Als Sissi wurde die gebürtige Wienerin Romy Schneider schlagartig berühmt. Mit 16 Jahren schlüpfte sie zum ersten Mal in die Rolle der jungen Kaiserin und vermochte sie ein Leben lang nicht mehr abstreifen. Zart, schön und von allen geliebt - so betrat Romy Schneider das Parkett der Öffentlichkeit.
Nazi-Eltern
Unter den forschen Fittichen der Mutter Magda Schneider wird ihre Schauspielkarriere vorangetrieben. Im Teenageralter spielt Romy Schneider in Heimatfilmen mit. Die Eltern sind dem Nationalsozialismus zugetan, der Mutter wird gar eine Affäre mit Adolf Hilter nachgesagt. Umstände, die Romy Schneider ein Leben lang belasten. Hinter der leuchtenden Fassade machte sich bald eine tiefschürfende Unzufriedenheit breit.
Ausbruch nach Frankreich
Sie bricht aus, zieht nach Frankreich, sucht Sinn, Freiheit und Liebe. Sie findet Alain Delon, einen aufstrebenden französichen Schauspieler. Die beiden sind von 1958 bis 1964 ein Paar und die Lieblinge der Klatschpresse. Er betrügt sie und sie resumiert später: «Er war feige, aber er war sehr schön». Die grosse Liebe wird Romy Schneider nie finden - trotz ihrer zwei Ehen.
Beruflich entwickelt Romy Schneider eine Arbeitswut, sie spielt in über fünzig Filmen mit, darunter «Der Swimmingpool» (1969) oder «Nachtblende» (1975) und avanciert in den Siebzigern zur erfolgreichsten Schauspielerin des französischen Films. Zwei Mal wird sie sogar mit einem César als beste Hauptdarstellerin bedacht. Für ihre Rolle in «Der Kardinal» wird sie 1964 gar für einen Golden Globe nominiert.
Ihre Rollen gleichen sich vermehrt. Es sind Frauen, wie sie selbst: verletzlich, gedemütigt, an der Schwelle zum Nervenzusammenbruch. Die Grenzen zwischen Realität und Kunst scheinen zu verschwimmen. In jedem Film finden sich Spuren ihrer aktuellen Lebenssituation.
Die Last des Lebens
Der fatale Tiefpunkt kommt 1981. Beim Klettern über einen Gartenzaun verunglückt ihr 14-jähriger Sohn David aus erster Ehe tödlich. Es folgt ein Strudel der Selbstzerstörung. Zunehmend düster und freudlos tritt Romy Schneider in der Öffentlichkeit auf, macht keinen Hehl aus ihrem Gemütszustand. Es wirkt, als wäre ihr das Leben zur Last geworden, ein Feind, den es zu bekämpfen gilt. In ihrer Agonie wirkt Romy Schneider so stark wie zerbrechlich, so stoisch wie unsicher.
1982 stirbt die Schauspielerin 43-jährig an Herzversagen. Alkoholmissbrauch, Tablettensucht, ein gebrochenes Herz - über die Ursache ranken sich Mythen.
Die Faszination der Romy Schneider aber, sie liegt wohl noch heute, 36 Jahre nach ihrem Tod, im Unvermögen sie zu verstehen.