Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» staunte nicht schlecht: Sie wollte am Postschalter Briefmarken im Wert von 20 Franken mit der Karte bezahlen. Es handelte sich um eine Prepaid-Postfinance-Kreditkarte. Das gehe nicht, sagte die Postangestellte. Kreditkarten akzeptiere die Post nicht, auch nicht die eigenen. Weil sie kein Bargeld dabei hatte, verliess die Hörerin ohne Briefmarken die Postfiliale.
In der Werbung für die Postfinance-Mastercard-Kreditkarte heisst es vollmundig: «Weltweit einkaufen». Das gilt allerdings nicht für die rund 900 Postfilialen in der Schweiz. Am Postschalter werden Kreditkarten nach wie vor nicht akzeptiert.
Lange Zeit akzeptierte die Post gar kein «fremdes» Plastikgeld
Bis 2016 konnte man am Postschalter sogar nur mit der Postfinance-Karte bargeldlos bezahlen. Besitzer einer EC- oder Maestro-Karte liess die Post abblitzen. Das änderte sich nach einem parlamentarischen Vorstoss von FDP-Politiker Andrea Caroni.
Seit 2016 akzeptiert die Post Bankkarten, wenn es darum geht, Briefmarken oder Glückwunschkarten aus dem Postshop zu bezahlen. Für Einzahlungen brauchte man jedoch immer noch ein Postkonto mit Postcard oder musste Bargeld dabeihaben.
Seit Coronakrise auch Einzahlungen mit Bankkarten möglich
Auch diesen alten Zopf hat die Post in der Coronakrise im März 2020 nahezu unbemerkt abgeschnitten. Seit gut einem Jahr können auch Einzahlungen mit verschiedenen Bankkarten gemacht werden. Ein No-Go bleiben aber weiterhin Kreditkarten – auch die eigenen der Posttochter Postfinance.
Dies habe regulatorische Gründe, sagt Postsprecher Erich Goetschi: «Würden wir Kreditkarten am normalen Schalter akzeptieren, könnte man damit auch Einzahlungen tätigen. Die ist aus regulatorischen Gründen nicht möglich.» Dabei gehe es um das Geldwäschereigesetz und Auflagen der Finanzmarktaufsicht Finma. Fachleute meinen allerdings, dass es im Geldwäschereigesetz keine Bestimmung gebe, die das Bezahlen mit Kreditkarten verbiete. Früher hatte die Post damit argumentiert, dass die hohen Kreditkartengebühren der Grund seien.
Briefmarken kann man am Postschalter mit sieben verschiedenen Varianten bezahlen,
Grundsätzlich kann die Post selbst entscheiden, welche Zahlungsmittel sie erlaubt und welche nicht. Postsprecher Goetschi betont, dass man Briefmarken am Postschalter mit sieben verschiedenen Varianten bezahlen könne, nicht nur mit verschiedenen Bankkarten, sondern beispielsweise auch mit Twint.
Kreditkarten nur in grösseren Filialen mit «Postbar»
Immerhin einen Lichtblick in Sachen Kreditkarten gebe es, so Postsprecher Goetschi: In grösseren, umgebauten Filialen gebe es eine sogenannte Postbar. «An diesen braunen Theken können Kunden sich beraten lassen oder Waren aus dem Postshop bezahlen. Da man an dort keine Einzahlungen machen kann, können Postkundinnen und Kunden auch mit Kredit- oder Prepaid-Karten von Mastercard oder Visa bezahlen.»