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Legende: Mario Gutknecht ist SRF-Redaktor und ist zur Zeit in Mexiko-Stadt. SRF

Warnsysteme und Initiativen «Mexiko-Stadt ist gut auf Erdbeben vorbereitet»

SRF-Redaktor Mario Gutknecht weiss, wie Mexiko auf Erdbeben reagiert. Er hat das neuste miterlebt.

SRF News: Sie befinden sich in einem Hotel am nördlichen Rand von Mexiko-Stadt. Was haben Sie erlebt?

Mario Gutknecht: Zuerst ging der Erdbebenalarm los und ein paar Sekunden später folgten die ersten Erdstösse. Anfangs verstand ich nicht, worum es ging. Dann bin ich auf die Strasse gerannt, wie die anderen Hotelgäste auch. Da es kurz vor Mitternacht war, waren die meisten schon im Bett.

Tausende starben in Trümmern

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In den frühen Morgenstunden des 19. September 1985 wurde Mexiko-Stadt von einem Erdbeben der Stärke 8,1 erschüttert. Mehr als 400 Gebäude stürzten ein – selbst moderne Wolkenkratzer. Rund 5000 Leichen wurden aus den Trümmern geborgen. Die tatsächliche Anzahl Tote ist bis heute umstritten. Sie reicht bis zu 30'000, je nach Quelle.

Das Erdbeben hatte eine Stärke von über 8. Haben Sie es stark gespürt?

Ja. Vor allem spürten wir etwa eine Viertelstunde später noch immer die Erde beben. Es war, wie wenn ich auf einem Wackelpudding stehen würde. Auch schwankten noch Bäume und Strassenlaternen sowie die Lichtsignale. Mexiko-Stadt ist ja auf einem ausgetrockneten See gebaut. Darum bewegt sich die Erdschicht dort viel länger, als wenn sie auf Felsen gebaut wäre. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich ein anderes Erdbeben, das ich einmal näher am Stadtzentrum miterlebt habe, viel stärker gespürt habe. Obwohl es eigentlich schwächer war. Nur etwa Stärke 7,2.

Ist bei Ihnen das Licht ausgefallen?

Nein. Das muss im Stadtzentrum passiert sein. Ich konnte mich auch schon im Internet informieren, was geschehen ist. Die Region Chiapas muss es viel härter getroffen haben, als uns hier in Mexiko-Stadt. Es ist eine viel ärmere Region mit schlecht gebauten Häusern.

Wie haben die Leute reagiert?

Die anderen Hotelgäste – alles Mexikaner – blieben relativ ruhig. Einige Mutige gingen sogar bald wieder auf die Zimmer zurück. Zum Schlafen. Allerdings erzählte mir ein Freund am Telefon, dass es im Stadtzentrum Menschen gab, die in Panik ausgebrochen sind.

1985 gab es ja ein verheerendes Erdbeben. In Mexiko-Stadt stürzten sogar Hochhäuser ein, ganze Strassenzüge wurden verwüstet. Seither wurde dieses Alarmsystem aufgebaut. Es gibt Übungen, wie man im Ernstfall reagieren soll. Ich habe das selbst in einer Sprachschule mitmachen müssen. Es gibt auch überall Schilder mit Anweisungen. Zivilschutz und Behörden haben Notfallpläne ausgearbeitet. Über der Stadt kreisten auch schon kurz nach dem Erdstoss die Helikopter, um zu prüfen, ob es Schäden gab.

Und dieses System funktioniert?

Ich denke ja. Gerade die Warnung der Bevölkerung. Überall war der Alarm zu hören. Mehrmals. Die Warnung kam vor den Erdstössen. Wenn das Gebäude eingestürzt wäre, hätte ich allerdings nicht viel Zeit gehabt, zu fliehen. Allerdings misstrauen viele Mexikaner dem Staat. Deshalb wurden auch private Initiativen ergriffen, wie zum Beispiel die Ausbildung von Suchhunden. Man kann also sagen: Die Mexikaner sind gut vorbereitet und Erdbeben auch irgendwie gewohnt.

Und trotzdem reagierten Sie panisch?

Ja. Vor allem die älteren Menschen, die das Beben von 1985 miterlebt haben. Die jüngeren blieben recht cool, obwohl die Erdstösse mit einer Stärke von über 8 ja sehr stark waren. Mein Freund meinte am Telefon, er werde heute Nacht sicher kein Auge zudrücken.

Und was machen Sie jetzt?

Ich werde versuchen zu schlafen.

Das Gespräch führte Claudia Blangetti.

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