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Kunden für dumm verkauft Dreist, dreister, Kellogg

Choco Krispies enthalten neu «30 Prozent weniger Zucker». Die Aussage bezieht sich allerdings auf ähnliche Produkte.

«Da werden Kunden ganz bewusst reingelegt», ärgert sich Kathrin U. aus Solothurn. Ihr Ärger gilt dem Frühstücksflocken-Hersteller Kellogg. Dieser hat die Rezeptur für die Reisflocken Choco Krispies angepasst und schreibt seit kurzem auf die Verpackung: «Lecker wie immer – 30 Prozent weniger Zucker». Das soll wohl den Eindruck vermitteln, das Produkt sei heute gesünder als noch mit dem alten Rezept. Im Internet schreibt das Unternehmen zur neuen Rezeptur, am «schokoladig leckeren Geschmack» sei nichts verändert worden. Man habe «nur den Zucker reduziert».

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Kunden für dumm verkauft: Dreist, dreister, Kellogg
aus Espresso vom 18.10.2018. Bild: SRF
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Zucker durch Glukose ersetzt

Ein Blick auf die Zutatenliste und die Nährwertangaben zeigt allerdings: Das Produkt hat heute noch praktisch gleich viele Kalorien (382 pro 100 Gramm, statt 387) und genau gleich viele Kohlehydrate wie zuvor. Einziger Unterschied: Heute sind die Choco Krispies zu einem Teil mit Glukosesirup gesüsst. Was allerdings aus ernährungswissenschaftlicher Sicht keinen Unterschied macht: «Es spielt keine Rolle, ob Sie Haushaltszucker oder Glukose essen – es ist und bleibt Zucker», sagt beispielsweise die Basler Ernährungsberaterin Diana Studerus.

Bei der Glukose handelt es sich um Traubenzucker, der ein Bestandteil des Haushaltszuckers ist. «Glukose ist aber genauso süss, hat gleich viele Kalorien wie Haushaltszucker und sorgt ebenfalls für eine Insulinausschüttung im Körper», so die Ernährungsberaterin. «Die Wirkung von Glukose ist also vergleichbar mit jener, die der Haushaltszucker hat.» Insofern empfinde sie das Vorgehen von Kellogg als ein Irreführen des Konsumenten.

Vergleich mit anderen Produkten

Nun ist es allerdings so, dass Kellogg den Hinweis «30 Prozent weniger Zucker» gar nicht auf die alte Rezeptur bezieht, wie man vermuten könnte. Vielmehr steht im Kleingedruckten auf der Rückseite der Schachtel: «30 Prozent weniger Zucker als herkömmliche Kinder-Frühstückscerealien mit schokoladigem Geschmack.»

Kundin Kathrin U. findet das verwerflich: «Wer den Hinweis liest, hat das Gefühl, das Produkt sei heute gesünder – oder weniger schlecht als vorher.»

Alles legal

Festgehalten werden muss, dass Kellogg nichts Illegales tut. Auf Lebensmittel-Verpackungen muss nur der Gehalt von Haushalts- bzw. Kristallzucker angegeben werden. Der Gehalt von Glukose muss nicht aufgeführt sein. Insofern ist die Aussage, dass das Produkt weniger Zucker enthalte, korrekt. «Es ist ein Kunstgriff, den Kellogg macht», sagt Ernährungsberaterin Diana Studerus. «Aber man muss schon beide Augen zudrücken, um das durchgehen zu lassen.»

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Kellogg begründet mit gesetzlicher Vorgabe

Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» möchte von der Herstellerin Kellogg wissen, was sie zum Vorwurf sagt, mit der neuen Verpackung ihre Kundinnen und und Kunden in die Irre zu führen. Darauf geht das Unternehmen jedoch nicht ein. In der schriftlichen Antwort heisst es: «Alle Zutaten und Inhaltsstoffe werden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben auf der Verpackung angegeben, so dass Verbraucher jederzeit nachvollziehen können, wie sich das Produkt zusammensetzt.»

Der Vergleich mit ähnlichen Produkten im Zusammenhang mit der Aussage «30 Prozent weniger Zucker» basiert laut dem Unternehmen auf einer Vorgabe des europäischen Lebensmittelrechts. Gemäss diesem müssten sich solche «Reduziert»-Angaben immer auf eine Reihe ähnlicher Produkte beziehen. Ein Vergleich mit alten Rezepten sei auf Verpackungen nicht erlaubt, sagt Kellogg und gibt an, dass die neuen Choco Krispies im Vergleich zum Vorgänger-Produkt sogar 43 Prozent weniger Zucker enthielten. Wobei hier wiederum die Reduktion des Haushaltszuckers gemeint ist, der durch nicht weniger süssen Glukosesirup ersetzt worden ist.

Das Unternehmen schreibt weiter, dass man «über den Konsumentenservice im engen Austausch mit unseren Verbrauchern» stehe. Die Kommunikation werde angepasst, «sofern diese nicht verstanden wird oder missverständlich ist».

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