Die Schweizerische Sodafabrik führte 1914 Sondierbohrungen durch, um Salz zu finden. In einer Tiefe von 416 Metern stiess man zufällig auf eine 38 Grad warme Wasserquelle. Das Wasser war auf der Suche nach Salz jedoch eher ein Störfaktor. Mitten im ersten Weltkrieg hatte man andere Sorgen und betoniert das Bohrloch wieder zu.
Der Quellenvater Martin Erb
Der Zurzacher Dorfarzt Martin Erb setzte sich in den Jahrzehnten daraufhin intensiv für eine neue Bohrung ein. Er war von der heilenden Wirkung des Wassers überzeugt und sammelte Geld.
Mein Vater kam oft resigniert nach Hause, weil es wieder nicht geklappt hatte.
Erb gelang es schliesslich doch noch, sieben Geldgeber zu finden.
Anfang 1955 begann die Bohrung. Im Sommer war man auf 416 Metern angekommen. Einige der Initianten wollten aufgeben. Nach einer Denkpause ging die Bohrung weiter. Am 5. September 1955 abends um 20:20 Uhr schoss schliesslich aus einer Tiefe von 429 Metern heisses Wasser empor. Der Pfarrer liess die Kirchenglocken läuteten. Die Leute im Dorf waren ausser sich vor Freude.
Hannelore Schafir war zu diesem Zeitpunkt an einer Hochzeit im Dorf: «Da kam Pöstler Laubi und rief: ‹Habt ihr noch nicht mitbekommen was los ist›? Sie öffneten das Fenster und hörten die Glocken.» Schafir dachte zuerst, der Papst sei gestorben. Aus der ganzen Region pilgerten die Menschen nach Zurzach, um dieses Ereignis zu feiern. Es gab ein riesiges Volksfest.
Tourismus setzte sofort ein
Innert kurzer Zeit wurden provisorische Baracken aufgestellt. Die Quelle wurde zum nationalen Ereignis. Aus der ganzen Schweiz kamen Menschen, um zu baden und das Wasser mit nach Hause zu nehmen. Der Zurzacher Historiker Franz Keller berichtet vom Tourismus, der sofort einsetzte:
Da es noch kaum Hotels gab, vermieteten die Zurzacher auch noch das hinterletzte Zimmer.
Bad Zurzach entwickelte sich zum Kurort und Standort einer grossen Rheuma- und Rehabilitationsklinik.Während viele Industriewerke, wie die Sodafabrik, in der Zwischenzeit geschlossen wurden, ist die Thermalquelle auch heute noch ein zuverlässiger Wirtschaftsfaktor.
So werden in Zurzach nicht nur eine halbe Million Badegäste pro Jahr empfangen. In der Anlage der Mineralwasserproduktion werden pro Jahr auch rund 100 Millionen Flaschen pro Jahr abgefüllt.
Das Wasser war ein grosser Glücksfall
«Ohne den Kurort wären wir eine verschlafene kleine Ortschaft – wir sind also froh, dass wir 1955 die Quelle wieder gefunden haben», sagt Andreas Edelmann, der VR-Präsident der Thermalquelle AG.