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Aargauer Industriekultur soll mehr Aufmerksamkeit erhalten
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 21.08.2019. Bild: srf
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Aargauer Geschichte «Die Industriegeschichte muss auf ein hohes Level kommen»

«#Zeitsprungindustrie» – so heisst ein Themenjahr, welches am Mittwoch eröffnet wurde und welches die Aargauer Industriegeschichte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten will. Hinter dem Projekt steht der Verein Industriewelt Aargau. Er will das industrielle Kulturerbe des Aargaus zeigen und auch mit heutigen Erfindungen und Entwicklungen verknüpfen.

Bis jetzt war die Industriekultur in den Museen des Aargaus nur in wenigen Nischen vertreten. Dafür werden die Römer und das Mittelalter immer wieder gross abgefeiert. Thomas Pauli, Kultur-Chef des Kantons Aargau, nimmt Stellung.

Thomas Pauli

Thomas Pauli

Leiter Abteilung Kultur Kanton Aargau

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Thomas Pauli wurde 1966 geboren und lebt in Wildegg. Nach der Matura an der Kantonsschule Solothurn absolvierte er an den Universitäten Bern und Lausanne ein Studium in Geschichte und Archäologie und schloss mit dem Doktorat ab. Ab 2000 leitete er die Grabungen in Vindonissa. Dann baute er den Legionärspfad auf und wurde Leiter des Museums Aargau. Die letzten sechs Jahre verbrachte er im Chefsessel der Abteilung Kultur des Kantons Aargau. Ab Mai 2020 leitet er das Bernisch Historische Museum in Bern.

SRF: Thomas Pauli, was bringen Sie persönlich mit der Industriekultur in Verbindung?

Das ist zum Beispiel verbunden mit meinem Wohnort Wildegg. Das ist einer der Proto-Industrieorte, wo Unternehmer im frühen 18. Jahrhundert die Textilindustrie aufbauten. Hier steht, so meine ich, das älteste Industriegebäude des Aargaus. Heute sind Wohnungen drin.

Den Kanton Aargau kennt man vor allem als Kanton der Römer und des Mittelalters mit seinen Schlössern und mit Vindonissa und dem Legionärslager. Wurde die Industriegeschichte vernachlässigt?

Man hat im Aargau sehr bewusst in die Besonderheiten (Römer, Habsburger, Schlösser) investiert. Man hat sich aber auf die Fahne geschrieben, dass auch die Industriegeschichte auf dieses Level kommt. Man baute dann eine Sammlung auf. Und jetzt ist man soweit, dass man die Industriegeschichte in einem viel grösseren Massstab als bisher vermitteln kann.

Warum ging es denn so lange, bis sich der Kanton daran machte, die Industriegeschichte den Menschen näherzubringen?

Es gibt viele Akteure – private Vereine, Dorfmuseen, Stadtmuseen – die sich der Industriegeschichte annehmen. Diese hatten lokal und regional eine tolle Wirkung, man denke da z. B. ans Strohmuseum in Wohlen oder auch an das historische Museum in Baden oder auch an die Industrielehrpfade, die entstanden sind. Das waren tolle Einzelinitiativen. Aber die grosse Klammer, das Netzwerk, fehlte. Das war die grosse Herausforderung der letzten Jahre, das zu koordinieren.

Es gibt jetzt ein Themenjahr mit diversen Aktivitäten, Führungen und Ausstellungen. Ist denn längerfristig etwas Permanentes geplant, ein Museum Industriegeschichte Aargau?

Nein, das ist nicht geplant. Das würde die Kräfte des Kantons übersteigen. Ein grosses Haus, wo man die Industriegeschichte mit Maschinen zeigt, das wäre auch nicht mehr zeitgemäss. Aber was wir jetzt im Themenjahr an Erfahrungen sammeln, darf nicht einfach wieder verschwinden.

Warum wäre ein Museum mit Maschinen nicht mehr zeitgemäss?

Das würde die Menschen nicht so interessieren. Spannend wäre vielmehr, an die Orte des Geschehens zu gehen, wo Arbeiter geschwitzt haben und wo Patrons Unternehmen aufbauten. Wenn man das den Menschen an realen Orten mit multimedialen Hilfsmitteln zeigen kann, erreicht man viel mehr, als wenn man das in einem Museum für Textil- oder Elektromaschinen zeigt, versehen mit hübschen Täfelchen.

Das Gespräch führte Wilma Hahn.

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