Die meisten Sonnencrèmes enthalten chemische Filter wie Octocrylen oder Avobenzon. Diese wandeln gefährliche UV-Strahlen in Wärme um. Allerdings bleiben diese Filter nicht nur auf der Haut, sondern durchdringen sie auch. Das zeigt eine aktuelle Studie der US-Arzneimittelbehörde FDA.
Bei 24 Testpersonen wurden im Blut UV-Filter nachgewiesen, und das nicht zu knapp. Die Grenzwerte waren deutlich überschritten.
6000 Tonnen Sonnenschutzmittel landen im Meer
Die Zürcher Toxikologin Margret Schlumpf von der Organisation Greentox beschäftigt sich seit den 90er-Jahren mit UV-Filtern in Sonnencrèmes. Sie konnte diese sogar schon in der Muttermilch nachweisen.
Die Resultate der amerikanischen Forscher erstaunen sie daher nicht: «Wir haben eine grosse Körperoberfläche. Streichen wir uns von A bis Z mit Sonnencrème ein, geht einiges durch.» Noch ist nicht klar, wie gesundheitsgefährdend die chemischen UV-Filter im Blut sind. Und das sei genau das Problem, kritisiert die Toxikologin: «Die UV-Filter, die heute in grossen Mengen in Sonnencrèmes verwendet werden, sind noch zu wenig erforscht.»
Ein weiteres Problem: Laut einer Schätzung der amerikanischen Meeresbehörde landen weltweit jährlich 6000 Tonnen Sonnenschutzmittel im Meer. Da die chemischen UV-Filter schlecht wasserlöslich sind, bleiben sie dort. Um die Korallen zu schützen, verbietet Hawaii ab 2021 Sonnencrèmes mit gewissen chemischen Filtern.
Die Alternative: mineralische Filter
Es gibt aber Alternativen: Sonnencrèmes mit mineralischen Filtern, mit Titandioxiden. Diese Partikel bleiben auf der Haut und reflektieren die UV-Strahlen ähnlich wie ein Spiegel.
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Allerdings hat Titandioxid auch einen Nachteil, weiss der Luzerner Kantonschemiker Silvio Arpagaus: «Solche Sonnencrèmes weisen eine starke weisse Färbung auf, was bei vielen Konsumenten nicht gut ankommt. Eine Alternative bieten Titandioxide in Nanoform.» Doch Nanopartikel sind auch nicht unbestritten: Es gibt toxikologische Bedenken. Zurzeit wird daran geforscht. Immerhin gibt es vermehrt auch Sonnencrème mit mineralischen Filtern, die ohne Nanopartikel auskommen.
Diese empfiehlt der Dermatologe Christian Surber schon lange: «Schwangere oder stillende Mütter und auch Kinder sollten nur Sonnenschutz-Produkte mit mineralischen UV-Filtern verwenden.»
Schweizer Behörden sehen keinen Handlungsbedarf
Sonnencrèmes mit mineralischen Filtern sind vor allem in Drogerien, Apotheken und Reformhäusern erhältlich. Aber man findet sie auch bei Coop, Manor und zeitweise auch bei Aldi.
Das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sieht diesbezüglich keinen Handlungsbedarf. Auf Anfrage des SRF-Konsumenten-Magazins «Espresso» heisst es, die chemischen UV-Filter seien geprüft und gelten als sicher. Zusammen mit der EU würde für jede Filtersubstanz festgelegt, wieviel davon maximal in welchen Sonnenschutz-Produkten enthalten sein darf.