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Malaria-Todesfall in Italien «In der Schweiz ist Malaria möglich, kommt aber kaum vor»

In Italien stirbt ein kleines Mädchen an Malaria, obwohl es nie im Ausland war. Auch in der Schweiz gibt es Malaria-Mücken, die Gefahr einer Ansteckung ist dennoch sehr klein, sagt Johannes Blum vom Schweizerischen Tropeninstitut in Basel.

In Italien stirbt die vierjährige Sofia an Malaria. Ist das auch in der Schweiz möglich?

Italien ist kein Malariagebiet und die Schweiz auch nicht. Dennoch sind Malariafälle auch in der Schweiz schon vorgekommen, allerdings nur ganz selten. Zum Beispiel zur Zeit der terroristischen Anschläge auf den Schweizer Luftverkehr 1969/70. Da bewachten Rekruten den Flughafen Zürich. Einer der jungen Männer wurde mit Malaria infiziert. Ein anderer Malaria-Fall betraf einen Briefträger in Genf. 1997 gab es zwei Opfer in Deutschland, in Duisburg.

Auch in der Schweiz hat man schon Malaria-Mücken beobachtet
Autor: Johannes Blum-Hasler Tropenarzt

Sofia war offenbar noch nie im Ausland, wie konnte sie sich trotzdem infizieren?

In Italien, im Tessin und nördlich der Alpen wurden schon Mücken beobachtet, die den Erreger theoretisch weitergeben könnten. Es ist aber eine Subspezies der Anopheles-Mücke und diese überträgt den Erreger weniger gut. Eine zweite Möglichkeit, sich anzustecken, ohne in ein Malaria-Gebiet gereist zu sein, ist durch eine Bluttransfusion oder eine Organtransplantation.

Wie steckt man sich sonst noch an in der Schweiz?

Mit Malaria kommen in der Regel nur Leute in Kontakt, die in entsprechend gefährdete Gebiete reisen. Dennoch kann ganz selten die sogenannte Baggage-Malaria vorkommen, die Gepäck-Malaria. Das ist dann, wenn eine infizierte Mücke in einem Koffer in die Schweiz transportiert wird und hier jemanden sticht. Eher nur in Flughafennähe beobachten wir die sogenannte Flughafen-Malaria, also wenn eine Mücke im Flugzeug mitreist und zusticht.

Malariamücke
Legende: Eine von 40 Mückenarten, die Malaria übertragen können. Keystone

Die Gefahr, in der Schweiz Malaria zu bekommen ist also gering?

Sehr gering ohne Auslandaufenthalt. Hingegen muss man bei Reisen in Malaria-Endemiegebieten die Möglichkeit einer Malariainfektion in Betracht ziehen. Bei Reisenden in Hochrisikogebiete wird eine medikamentöse Malariaprophylaxe empfohlen. Bei Reisen in ein Gebiet mit niedrigem Malariarisiko, reicht es hingegen, ein Notfallmedikament dabei zu haben. Dieses wird nur dann eingenommen, wenn bei Fieber eine Malaria nicht mittels Bluttest ausgeschlossen werden kann. Die meisten schweren Malariafälle betreffen Touristen, die sich nicht an die Schutz-Empfehlungen gehalten haben. Wer aus der Schweiz in ein Malariagebiet geht, ohne die empfohlenen Schutzmassnahmen anzuwenden, ist stark gefährdet.

Und wie kann man sich in einem Malariagebiet schützen?

Es sind die üblichen Massnahmen: Mückenschutz auf die Haut oder auf die Kleider auftragen. Dazu empfiehlt es sich, in einem mückenfreien Raum zu schlafen. Oder unter einem Moskitonetz, das mit einem speziellen Mittel imprägniert wurde. Reisende können auch eine Malariaprophylaxe machen, also Medikamente einnehmen vor, während und nach der Reise. Das empfiehlt sich in Gebieten mit hoher Malariagefährdung.

Je früher Malaria erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen
Autor: Johannes Blum-Hasler Tropenarzt

Wie behandelt man Malaria?

Mit Medikamenten. Ganz wichtig ist, dass Leute mit Fieber sofort zum Arzt gehen und das Fieber abklären lassen. Je früher Malaria diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen. Immer wieder werden auch Impfstoffe entwickelt, die vor allem den Kindern in den Malariagebieten helfen sollen. Diese Impfstoffe bewirken, dass Kinder früher Abwehrkräfte entwickeln.

Weltweit gibt es 600'000 Malaria-Tote, drei Viertel sind Kinder unter 5 Jahren, warum?

Das betrifft vor allem Kinder in Afrika. Diese erhalten von der Mutter Antikörper, dadurch sind sie teilweise vor Malaria geschützt. Aber sie verlieren diesen Mutterschutz und müssen selber einen Schutz aufbauen. In der Zeit, in der diese Kinder den Mutterschutz verlieren, sind sie dann besonders anfällig für Malaria.

Das Gespräch führte Ruth Wittwer

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