Die Aargauische Kantonalbank hat kürzlich ein Rekordergebnis bekannt gegeben. Nun doppelt auch die Nummer 2 im Aargauer Bankenmarkt nach: Die Neue Aargauer Bank präsentiert einen Jahresgewinn von knapp 138 Millionen Franken, fast 23 Prozent mehr als im vorletzten Jahr.
Den grössten Beitrag zum Gewinn liefert weiterhin das Zinsgeschäft: Hier resultierte eine Zunahme von 8 Prozent (siehe Tabelle). Auch in den anderen Geschäftsbereichen konnte die Bank zulegen. Der Ertrag aus dem Handelsgeschäft stieg um 23,7 Prozent, derjenige beim Kommissions- und Dienstleitungsgeschäft um 5,5 Prozent.
Kennzahlen zum Ergebnis der NAB (in Millionen Franken)
2014 | 2015 | Veränderung in Prozent | |
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Jahresgewinn | 112.1 | 137.7 | + 22.8 |
Nettoerfolg Zinsgeschäft | 221.9 | 239.6 | + 8.0 |
Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft | 65.3 | 68.9 | + 5.5 |
Handelsgeschäft | 26.2 | 32.4 | + 23.7 |
Geschäftsaufwand (inkl. Personalkosten) | 182.1 | 176.6 | - 3.0 |
Hypothekarforderungen | 18'907.6 | 19'153.7 | + 1.3 |
Spar- und Anlagegelder | 8'294.0 | 8'293.4 | 0.0 |
Netto-Neugeldzufluss | 701.8 | 466.7 | - 33.5 |
Die Hypothekarforderungen stiegen um 1,3 Prozent und betragen nun 19,2 Mrd. Franken. Damit bleibt die Neue Aargauer Bank die Nummer 1 im Kanton in Sachen Hypotheken. Die NAB beurteile den Aargauer Immobilienmarkt aufgrund der Zuwanderung, der tiefen Zinsen und der hohen Standortattraktivität weiterhin nicht als überhitzt, hiess es an der NAB-Bilanzmedienkonferenz vom Dienstag in Aarau.
Man konzentriere die eigenen Hypotheken aber vor allem auf Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser, betont Geschäftsführer Peter Bühlmann gegenüber SRF. «Die Vermietung von neuen Wohnungen und der Verkauf von Promotionsobjekten dauert signifikant länger», erklärt der NAB-Chef. Auch die Leerstandsquote sei im Aargau im schweizweiten Vergleich höher.
Das heisst: Die NAB hütet sich vor zu grossen Investitionen in Mehrfamilienhäuser und setzt vor allem auf das Geschäft mit Privaten. Auch im Kreditgeschäft mit dem Gewerbe läuft es nicht ganz so gut wie erwartet: Zwar seien Gelder vorhanden, so Bühlmann, aber das Gewerbe scheue aufgrund der Frankenstärke zu grosse Investitionen.
Weniger neues Geld wegen tiefer Zinsen
Der Netto-Neugeldzufluss fiel 2015 deutlich geringer aus als noch 2014. Das sei vor allem darauf zurück zu führen, dass institutionelle Anleger wie Pensionskassen weniger Geld anlegen und eher in Aktien oder Immobilien investieren, heisst es im Geschäftsbericht. Eine direkte Folge der Tiefzins-Politik der National- und Zentralbanken, wie Peter Bühlmann ausführt.
Deshalb ist Bühlmann stolz darauf, dass man wenigstens bei den Spar- und Anlagegeldern den Bestand von 8,2 Milliarden Franken halten konnte. Privatpersonen und KMU legen ihr Geld also weiterhin bei der Regionalbank an.
Tiefe Zinsen sind Fluch und Segen
Die traditionellen Sparkonti sind für die Bank dabei eher ein Verlustgeschäft. «Wir zahlen zum Teil immer noch sehr lukrative Zinsen für Aargauerinnen und Aargauer, damit verdienen wir im aktuellen Negativzins-Umfeld natürlich kein Geld», gibt Peter Bühlmann zu.
Ausgleichen könne man diese Verluste einerseits mit den vielen neuen Vermögensverwaltungsmandaten. «Da sind wir seit 2009 extrem stark gestiegen und haben auch gute Renditen.» Andererseits profitiert die Bank aber auch von der wieder etwas steileren Zinskurve: Sie verdient Geld mit der sogenannten «Fristentransformation».
Das heisst: Die Bank vergibt längerfristige Kredite zu etwas höheren Zinssätzen. Sie nutzt dafür Geld, welches die Kunden kurzfristig und deshalb zu tieferen Zinssätzen bei der Bank anlegen. Aus dieser Zinsdifferenz kann die Bank einen Gewinn erwirtschaften.
Die Rezepte der NAB ähneln denen von anderen sogenannten Retail-Banken. Und sie scheinen aktuell tatsächlich zu funktionieren.
Im Verlaufe des vergangenen Jahres reduzierte sich die Kernkapitalquote der NAB von 20 auf 18,7 Prozent und die Total Capital Ratio von 21 auf ebenfalls 18,7 Prozent. Als Grund dafür gibt die Bank gestiegene Finma-Anforderungen in gewissen Bereichen an.
Sparen im eigenen Betrieb
Der Geschäftsaufwand konnte um 3 Prozent auf 176,7 Millionen Franken gesenkt werden. Vor allem in den Jahren 2013 und 2014 hatte die Bank auch Personalkosten eingespart. Diese Sparanstrengungen zahlten sich nun aus, hiess es nach der Medienkonferenz. Aktuell arbeiten 774 Personen für die NAB, sie betreibt 33 Geschäftsstellen im ganzen Kanton.
An Bund, Kanton und Gemeinden liefert die NAB Steuern in Höhe von fast 32 Millionen Franken, fast 25 Prozent mehr als letztes Jahr.