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Apple und Google setzen Apps ein Limit
Aus Espresso vom 28.09.2018. Bild: Imago/Fotomontage SRF
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Smartphone-Sucht Apple und Google setzen Apps ein Limit

Zeitbeschränkungen für beliebte Apps sollen Smartphone-Benutzer vor sich selber schützen. Doch es bleiben Schlupflöcher.

Immer mehr Leute beklagen sich darüber, dass sie ihr Smartphone so oft in die Hand nehmen, dass ihr Gerät sie völlig im Griff habe. Nun reagieren die Hersteller der Betriebssysteme: Sowohl Apples iOS 12, das dieser Tage erschienen ist, als auch Googles Android 9 Pie, das seit August erhältlich ist, bieten Möglichkeiten, die Zeit vor dem Bildschirm besser zu kontrollieren und nötigenfalls einzuschränken.

Apple: Statistiken zur Bildschirmzeit

In Apples System-Einstellungen gibt es neu den Menüpunkt «Bildschirmzeit». Dort wird angezeigt, wie viel Zeit man am aktuellen Tag mit App-Kategorien wie «Soziale Netzwerke», «Produktivität» oder «Unterhaltung» verbracht hat. Die Zuordnung einer App zu einer Kategorie geschieht automatisch, lässt sich aber manuell ändern.

Ein Screenshot der Bildschirmzeit-Anzeige eines iPhones.
Legende: Der Autor ist ein vorbildlicher Nutzer: Er hat vor allem Zeit mit Produktivität und Lesen und Nachschlagen verbracht. Screenshot

Ein Tippen auf diese Übersicht führt zu detaillierteren Statistiken für den laufenden Tag oder die letzten sieben Tage. Hier erfährt man, wie viel Zeit man mit einzelnen Apps verbracht hat, wann und wie oft man sein Smartphone in den letzten Stunden zur Hand genommen hat und welche Apps am meisten Mitteilungen verschickten.

Tippt man auf eine App oder Kategorie, erhält man Auskunft über deren Nutzung. Auch eine Zeit-Limite zwischen einer Minute und 24 Stunden für einzelne Apps, Kategorien und Wochentage lässt sich hier festlegen. Ist die Zeit abgelaufen, wird die App auf dem Startbildschirm grau eingefärbt. Will man sie trotzdem öffnen, erhält man den Hinweis, dass das Zeit-Limit erreicht sei. Dieselbe Meldung wird auch eingeblendet, wenn man sich beim Ablauf des Zeitguthabens noch in der App befindet.

Zeitguthaben der Kinder verwalten

Allerdings bleibt eine App auf diese Weise nicht komplett gesperrt. Man kann sie für eine zusätzliche Dauer freischalten – für 15 Minuten, eine Stunde oder gleich den ganzen Tag. Wer sich dadurch zu leicht verführen lässt, kann im Menüpunkt «Bildschirmzeit» einen zusätzlichen Bildschirmzeit-Code wählen, der dann zum Freischalten nötig ist.

Unter «Bildschirmzeit» kann man auch Zeit-Limits für ganze App-Kategorien festlegen. Wer es grob mag, wählt gleich «Alle Apps & Kategorien». Allerdings lassen sich Ausnahmen festlegen für Apps, auf die der Zugriff immer erlaubt ist. Diese Ausnahmen gelten auch während der sogenannten «Auszeit», die sich ebenfalls unter «Bildschirmzeit» festlegen lässt. Während dieser Zeitdauer (zum Beispiel in der Nacht) sind nur die als Ausnahmen definierten Apps verfügbar. Telefonanrufe bleiben immer möglich.

All diese Einstellungen lassen sich mit anderen iOS-Geräten teilen, die auf dasselbe Konto angemeldet sind. Und für Eltern wichtig: Sie können auf alle Konten angewandt werden, die mit Apples Familienfreigabe für Kinder unter 13 Jahren erstellt wurden. Für jedes dieser Konten kann ein eigener Bildschirmzeit-Code erstellt werden, ohne den das Freischalten von zusätzlicher Zeit für eine App nicht möglich ist.

Google: Digitales Wohlbefinden

Googles Pendant zur «Bildschirmzeit» heisst «Digital Wellbeing», also «Digitales Wohlbefinden». Allerdings befindet sich die App noch immer in der Beta-Phase. Nur wer ein Pixel-Smartphone mit Android 9 Pie als Betriebssystem hat kann sich als Tester melden. Ist die App installiert, erscheint Digital Wellbeing als Menüpunkt in den Androids System-Einstellungen.

Ein Screenshot von Googles «Digital Wellbeing»-Bildschirm
Legende: Android-Benutzer erhalten mit «Digital Wellbeing» dieselben Informationen über ihr Nutzungsverhalten wie Apples «Bildschirmzeit» sie auch anzeigt. Android

Die Funktion liefert in etwa dieselben Informationen wie Apple Bildschirmzeit: Ein erster Bildschirm zeigt eine Übersicht der an diesem Tag verwendeten Apps an und wie viel Zeit man mit ihnen verbracht hat. Ausserdem erfährt man, wie oft das Smartphone entriegelt wurde und wie viele App-Mitteilungen man erhalten hat. Ein Tippen auf diese Übersicht führt zu einer detaillierten Auflistung. Hier werden die jeweiligen Zahlen der verschiedenen Apps einzeln aufgelistet und können für verschiedene Wochentage angezeigt werden.

Wenn der Bildschirm die Farbe verliert

Wie bei Apples iOS kann für jede App ein tägliches Zeitlimit festgelegt werden. Ist das Guthaben aufgebraucht, wird die App auf dem Startbildschirm grau eingefärbt. Versucht man sie trotzdem zu öffnen, wird die Nachricht angezeigt, die App sei nicht verfügbar. Im Gegensatz zu iOS bietet Android keine direkte Möglichkeit an, zusätzliche Zeit freizuschalten. Wer eine App weiter brauchen will, muss das Zeitlimit in den Einstellungen anpassen.

Ein Screenshot von Googles «Digital Wellbeing» Bildschirm
Legende: Googles «Digital Wellbeing» ist vorerst nur für Beta-Tester mit Android-9-Pie-Betriebssystem und einem Pixel-Smartphone verfügbar. Android

Googles Entsprechung der «Auszeit» nennt sich «Wind Down». Damit werden aber keine Apps gesperrt, sondern der Bildschirm verliert ab einer festgelegten Tageszeit die Farbe und wechselt in Grautöne – wohl mit der Absicht, den Benutzern die Lust zu nehmen, weiter auf den Bildschirm zu schauen.

Strenge zu sich selbst bleibt nötig

Im Vergleich mit Apples «Bildschirmzeit» wirkt Googles «Digital Wellbeing» etwas weniger ausgefeilt. So ist es zum Beispiel nicht möglich, einzelne Apps in Kategorien zusammenzufassen und gleich ganze Kategorien zu sperren. Es gibt auch keine direkte Möglichkeit, angeschlossene Konten von Kindern zu verwalten (dafür existiert seit letztem Jahr die Android-Funktion «Family Link», die in der Schweiz leider noch nicht zur Verfügung steht). Dafür macht es einem Google schwerer, Apps trotz aufgebrauchtem Zeitlimit weiter zu verwenden.

Eine App für eine bestimmte Zeitdauer ganz zu sperren – ohne Möglichkeit auf vorzeitige Reaktivierung – wagt keiner der beiden Hersteller. Das wäre auch nicht sinnvoll, schliesslich gibt es immer Gründe, dass ein Dienst dringend gebraucht wird. Doch die neuen Statistiken zum Nutzungsverhalten können masslosen Benutzern in Zukunft Gründe liefern, warum sie strenger zu sich selbst sein sollten.

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