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Wenn die eigenen Vorfahren auf einmal Uhrenfabrikanten waren
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 21.02.2019. Bild: Kultur-historisches Museum Grenchen
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Ausstellung in Grenchen Die vergessene Geschichte des Uhrenfabrikanten Adolf Michel

Seit heute Donnerstag ist sie im Dachstock des kultur-historischen Museums Grenchen zu sehen: Die Ausstellung über den Grenchner Uhrenfabrikanten Adolf Michel. Ausstellungsmacher ist Michels Ur-Enkel Urs Roth. Der 69-Jährige ist eigentlich Bauingenieur und hat sich beruflich zuletzt bei der SBB um die Finanzierung von Grossprojekten gekümmert. Urs Roth verfügt also nicht gerade die typische Biografie eines Ausstellungsmachers für ein Museum.

Mann mit Bart und Brille. Im Hintergrund Fotos an den Wänden.
Legende: SRF

«Ich bin durch Zufall zu diesem Projekt gekommen», erzählt Roth. Vor ein paar Jahren wollte er für ein Familienfest einen Stammbaum erarbeiten. Dabei stiess er darauf, dass seine Vorfahren in Grenchen eine Uhrfabrik führten, die in ihrer Blütezeit bis zu 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatte: die Uhrenfabrik Michel AG. «Dass mein Grossvater und mein Urgrossvater eine grosse Uhrenfabrik hatten, wusste ich nicht. Mein Vater hat davon nie etwas erzählt.»

Schwarzweiss-Aufnahme eines Fabrikgebäudes mit Säulen und Uhr.
Legende: Kultur-Historisches Museum Grenchen

Das Eingangsportal der Michel AG steht noch heute genau so in Grenchen, wie es vor 100 Jahren gebaut wurde. Damals war es üblich, dass eine Fabrik in einem schmucklosen Zweckbau untergebracht wurde. Doch Adolf Michel hatte eine andere Idee, sagt sein Ur-Enkel: «Das Ziel war, ein Portal zu kreieren, das Eindruck macht.»

Steinernes Fabrikgebäude mit Säulen und Uhr.
Legende: SRF

Die nackten Figuren, welche die Uhr auf dem Portal umgarnen, wirkten vor 100 Jahren noch anstössig, sagt Urs Roth. Heute steht dieses Portal praktisch unverändert am selben Ort, direkt hinter dem Nord-Bahnhof in Grenchen. Im Gebäude werden auch heute noch Uhrenteile fabriziert, durch die Meco, ein Unternehmen der Swatch Group.

Mann mit Hut vor Villa.
Legende: SRF

Wenn man hinter dem Portal etwas weiter läuft, sieht man zwei stattliche Villen. Die Villa des Firmengründers Adolf Michelund diejenige seines Schwiegersohns Walter Roth. Walter Roth leitete die Geschicke der Firma nach dem Tod von Adolf Michel ab 1928. Doch der Börsen-Crash von 1929 machte Walter Roth das Leben schwer. 1934 nahm sich Firmendirektor Walter Roth das Leben. Danach war die Firma kein Familienbetrieb mehr, es wurde ein externer Direktor eingesetzt.

Raum mit dunklen Holzwänden. Sitzungstisch.
Legende: SRF

Die Familie Roth musste aus der Villa ausziehen. Für sie begann eine harte Zeit – sowohl wirtschaftlich wie auch sozial. Damals war Suizid ein Tabuthema. Familien mit Suizid-Opfern wurden gemieden oder gar geächtet. Urs Roths Vater war damals erst 14 Jahre alt. «Es tut mir schon weh, wenn ich daran denke, was mein Vater damals durchmachen musste. Es hat sein Leben geprägt», sagt Urs Roth. Sein Vater zog bald von Grenchen weg und machte in Bern eine Ausbildung als Koch.

Schriftzug Museum.
Legende: SRF

In der Familie Roth wurde der Suizid verschwiegen – und damit auch die ganze Geschichte rund um die Uhrenfabrik. Deshalb erfuhr Urs Roth erst zufällig vom Werk seiner Vorfahren. Auch in der Stadt Grenchen sei der Uhrenfabrikant Adolf Michel heute eher unbekannt. «Wenn man in Grenchen von Uhrenfabrikanten redet, dann spricht man von Schild oder Baumgartner. Von Michel weiss man nur wenig.» Mit seiner Ausstellung, welche bis am 14. April 2019 im kultur-historischen Museum Grenchen zu sehen ist, will Urs Roth diese Wissenslücke schliessen.

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