Ein 87-jähriger Rentner aus dem Kanton Bern ist mit seinem Rollator oft auf Naturstrassen unterwegs. Sand und Kieselsteine sorgten dafür, dass das dünne Bremsblech durchscheuerte und ersetzt werden musste. Und zwar auf beiden Seiten.
25 Franken für ein simples Ersatz-Blech
Doch das Ersatzteil mit einem geschätzten Wert von unter einem Franken gibt es nur im kompletten Set – für 25 Franken. Es kostet gleich viel wie ein Ersatzrad. Ein Verhältnisblödsinn, findet der 87-Jährige im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Die Firma ist nicht bereit, das kleine Blech einzeln zu liefern.
Das dünne, rund vier Zentimeter lange Blech ersetzt er ohne grossen Aufwand selbst. Den Rest dieses «Brems-Sets» müsse er wohl oder übel entsorgen. Den Halter aus Plastik und die Schrauben brauche er nicht.
Doch der Hersteller liefert das Verschleissteil nicht einzeln. Der Berner hat extra nachgefragt: «Die Firma ist nicht bereit, das kleine Blech einzeln zu liefern.»
Etwas, das man in zehn Minuten vor Ort erledigen könnte, einfach wegwerfen und ein komplett neues Gerät liefern, das ist doch Unsinn.
«Früher hat man Dinge noch repariert»
Die Folgen der Wegwerfmentalität erlebte der Rentner auch bei einem neuen Drucker. Im Innenraum hatte sich ein Klebestreifen gelöst. Das Gerät aufmachen und flicken – ein Aufwand von etwa zehn Minuten, schätzt der Senior. Doch der Händler holte das Gerät ab und gab ihm ein neues. «Etwas, das man in zehn Minuten vor Ort erledigen könnte, einfach wegwerfen und ein komplett neues Gerät liefern, das ist doch Unsinn», findet der Rentner.
Den 87-Jährigen stört es, dass viele Geräte nicht mehr repariert werden. Und dass es häufig auch an vernünftigen Ersatzteilen fehlt. «Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der man Dinge noch repariert hat,» sagt er im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Jährlich mehr als 20 Kilo Elektroschrott – pro Person
Jährlich verursacht jede Person in der Schweiz im Durchschnitt Elektroschrott von mehr als 20 Kilo, sagt die Umweltorganisation Greenpeace. Reparieren statt wegwerfen – das würde der Umwelt helfen, ist Barbara Wegmann von Greenpeace überzeugt: «Die Produktion ist bei vielen Dingen die grösste Umweltbelastung. Wenn man alte Produkte länger nutzt, fällt diese weg.»
Reparieren ist häufig teurer als ein neues Gerät kaufen. Und das ist eigentlich völlig absurd.
Fehlende Ersatzteile oder nicht reparierbare Geräte? Haben Sie auch schon einen Wegwerf-Wahnsinn erlebt? «Espresso» sammelt Ihre Beispiele via Espresso@srf.ch oder dem Formular unten.
Neu kaufen ist häufig billiger als Reparieren
Doch für ein «Recht auf Reparatur» gibt es noch viele Hürden. Erstens fehlt es häufig an Ersatzteilen, zweitens lassen sich viele Geräte nicht mehr öffnen, weil sie verleimt statt verschraubt sind. «Eine weitere Hürde ist auch der Preis. Reparieren ist häufig teurer als ein neues Gerät kaufen. Und das ist eigentlich völlig absurd», so Wegmann von Greenpeace.
In der EU müssen Hersteller von Kühlgeräten, Waschmaschinen, Tumblern und Geschirrspülern dafür sorgen, dass mindestens sieben Jahre ab dem Verkauf des letzten Gerätes Ersatzteile vorhanden sind. Das ist mittlerweile auch in der Schweiz so.
EU-Länder sind der Schweiz voraus
Doch andere Länder der EU gehen noch weiter: «In Frankreich gibt es einen Reparatur-Index, der anzeigt, wie gut reparierbar ein Produkt ist», sagt Barbara Wegmann. In verschiedenen EU-Ländern wird die Reparatur zudem durch einen reduzierten Mehrwertsteuersatz finanziell attraktiver gemacht.