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Virtual Reality Fliegen lernen am Simulator: Schneller, effizienter, günstiger

Fliegen ist ein Traum vieler, aber zeitintensiv, teuer und darum oft unerreichbar. Das könnten neue Simulatoren ändern. Kann man am Simulator wirklich fliegen lernen?

Flugsimulatoren werden in der Flugausbildung bereits seit vielen Jahren eingesetzt. Was einst rudimentär mit ein paar Knöpfen begann, ist mittlerweile hohe Ingenieurskunst.

Moderne Flugsimulatoren sind Plattformen, die über alle Hebel, Knöpfe und Pedale verfügen, die auch in einem echten Flugzeug verbaut sind. In dem neuartigen Simulator, den wir ausprobieren konnten, kommt ausserdem als Anzeige eine Virtual-Reality-Brille zum Einsatz, anstelle von vielen rundherum platzierten Bildschirmen.

Das erhöht nicht nur die Immersion, weil man in beliebige Richtungen blicken kann. Sondern es ermöglicht ausserdem, den Simulator viel kleiner, agiler und vor allem günstiger zu bauen. Das ist der Vorteil, den Hersteller VR Motion gegenüber herkömmlicher Simulatoren herausstreicht – und deshalb entwickelt und investiert auch die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) mit.

Stellt sich die Frage, ob es ein richtiges Flugzeug überhaupt noch braucht, um fliegen zu lernen. Wir haben es ausprobiert:

Simulatoren-Training spart Zeit, aber keine Nerven

Wer fliegen lernen will, muss fliegen und dazu brauchen gerade Anfänger ideale Wetterverhältnisse. Der Simulator ist da weniger anspruchsvoll. Hier kann rund um die Uhr und bei allen Wetterverhältnissen geübt werden. Das dürfte auch für Flugschulen interessant sein, um beispielsweise auch im Winter Ausbildung anbieten zu können.

Wer fliegen will, muss aber auch viel lernen. Angefangen beim Luftrecht über das menschliche Leistungsvermögen bis hin zur Meteorologie oder der Navigation muss auch einiges an Theorie beherrscht werden. Hier hilft kein Simulator, sondern viel eher ein Leuchtstift.

Alles eine Frage der Routine

Bei der Flugpraxis hingegen können Simulatoren helfen, ohne dass man dabei tatsächlich fliegt. Sofern der Simulator akkurat oder zertifiziert ist, kann man die Anordnung der Schalter und Knöpfe genauso wie alle Handgriffe und Abläufe und Checks immer wieder einüben.

Auch Einzelsituationen wie Anflüge, oder Ausnahmesituationen wie Notfälle und starker Wind können per Klick simuliert und somit gefahrlos trainiert werden. Und weil man im Simulator real existierende Flugplätze und Strecken abfliegt, kennt man sich vor Ort dann bereits aus. Das spart nicht nur Flugbenzin, sondern auch viel Zeit, zumindest theoretisch.

Praktisch sind für die Privatpiloten-Lizenz (PPL), mindestens 45 Praxisstunden in der Luft erforderlich. Das schreibt die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) vor. Aktuell darf man sich maximal 5 Stunden Simulatorentraining auf einer zertifizierten Maschine anrechnen lassen. Die meisten Flugschüler brauchen heute zwischen 60 und 70 Stunden im Flugzeug, bis sie die Prüfung machen.

Was der Simulator niemals können wird

Was im Simulator allerdings immer fehlt, ist das Abheben. Selbst wenn die Simulation in der Luft mittlerweile sehr realitätsgetreu ist, so wirken beim Start im Simulator kaum G-Kräfte, die den Piloten in den Sitz drücken. Und auf das Adrenalin und den Stress im echten Flugzeug kann auch der beste Simulator nicht vorbereiten. So ist ein völliger Ersatz der echten Flugstunden durch den Simulator unvorstellbar – doch eine effizientere, schnellere und günstigere Ausbildung durchaus.

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