Mehr als vierzehn Stunden lang hat die Kommission für Bildung, Kultur und Sport die Sparmassnahmen der Aargauer Regierung sowie den Aufgaben- und Finanzplan 2016-2019 diskutiert. Den meisten Sparvorschlägen im Bildungsbereich haben die Kommissionsmitglieder zugestimmt. Aber eben nur den meisten.
Keine Freude hat die Bildungskommission, dass die Regierung beim Halbklassen-Unterricht sparen will. Die Kommissionsmitglieder befürchten, dass ein Qualitätsabbau im Bereich der Kernfächer stattfindet, wenn der Unterricht in Halbklassen reduziert wird. Sie verlangt deshalb, dass die Regierung auf diese Sparmassnahme ganz verzichtet. Auch im Hinblick auf andere Kantone.
Der Aargau würde zum Sonderfall
Dass bei der Bildung gespart wird, das findet die Kommission grundsätzlich in Ordnung. Deshalb schlägt sie etwas anderes vor, um Millionen einzusparen. Die Kommission ist der Meinung, dass auf die drei Lektionen Englischunterricht an der 3. Klasse der Primarschule verzichtet werden kann.
Der Wert des Frühenglischs werde nicht grundsätzlich in Frage gestellt, schreibt die Bildungskommission am Mittwoch in einer Medienmitteilung. Eine Kommissionsmehrheit halte jedoch die Streichung des Frühenglischs in der 3. Klasse für weniger gravierend als die Reduktion des Halbklassenunterrichts in den Kernfächern.
Bildungsdirektor will beim Englisch nicht sparen
Der Aargauer Bildungsdirektor Alex Hürzeler reagiert skeptisch auf den Sparvorschlag der Kommission. Kein anderer Kanton beginnt mit der ersten Fremdsprache erst in der 4. Klasse. Der Aargau würde also zum Sonderfall, gibt Hürzeler zu bedenken.
Zu Radio SRF sagt Alex Hürzeler: «Früh-Fremdsprachen ist ein interessantes Thema, das man durchaus anschauen kann, aber im interkantonalen Vergleich. Es gibt nationale Vorgaben, und es wird sehr schwierig, wenn man jetzt aus reiner Finanzoptik heraus einen Teil herausbricht. Auf Lehrmittel et cetera hätte das sehr grosse Auswirkungen.»
Halbklassenunterricht ist teurer
Die Anträge der Bildungskommission werden nun an die Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen weitergeleitet. Sie ist die federführende Kommission in dieser Angelegenheit und wird die Sparmassnahmen der Regierung aus finanzpolitischer Sicht prüfen.
Möglicherweise wird die Finanzkommission am Antrag der Bildungskommission wenig Freude haben. Mit der Reduktion des Halbklassenunterrichts könnte nämlich mehr gespart werden als mit dem Verzicht auf Frühenglisch in der 3. Klasse.
Während die Reduktion des Halbklassenunterrichts ab 2017 jährliche Einsparungen von 5,3 Millionen Franken bringt, kann der Kanton mit weniger Frühenglisch nur jährlich 3,1 Millionen sparen. Bei den Gemeinden würde die Streichung zu Einsparungen von 1,6 Millionen führen.
Die grossrätliche Kommission für Bildung, Kultur und Sport
Thomas Leitch-Frey (Präsidium) | SP |
Kathrin Scholl-Debrunner | SP |
Kathrin Hasler | SVP |
Martin Lerch | SVP |
Richard Plüss | SVP |
Tanja Suter | SVP |
Erwin Baumgartner | FDP |
Sabina Freiermuth-Salz | FDP |
Marianne Binder-Keller | CVP |
Martin Steinacher-Eckert | CVP |
Maya Bally Frehner | BDP |
Melinda Bangerter | GLP |
Eva Eliassen Vecko | Grüne |