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Fusion Region Zofingen Knapp die Hälfte der Attelwiler war gegen Hochzeit mit Reitnau

Roger Lehner, Gemeindeammann von Attelwil, ist erleichtert: Seine Gemeinde hat am Sonntag Ja gesagt zur Fusion mit Reitnau – allerdings hauchdünn mit 89 Ja zu 85 Nein-Stimmen. Nun will der Ammann die Fusion mit viel Fingerspitzengefühl umsetzen, damit die Gräben im Dorf nicht noch tiefer werden.

SRF: Die Fusion gegen den Widerstand von doch fast der Hälfte der Bevölkerung umzusetzen, muss eine schwierige Aufgabe sein?

Roger Lehner: Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Es braucht sicher noch Überzeugungsarbeit, es braucht den Dialog mit den Gegnern, dass wir zusammen mit ihnen noch gewisse Themen bearbeiten können, damit die Umsetzung gelingt. Es darf sicher kein Graben im Dorf entstehen.

Was kann der Gemeinderat dazu beitragen, dass es eben nicht zum Graben kommt? Man hat bei der Gemeindefusion auf dem Bözberg erlebt, wie noch lange nach der Fusion grosse Gräben bestanden, die in einen Streit vor Gericht mündeten. Es ging um irgendwelche Adressen. Das wollen Sie ja nicht in Attelwil?

Das ist sicher nicht unser Ziel und auch nicht jenes der Gegner. Es muss dem Projektteam gelingen zu zeigen, dass der Ortsteil Attelwil nicht benachteiligt wird. Bei der Landwirtschaft mit dem Ortsbürgerland sind gewisse Lösungen sicher noch möglich.

Was ist denn eigentlich das Problem mit den Bauern und dem Land?

Es geht um Pachtverträge mit den Ortsbürgergemeinden. Bis jetzt konnten unsere Bauern immer von den Ortsbürgern Land pachten. Da besteht die Angst, dass, wenn diese Verträge auslaufen, gewisse Pachtverträge in den anderen Ortsteil, also nach Reitnau gehen könnten; dort hat es auch sehr viele Bauern. Wir werden aber 2018 die Pachtverträge von Attelwil für weitere sechs Jahre verlängern.

Was kann man denn machen, dass die Attelwiler Bauern nicht unter die Räder kommen?

Da sind verschiedene Varianten denkbar. Vielleicht kann man es in einem Reglement festhalten. Vielleicht sogar in der Gemeindeordnung. Man kann das auch in einer Arbeitsgruppe zur Fusion thematisieren, damit man die Sicherheit geben kann, dass diese Pachtverträge nicht vermischt werden.

Ab dem 1. Januar 2019 gibt es die neue Gemeinde Reitnau mit dem Ortsteil Attelwil. Was gibt es nun als Erstes zu tun? Lassen Sie gleich Ortstafeln machen mit der Aufschrift «Attelwil (Gemeinde Reitnau)»?

Nein, das hat nicht Priorität. So etwas macht man erst am Schluss. Wir starten im neuen Jahr mit der Projektorganisation mit einer Umsetzungskommission. Wir müssen all die Reglemente und Verträge der beiden Gemeinden synchronisieren. Auch ein Budget müssen wir machen. Zuerst gibt es viel Papierarbeit. Erst nachher kommt die praktische Umsetzung.

Es ist die erste Fusion seit langer Zeit im Bezirk Zofingen. Vor 15 Jahren gingen Mühlethal und Zofingen zusammen. Seither sind alle Fusionsanläufe gescheitert. Könnte die nun beschlossene Fusion von Reitnau und Attelwil dem Fusionszug neuen Schub geben?

Es wäre schön, wenn es eine gewisse Wirkung hätte und andere animieren könnte, so ein Vorhaben auch zu riskieren und der Bevölkerung den Entscheid für die Zukunft zu ermöglichen. Es war sehr wertvoll, dass unsere Bevölkerung in den letzten anderthalb Jahren so intensiv und mit hoher Beteiligung die Weichen stellen konnte für die Zukunft der Gemeinde. Es würde mich freuen, wenn andere Gemeinden das auch machen würden.

Was empfehlen Sie denn anderen Gemeinden? Bei Attelwil und Reitnau ist es ja so, dass sie in gewissen Bereichen schon längst fusioniert sind, z.B. in der Gemeindeverwaltung. Muss man sich zuerst Schritt für Schritt annähern, um dann fusionieren zu können? Ist der Schritt von Null auf Hundertfünfzig gar nicht möglich?

Ich denke, es ist schwierig, wenn man sich noch gar nicht kennt. Bei uns haben wir gewisse emotionale Bereiche schon lange gemeinsam, z.B. Verwaltung, Schule und Feuerwehr. Wenn man das nicht hat, ist es sicher eine sehr grosse Herausforderung. Aber ich denke, dass man manchmal einfach Mut haben muss, schwierige Themen anzupacken und der Bevölkerung vorzulegen. Ich empfehle anderen Gemeinden: Wieso es nicht einmal versuchen?

Das Gespräch führte Stefan Ulrich

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