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Digitec Galxus und Twint streiten sich
Aus Espresso vom 13.03.2020. Bild: Keystone
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Mobile Payment Digitec Galaxus und Twint streiten sich

Der grösste Schweizer Online-Händler und der Anbieter der Schweizer mobilen Bezahl-App können sich nicht einigen.

«Es hat sich ausgetwintet», verkündete Digitec Galaxus Anfang März. Ab sofort könne man mit Twint nicht mehr bezahlen. Als Grund nennt der grösste Schweizer Online Händler die hohen Gebühren, die Twint neu für jede Transaktion verrechnen will.

Laut Twint handele es sich um branchenübliche Ansätze. Das Unternehmen weist darauf hin, dass rund 7'000 Händler in der Schweiz bereit seien, diesen Zuschlag zu bezahlen, darunter auch Konkurrenten von Digitec Galaxus wie Brack, Interdiscount oder Microspot.

Wer ist im Nachteil?

Ein Branchenkenner, der während Jahren in führender Position bei Fintech Unternehmen arbeitete, sieht Twint als Verliererin im Streit.

Kunden von Digitec Galaxus können ihr Zahlungsmittel wählen: Neben Kreditkarten oder Postfinance und PayPal kann man auch gegen Rechnung oder Vorauskasse bezahlen. Dass sie abspringen, weil sie nicht mehr mit Twint bezahlen können, hält der Branchenkenner für unwahrscheinlich. Der grösste Online-Händler zählt also nicht zu den Verlierern.

Anders Twint: Will das Unternehmen profitabel arbeiten, müsse es das Transaktionsvolumen und den Umsatz massiv steigern, erklärt der Experte.

Teure Fusion

Bei der Lancierung vor fünf Jahren lockte Twint die Händler mit tiefen Kosten. Kurz darauf fusionierte Twint mit Konkurrent Paymit, hinter dem Unternehmen wie etwa die UBS oder die Zürcher Kantonalbank stehen.

Durch diese Fusion seien für Twint hohe Kosten von 500 Millionen Franken entstanden, die das Unternehmen nun durch höhere Gebühren wettmachen will, kritisiert Digitec Galaxus.

Der Branchen-Insider findet diese Zahl übertrieben. Der Experte schätzt die Entwicklungskosten auf 100 Millionen Franken, bestätigt aber, dass Twint finanziell unter Druck steht. Um profitabel arbeiten zu können, müsse Twint einen Umsatz von mindestens 5 Milliarden Franken erreichen, schätzt er. Dazu müsste der Mobile Payment Anbieter die Zahl der kostenpflichtigen Transaktionen massiv steigern.

Twint gibt keine Zahlen zum Geschäftsgang bekannt und weist darauf hin, dass das Unternehmen auch noch über andere Einnahmequellen verfügt wie zum Beispiel Lizenznahmen von Banken.

Wie weiter mit Twint?

Twint kann viel mehr als Online Shopping: Mit der App kann man einem Kollegen kostenlos Geld überweisen - und das in Sekunden. Mit der App kann man auch im Hofladen eines Bauern bezahlen, dank QR-Code für beide Seiten völlig unkompliziert. Immer beliebter wird Twint bei den Parkuhren, weil die lästige Suche nach Kleingeld entfällt.

Einzig an der Ladenkasse im Supermarkt überzeugt Twint nicht. Zwar kann man in der App die Bonus-Karten hinterlegen und bekommt dann gleich auch noch etwa Cumulus oder Superpunkte gutgeschrieben, ohne dass man die Karten aus dem Portemonnaie klauben muss. Doch die Erfahrung zeigt: Allzu oft funktioniert die App nicht. Während man verzweifelt auf eine Lösung sucht, wird die Warteschlange an der Kasse immer länger.

Es bleibt ein weiteres Problem: Die App lässt sich noch nicht im Ausland nutzen. Im vergangenen September gab Twint zwar bekannt, dass das Unternehmen der European Mobile Payment Systems Association (EMPSA) beitrat. In Zukunft könnte man Twint in neun europäischen Ländern nutzen, darunter Deutschland und Schweden.

Ob das den Schweizer Konsumenten genügt oder ob sie sich lieber einem IT-Giganten aus dem Silicon Valley wie etwa Apple Pay anschliessen, wird sich zeigen.

Espresso, 13.03.20, 08.13 Uhr

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