken und somit deutlich weniger als  für einen herkömmlichen Sprachkurs. Gewisse Apps sind sogar kostenlos.
  • Flexibilität: Man lernt im eigenen Tempo – dann, wenn man Zeit hat und das ortsungebunden, im Zug auf dem Weg zur Arbeit oder in der Mittagspause. Allerdings hat diese Flexibilität auch wieder Nachteile: Sie kan einem zum dauernden Hinausschieben der Lektionen verleiten.

Auch der klassische Sprachkurs hat seine guten Seiten:

  • Ein fixer Stundenplan zwingt zum Lernen, man will sich schliesslich vor der Lehrerin und den Mitschülern nicht blamieren.
  • Ein qualifizierter Lehrer kann Fragen beantworten und die Aussprache gezielt korrigieren.

SRF 1 Espresso am 25. Mai 2022 um 8:20 Uhr

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