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Umgang mit Geld erlernen
Aus Tagesschau vom 12.07.2017.
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Umgang mit Geld So geben Eltern Sackgeld

Eltern wollen, dass ihre Kinder den Umgang mit Geld lernen. Von welchen Prinzipien werden sie geleitet? Die Studie dazu.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Mehrheit der Eltern erachtet die Erziehung im Umgang mit Geld als wichtig.
  • Ein zehnjähriges Kind erhält im Schnitt 14 Franken, ein zwölfjähriges 23 Franken.
  • Die Mehrheit der Kinder legt das Geld zum Sparen beiseite.
  • Die meisten Kinder erhalten Taschengeld, ohne etwas dafür leisten zu müssen.

Besonders wichtig ist das Vermitteln des Umgangs mit Geld nicht jenen Eltern, die viel davon haben. Im Gegenteil: Je tiefer das Haushaltseinkommen, desto eher wird Finanzerziehung als «sehr wichtig» eingestuft.

Für die oberste Einkommensklasse ist das Erziehungsziel «Umgang mit Geld erlernen» zwar wichtig, es steht jedoch im Vergleich zu den unteren Einkommensklassen deutlich weniger im Zentrum. Vielmehr legen Reiche Wert auf «Erfolgsorientierung» und «Allgemeinwissen». Diese beiden Werte werden von den Gutverdienenden häufig als zentral angesehen werden.

Werte und Politik

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Rechtsgerichtete gewichten neben dem «Umgang mit Geld» auch «Durchhaltewille» und «Umgangsformen» etwas höher als Linksgerichtete. Letztere stellen «Hilfsbereitschaft und Mitgefühl», «Kreativität» sowie «Genuss und Lebensfreude» häufiger ins Zentrum. Wichtig: Die Unterschiede zwischen den Gruppen sind jedoch relativ gering.

Politische Einstellung spielt mit

Während bei nahezu der Hälfte der befragten Eltern, die sich als rechts der Mitte einstufen, das Erlernen des Umgangs mit Geld als «sehr wichtiges» Erziehungsziel gesehen wird, gilt dies nur für rund 30 Prozent jener links der Mitte. Auch bei anderen Erziehungszielen zeigen sich Unterschiede (siehe Box).

Die Deutschschweizer Befragten schätzen den Umgang mit Geld mehr als doppelt so oft als «sehr wichtiges» Erziehungsziel ein wie die französischsprachigen. Das Tessin nimmt dabei eine Mittelstellung ein.

In der frankofonen und etwas mehr noch in der italienischsprachigen Schweiz erachten Eltern das Vermitteln von «Genuss und Lebensfreude» grossmehrheitlich als sehr wichtiges Erziehungsziel, während dies in der Deutschschweiz nur rund ein Drittel tut.

«Geld fällt nicht vom Himmel»

Welchen Leitsätzen folgen Eltern, wenn es um die Vermittlung des Umgangs mit Geld geht? Drei davon wurden besonders häufig genannt:

  • «Geld fällt nicht vom Himmel, man muss dafür arbeiten» (77 Prozent)
  • «Lebe nicht über deine Verhältnisse» (64 Prozent)
  • «Geld ist nicht alles im Leben» (63 Prozent)

Etwas weniger oft gewählt wurde:

  • «Über Geld spricht man nicht» (2 Prozent)
  • «Wer viel hat, von dem wird viel gefordert» (2 Prozent)
  • «Geld regiert die Welt» (5 Prozent)
  • «Sparsamkeit ist eine Tugend» (19 Prozent)

Zur Studie

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Für die Studie der Credit Suisse wurden 14'000 Erwachsene befragt. Durchgeführt wurde sie von Sotomo und AmPuls. Es ist die bisher grösste Studie in der Schweiz zum Thema Taschengeld. Hier geht es zur vollständigen Studie.

7-Jährige sollen kleine Einkäufe tätigen

Im Alter von sechs Jahren beginnt für das durchschnittliche Kind in der Schweiz die Einführung in die Welt des Geldes. Ausschlaggebend scheint für viele Eltern, dass ihr Kind einfache Rechnungen beherrscht.

Ein Jahr später können Kinder aus Sicht ihrer Eltern selbstständig kleinere Einkäufe tätigen. Mit acht Jahren, sollen sie gemäss der Mehrheit über ihr Taschengeld frei verfügen können.

Mit zehn Jahren können die meisten Kinder nicht nur über ihr Taschengeld, sondern generell über Geldgeschenke selber verfügen.

Mit grossem zeitlichen Abstand folgt der nächste Freiheitsgrad: die eigene Bankkarte. Erst mit dem Beenden der obligatorischen Schule geben Eltern den Jungen die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen. Die Debitkarte wird vielfach auch erst mit der Volljährigkeit als angemessen angesehen.

Die unterschiedliche Einschätzung der Finanzerziehung in den Sprachregionen zeigt sich auch hier. Die Kompetenz-Übertragung punkto Geld an die Kinder erfolgt in der lateinischen Schweiz später als in der Deutschschweiz – um ein bis zwei Jahre verzögert.

Wer bekommt wie viel?

Ab sieben Jahren bekommt mehr als die Hälfte der Kinder Taschengeld. Bis zum achten Lebensjahr erhalten die meisten das Geld wöchentlich. Danach setzt sich immer stärker die monatliche Abgabe durch. Im urbanen Gebiet ist es üblicher, das Taschengeld monatlich auszuhändigen.

Bei den 5- bis 7-Jährigen liegen die meisten Taschengelder unter 5 Franken, der häufigste Wert ist 4 Franken monatlich. Bei den 8- bis 11-Jährigen liegt dieser Wert bei etwa 10 Franken. Und bei den 12- bis 14-Jährigen beträgt dieser pro Monat 20 Franken.

Unterschiede bei Mädchen und Jungen

Überraschend: Mädchen erhalten später Taschengeld als Buben. Markant ist der Unterschied bei den 5- bis 7-Jährigen. 43 Prozent der Buben erhalten in diesem Alter Taschengeld, jedoch nur 28 Prozent der Mädchen. Mit steigendem Alter nimmt der Unterschied ab, um bei den 12- bis 14-Jährigen mehr oder weniger zu verschwinden.

Es fällt auf, dass es bei den Erstgeborenen kaum einen Geschlechterunterschied in Bezug auf den Start der Taschengeldvergabe gibt. Es sind die nachgeborenen Jungen, die früher Taschengeld erhalten. Insbesondere dann, wenn das ältere Kind ebenfalls ein Knabe ist. Ein Grund könnte sein, dass jüngere Brüder auf Taschengeld beharren, sobald ein älteres Geschwister solches erhält, während Mädchen eher bereit sind, zu warten.

Bekommen Mädchen aber Sackgeld, sind sie den Jungen gegenüber nicht schlechter gestellt. Im Gegenteil: Insbesondere zwischen 9 und 13 Jahren erhalten Mädchen etwa 2 Franken mehr pro Monat.

Insgesamt zeigt die Auswertung also keine allgemeine Benachteiligung der Mädchen bei der Taschengeldvergabe.

So ticken Ausländer

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Ausländer mit gleich hohem Einkommen wie Schweizer sind groszügiger beim Taschengeld als Schweizer: 40 Prozent würden laut ihrer Einschätzung einem 10-Jährigen mehr als 20 Franken pro Monat geben.

Der Taschengeld-Röstigraben

Erst in der Oberstufe erhält auch die Mehrheit der welschen Kinder Taschengeld. Aber es bleiben fast 30 Prozent, die weiterhin keines bekommen, während dies in der Deutschschweiz nur etwas mehr als 10 Prozent sind. Das Konzept von Taschengeld ist in der Romandie etwas weniger verbreitet und wird mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht.

Die Höhe des Taschengelds ist bis ins Alter von elf Jahren in der Deutschschweiz und der Romandie identisch, danach öffnet sich die Schere: In der Romandie nimmt der monatliche Betrag mit jedem Altersjahr ungefähr gleich zu. In der Deutschschweiz jedoch nimmt das Wachstum mit dem Übertritt in die Oberstufe markant zu.

Neben der sprachregionalen Herkunft wirken sich auch andere Faktoren auf die Höhe aus. So erhalten Kinder in einem Haushalt mit fünf oder mehr Personen tiefere Geldbeträge. Und: Je höher das Einkommen, desto mehr Eltern, die für ein 10-jähriges Kind mehr als 20 Franken monatlich für angemessen halten.

Keine Gegenleistung fürs Geld

Für 63 Prozent wird Taschengeld nicht an Bedingungen geknüpft. Von den Kindern wird jedoch trotzdem ein Engagement im Haushalt erwartet.

Eine Minderheit von 37 Prozent verbindet die Vergabe jedoch an Bedingungen. Als Gegenleistung wird dabei in vier von fünf Fällen das Erfüllen von Ämtli verlangt. Viel weniger häufig werden fürs Geld gute Noten, Fleiss in der Schule oder gutes Betragen eingefordert.

Auch die politische Position spielt hier eine Rolle: Nur jedes vierte Elternteil, das sich politisch links der Mitte einordnet, knüpft die Vergabe von Taschengeld an Bedingungen. Bei den Befragten, die rechts der Mitte stehen, sind dies immerhin 42 Prozent.

Sprachgegensatz auch bei Gegenleistungen

Rund 45 Prozent der Eltern aus der Romandie knüpfen das Taschengeld an Bedingungen, während dies in der Deutschschweiz nur 34 Prozent tun. Das Taschengeld scheint also in der Romandie einen etwas anderen Charakter zu haben.

Das Taschengeld ist eher eine Belohnung für gute Noten. So koppeln es rund 20 Prozent aller Romand-Eltern an die schulische Leistung, während dies nur 6 Prozent aller Deutschschweizer tun.

Strafen und Taschengeld

Nur die wenigsten Eltern verknüpfen die Vergabe von Taschengeld an gutes Betragen. Dies hat nicht nur mit dem Verständnis von Taschengeld zu tun, sondern sagt vielmehr etwas über die fehlende Wirksamkeit eines Taschengeldentzugs aus.

Denn: Fast alle Eltern setzen in der Erziehung disziplinierende Massnahmen ein. Klar am häufigsten betrifft dies elektronische Medien und Kommunikationsmittel. Nicht ganz 30 Prozent strafen mit Zimmer- oder Hausarrest.

Das Streichen des Taschengelds ist dagegen nur für 13 Prozent eine Option. Der Grund: Das Taschengeld deckt nur den kleinsten Teil der Versorgung der Kinder ab. Es ist ein Extra, der Verzicht darauf nicht allzu einschneidend. Weil das Taschengeld in der Regel wöchentlich oder seltener gegeben wird, fehlt die Unmittelbarkeit.

Was mit dem Taschengeld geschieht

Das Taschengeld ist kein Unterhaltsgeld, eher eine Art Übungsfeld, auf dem die Kinder den Umgang mit Geld erlernen können. Zwei Drittel der Kinder können wohl deshalb über das Taschengeld frei verfügen. Sie lernen, selbstständig Investitions-Entscheide zu fällen.

Bei den kleineren Kindern liegt der Anteil der zweckgebundenen Gelder bei über einem Viertel, danach nimmt er auf etwa 15 Prozent ab und bleibt konstant. Auch hier zeigt sich ein Geschlechterunterschied. Von den Knaben dürfen 69 Prozent frei über das Taschengeld verfügen, bei den Mädchen sind es 64 Prozent.

Kinder sparen freiwillig

Obwohl die meisten Kinder frei über das eigene Taschengeld verfügen, geben sie dieses nicht einfach aus. 43 Prozent legen den überwiegenden Teil auf die Seite, 40 Prozent zumindest einen kleineren. Nur 17 Prozent geben alles aus.

Die durchschnittlich ersparten Beträge wachsen mit steigendem Alter an. 7- bis 8-Jährige – wenn sie überhaupt eigene Ersparnisse besitzen – haben 650 Franken angespart. Zum selber Ersparten wird allerdings nicht nur das Taschengeld gezählt, sondern auch Geldgeschenke gehören dazu.

13- bis 14-Jährige haben im Schnitt 1410 Franken selber gespart.

Wofür Kinder sparen

Eltern wissen nicht immer, welche Sparziele ihre Kinder verfolgen. Viele geben an, dass die Kinder auf nichts Spezielles hin sparen, sondern generell für die Zukunft. Bei jenen, die etwas Konkretes angeben können, ist es in erster Linie ein «Computer». An zweiter Stelle liegt «Lego», und an dritter Stelle findet sich das «Töffli».

Fast 50 Prozent der befragten Eltern legen regelmässig für ihre Kinder Geld beiseite. Weitere 34 Prozent tun dies zumindest in unregelmässigen Abständen. Nur gerade 17 Prozent der Eltern legen kein Geld für ihre Kinder beiseite.

Auch dieses ersparte Geld der Eltern wird später den Kindern meist zur freien Verfügung übergeben. Bei allen anderen dominieren vor allem zwei Zwecke: Es geht fast immer um die Ausbildung oder die Autoprüfung.

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