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Panorama Wien ent-nazifiziert seine Strassenschilder

Einige tote Nazis sind in Wien noch immer präsent – auf Strassenschildern. Insgesamt 160 Strassennamen beziehen sich auf umstrittene historische Persönlichkeiten, wie eine Studie gezeigt hat. Eine Kommission rät aber davon ab, nun alle Namen zu ändern.

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Die dunkle Geschichte der Wiener Strassennamen wird aufgearbeitet
aus Echo der Zeit vom 25.09.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 33 Sekunden.

Den Adolf-Hitler-Platz gibt es nicht mehr, auch der Horst-Wessel-Platz ist aus dem Wiener Strassenverzeichnis verschwunden. Die Namen der grössten Nazis wurden gleich nach dem verlorenen Krieg von den Strassentafeln entfernt.

Aber die zweite Garnitur ziert noch immer Plätze, Strassen und Gassen. Etwa bei der Haberlandtgasse, dem Wilhelm-Neusser-Park, der Josef-Schlesinger-Strasse, der Dusika-Gasse oder bei der Porschestrasse.

Geschichte muss aufgearbeitet werden

In 31 von 160 Fällen sieht die Kommission grossen Diskussionsbedarf. Ferdinand Porsche, der SS-Oberführer mit Totenkopfring liess mit Hilfe Tausender von Zwangsarbeitern die Kraft-durch-Freude-Wagen bauen und war Hitlers erster Panzer-Konstrukteur. Und Radprofi und SA-Oberscharführer Ferry Dusika profitierte etwa durch die Arisierung jüdischer Geschäfte.

Der Bericht der Historikerkommission, der kommende Woche als Buch erscheint, ruft nicht einfach zu schnellen Umbenennungen der Strassen, Gassen und Plätze auf. Man könne auch, dort wo es notwendig sei, mit erklärenden Zusatztafeln etwas erreichen. Viele Anrainer wüssten ja nichts über die Person, nach der ihre Strasse benannt sei. Wichtig sei vor allem, dass die Geschichte dahinter aufgearbeitet und darüber diskutiert werde.

Austro-Faschismus zu wenig hinterfragt?

Dass über Wesen und Wirken des Nationalsozialismus und auch des Austro-Faschismus noch immer Diskussionsbedarf besteht, zeigt sich übrigens auch anderswo in Österreich. Da meinte etwa der Bürgermeister von Gurk letzte Woche, dass der Nationalsozialismus viel Gutes bewirkt habe, auch wenn die Auswüchse jener Zeit schon zu verurteilen seien. Oder wenn im Parlaments-Fraktionszimmer der Konservativen noch immer das Portrait des austrofaschistischen Diktators Dollfuss hängt, und der ÖVP-Clubchef behauptet, das sei eben ein Mahnmal, ein Mahnmal dafür, dass die Demokratie alternativlos sei.

Oder wenn im burgenländischen Marz ÖVP-Gemeinderäte in einem mit Nazi-Emblemen vollgestopften Keller unter einem Hitler-Bild saufen und singen und dann treuherzig meinen, mit dieser Ideologie habe man nix am Hut, man habe sich nur nix gedacht. Wie schreiben die Historiker: Diskussionsbedarf sei gegeben, wohl intensiver sogar.

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