- Über den offiziellen Campingplatz des Eidgenössischen Turnfestes in Erlinsbach führt eine Starkstromleitung.
- In einem Korridor von 25 Metern rund um die Leitung dürfen sich keine Bauten und keine Menschen befinden.
- Den Organisatoren waren die Vorschriften zu wenig bewusst. Jetzt müssen sie den Korridor bis zum Festbeginn noch besser sichern.
Die eidgenössische Leitungsverordnung ist eindeutig. In Paragraf 39 steht: «Im Leitungsbereich von Hochspannungsfreileitungen dürfen sich keine Areale befinden, auf denen zeitweise grosse Menschenmengen vorkommen (Versammlungs-, Markt-, Schausteller-, Pausen-, Sport-, Campingplätze, öffentliche Liegewiesen usw.).»
Nun führt aber genau über den offiziellen Campingplatz des Eidgenössischen Turnfestes (ETF) auf der Schachen- und der Färbermatte in Erlinsbach (SO) eine Hochspannungsleitung von 110 Kilovolt.
Nach den Vorschriften des Bundes dürfen sich unter den Leitungen und in einem Bereich von je fünf Metern auf jeder Seite eines Kabels keine Bauten oder Menschenansammlungen befinden. Im Fall des offiziellen Campingplatzes des ETF führt das dazu, dass ein Korridor von 25 Metern frei bleiben muss auf der ganzen Länge des in drei Abschnitte unterteilten Campingplatzes.
Es war uns zu wenig bewusst, dass es unter der Leitung keine Ansammlung von Menschen geben darf.
Man habe diesen Korridor zwar berücksichtigt und in diesem Bereich keine Bauten realisiert, sagt ETF-Medienchef Marco Canonica. Auch Zelte seien dort nicht vorgesehen. Aber: «Es ist uns einfach zu wenig bewusst gewesen, dass es unter der Leitung keine Ansammlung von Menschen geben darf.»
Wer zu den Zelten will, muss zwangsläufig den Korridor queren. Der Korridor bildet also eine grüne Schneise auf der ganzen Länge des Campingplatzes. Wenn nun am Abend die Turnerinnen und Turner nicht gleich in ihre Zelte verschwinden, sondern sich noch treffen wollen, tun sie das wahrscheinlich genau unter der Stromleitung.
Und das könnte gefährlich sein, heisst es auf Anfrage beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat ESTI. Ein Sturm könnte eine Leitung herunterreissen. Diese könnte dann durch ihr Gewicht Menschen töten. Es könnte auch sein, dass sie noch unter Spannung steht. Dann wäre es noch gefährlicher.
Aber die wirkliche Gefahr seien Blitze, sagt Urs Huber vom ESTI: «Wenn ein Blitz einschlägt in eine Leitung oder in den Mast und dann via Mast in den Boden geht, dann gibt das Spannungsanhebungen, die Menschen elektrisieren und sehr stark verletzen können.»
Abschrankungen und Sicherheitspersonal
Das OK des Turnfestes muss nun sicherstellen, dass sich im Korridor unter der Leitung keine Menschenansammlungen bilden. Das ist keine einfach Aufgabe, denn der Campingplatz hat eine Kapazität von 14'000 Personen pro Nacht. Am Dienstagnachmittag besprach das OK die Situation.
Verordnung über elektrische Leitungen
«Es wird eine Absperrung geben, da überlegt man sich jetzt, wie man das macht», sagt ETF-Sprecher Marco Canonica. «Es wird auch Helfer dort haben in regelmässigen Abständen, die dafür sorgen, dass es keine Menschenansammlungen gibt unter der Leitung.»
Die Zeit drängt. Das Turnfest beginnt schon am Donnerstag. Bis dann muss der Campingplatz in Erlinsbach (SO) so sicher sein, dass auch bei Blitz und Sturm keine Menschen im Bereich der Hochspannungsleitungen in Gefahr sind.